Nusplingen

Teure Baustellen und hohe Abschreibungen machen Nusplingen arg zu schaffen

03.05.2019

Von Volker Schweizer

Teure Baustellen und hohe Abschreibungen machen Nusplingen arg zu schaffen

© Volker Schweizer

In die Sanierung der Bergstraße fließen fast eineinhalb Millionen Euro.

Der erste doppische Haushalt steht unter keinen guten Vorzeichen: Nusplingen muss einen Kredit in Höhe von rund 890.000 Euro aufnehmen.

Die Gemeinde ist dieses Jahr spät dran mit ihrer Finanzplanung. Dass die Zahlen erst jetzt auf den Tisch kommen, hat zwei Gründe: der Wechsel in der Kämmerei und die Umstellung auf das neue Rechnungswesen. Tobias Keller, der Nachfolger von Hans Hager, erläuterte am Donnerstag im Gemeinderat nachvollziehbar und anschaulich, wie sich der aktuelle Etat zusammensetzt und weshalb Nusplingen nicht länger mehr schuldenfrei ist.

Erträge und Aufwendungen

Doppik ist ein Kunstwort. Die Abkürzung steht für die doppelte Buchführung in Konten. Einen Verwaltungs- und Vermögenshaushalt wie bisher in der kameralen Buchführung gibt es nicht mehr. Stattdessen besteht der Haushalt aus einem Finanzhaushalt mit Einzahlungen und Auszahlungen und einem Ergebnishaushalt mit Erträgen und Aufwendungen.

Zwei große Projekte

Ein Blick in den Ergebnishaushalt zeigt, dass in Nusplingen die Zeit nicht stehen bleibt. Knapp 3,1 Millionen Euro will die 1826 Einwohner zählende Gemeinde in diesem Jahr investieren. Das Dorfgemeinschaftshauses in Heidenstadt – für den Neubau sind weitere 322.000 Euro vorgesehen – ist dabei nur ein kleiner Brocken. Zwei Projekte, die schon lange geplant sind, werden in den nächsten Monaten angegangen und kosten weit mehr. Allein in die Bergstraße fließen 1,49 Millionen Euro, eine halbe Million davon in die Sanierung von Kanälen. Für den Breitbandausbau im Kernort und in Heidenstadt sieht der Haushalt 706.000 Euro vor.

Geld für Turmsanierung

Mit 67.000 Euro unterstützt die Gemeinde die Sanierung des Turms von St. Peter und Paul. 39.000 Euro kostet der Wohncontainer für die Asylbewerber, die hinter dem Gasthaus Stern untergebracht sind, 35.000 Euro das neue Notstromaggregat für die Feuerwehr. Für die neuen Urnenstelen auf dem Friedhof sind 25.000 Euro aufzubringen. Die durch das Dorf fließende Bära soll erlebbarer werden. Erste Ideen liegen vor, deshalb sind im Haushalt schon mal 20.000 Euro als Planungsrate eingestellt. Außerdem berücksichtigt das Zahlenwerk schon erste Ausgaben für die nächsten Mammutaufgabe, die „Hirtenwiese II“: 110.000 Euro für den Kanal- und Straßenbau.

Jahresabschluss 2018 steht aus

Wie wird nun dieser Maßnahmenkatalog finanziert? 1,4 Millionen Euro erwartet die Gemeinde an Zuweisungen und Zuschüssen, 35.000 Euro aus dem Verkauf von Grundstücken. „Außerdem stehen Überschüsse aus laufender Tätigkeit in Höhe von 230.270 Euro zur Verfügung“, informierte der Kämmerer. Die liquiden Mittel der Gemeinde bezifferte er auf knapp 630.000 Euro. Nusplingen kommt trotzdem nicht umhin, einen Kredit aufzunehmen. Tobias Keller gab die Summe mit 892.000 Euro an. Welches Anlagevermögen den Schulden gegenüberstehe, könne er noch nicht sagen, da die Eröffnungsbilanz zum 1. Januar erst nach der Feststellung des Jahresabschlusses 2018 erstellt werde. Ende 2018 hatte Nusplingen noch 633.710 Euro in der Hinterhand.

Feste Vorgaben

Mit der Einführung der Doppik ist festgeschrieben, dass jede Kommune mit ihren Gebäuden – zum Beispiel Kindergarten und Rathaus – und anderen Vermögenswerten die Abschreibungen jährlich zu erwirtschaften hat. Nusplingen schafft das nicht. Die Abschreibungen belaufen sich auf 777.510 Euro, im Haushalt 2018 waren aber nur 277.300 Euro veranschlagt.

Kritik am Gesetzgeber

Bürgermeister Jörg Alisch kritisierte die Vorgaben des Gesetzgebers: „Es rächt sich, dass wir in den vergangenen Jahren unsere Infrastruktur in Schuss gehalten haben. Andere Gemeinde, die es schleifen ließen, sind nun klar im Vorteil, was die Abschreibungen angeht.“ Wer investiert habe, werde nun bestraft, ärgerte sich auch Willi Schreiber. An der Situation lasse sich nichts ändern, betonte der Kämmerer, man könne schließlich keine Straßenmaut oder Eintrittsgeld für das Rathaus verlangen.

Zielstrebig und sparsam

In den nächsten Jahren wird es für Nusplingen nicht besser. Im Ausblick wies Tobias Keller auf die großen Sanierungs- und Unterhaltungsmaßnahmen hin. Ein noch nicht abschätzbares Kostenrisiko liege im Ausbau der Breitbandversorgung. Er rechne mit einem zweistelligen Millionenbetrag.

Dass die Gemeinde die vielen Aufgaben meistern wird, steht für den Bürgermeister aber außer Frage. „Ich bin guter Dinge“, zeigte sich Alisch optimistisch. „Denn wir sind zielstrebig und sparsam.“

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