FUSSBALL

Tests steuern Training: TSG Balingen erwartet Schott Mainz zum ersten Heim-Geisterspiel

14.12.2020

Von Marcel Schlegel

Tests steuern Training: TSG Balingen erwartet Schott Mainz zum ersten Heim-Geisterspiel

© Weiss/Eibner

Lukas Foelsch (links) und die TSG Balingen spielen am Dienstag gegen Mainz.

Die Fußballer der TSG Balingen kämpfen vor dem ersten Geister-Heimspiel ihrer Geschichte mit etlichen Widrigkeiten. Die Regionalliga-Partie gegen den TSV Schott Mainz wird am Dienstag um 19 Uhr unter Ausschluss der Öffentlichkeit angepfiffen.

Die Herausforderungen, mit denen sich die Verantwortlichen der TSG Balingen im „umstrittenen“ Dezember der Regionalliga Südwest auseinandersetzen müssen, sind komplex. Und sie laden geradezu zur Überforderung und Ermüdung ein. Trainer Martin Braun zum Beispiel wird derzeit die Aufgabe zuteil, einen Rumpfkader von berufstätigen Amateurfußballern, die im November wegen der Corona-Unterbrechung kein Mannschaftstraining absolvierten und zumindest im spieltechnischen und taktischen Bereich zwangsläufig noch Rückstand haben dürften, auf zwei Englische Wochen in Folge und nun noch drei Heimspiele in sieben Tagen vorzubereiten – das alleine: Herausforderung genug.

Leidvoll lange Lädiertenliste

Kompliziert wird die Trainingssteuerung, weil Braun mehr als eine Handvoll Spieler fehlen, darunter Leistungsträger wie Eisele oder Guarino, die dieses Jahr ebenso wie der langzeitverletzte Schiffel oder die mehrfach gebeutelten Gaiser und Konz definitiv nicht mehr spielen werden. Auch die Einsätze von Wöhrle, Vochatzer und Kapitän Schmitz im Heimspiel gegen den Tabellendrittletzten TSV Schott Mainz am Dienstag (19 Uhr, im ZAK-Liveticker) sind fraglich. Auf seiner Lädiertenliste musste Braun vor dem Abschlusstraining am Montagabend auch hinter die Namen Seemann, Fritschi, Storm und Dierberger weiterhin Fragezeichen setzen.

Carlos Konz spricht über seine Covid-Erkrankung.

Anstatt also einzelnen Akteuren eine Pause gönnen oder aufgrund taktischer Erwägungen eine neue Spielervariation aufs Feld schicken zu können, muss der TSG-Trainer vielmehr überlegen, welche Spieler er im Dienstag-Heimspiel gegen den Viertliga-Rückkehrer aus Mainz (12 Punkte in elf Spielen) überhaupt einsetzen kann, notfalls auch auf ungewohnter Position. Und dabei schon die Heimpartie am Samstag (14 Uhr) gegen den FSV Frankfurt im Hinterkopf behalten.

Corona-Schnelltests vor jedem Spiel

Auch das Training verlangt den Balingern, die als Tabellenzwölfte ins 13. Saisonspiel (16 Punkte) gehen, auf der eisigen Alb so manches ab. Der Trainingsbetrieb – er erinnert zuweilen an eine Rutschpartie. Und dann sind da noch die strengen Hygieneverordnungen, auf Basis derer dem Südwesten der 4. Liga, anders als drei anderen der fünf Staffeln, überhaupt erst erlaubt wurde, die Saison im Dezember fortzusetzen. Auch wenn gut die Hälfte der Klubs, die TSG eingeschlossen, das gar nicht wollte.

Co-Trainer Lukas Foelsch über Spiele während Corona.

Spieler und beteiligte Vereinsoffizielle müssen nun am Tag vor Spielbeginn einen negativen Corona-Schnelltest vorweisen, was für Braun zwangsläufig gleichbedeutend mit einer Trainingseinheit ist. Denn die Fußballer, die fast alle einem Job oder Studium nachgehen, nur für die Tests nach Balingen kommen zu lassen, würde den Aufwand vergrößern, findet er. Anders gesagt: Die Tests steuern nun das Training.

Martin Braun beklagt sich nicht

All das sind Hypotheken, über die Braun derweil von sich aus keinen Satz verliert – außer er wird danach gefragt. Und selbst dann spricht der Coach lieber über die 2:3-Niederlage beim TuS RW Koblenz vom Samstag – der ersten Partie nach dem Restart. Einer, die die Balinger zwar nicht hätten gewinnen, aber auf keinen Fall verlieren müssen. Zumal die Koblenzer das 2:1 aus abseitsverdächtiger Position erzielten, die Balinger das finale 2:3 in der 90. Minute kassierten und in der Nachspielzeit einen Foulelfmeter hätten bekommen können. „Wir wussten nach dem spielfreien November und angesichts der personellen Situation nicht, wo wir stehen“, sagt Braun. „Gemessen daran haben wir kein schlechtes Spiel gemacht. Ein Unentschieden war möglich und wäre gerecht gewesen.“ Die Koblenzer, nun Tabellen-15. (14/12), aber seien ungemein effizient gewesen. „Die haben unsere kleinen Fehler wirklich eiskalt ausgenutzt.“

Brauns Koblenz-Analyse im Video.

Das hat die TSG auch am Dienstagabend vor – im ersten Geisterspiel in Balingen überhaupt: für die Spieler eine neue Erfahrung, für den Verein ein finanzielles Problem. Die Chance auf einen Heimsieg trotz widriger Umstände sieht Braun allemal. Zumal sich auch der Gegner als Amateurverein mit vergleichbaren Bedingungen und Hindernissen konfrontiert sieht. Und mit einer 0:2-Niederlage im Kellerduell gegen den FC Gießen in den anstrengenden Dezember gestartet ist.

Der ZAK stellt live und kostenlos einen Liveticker bereit.

Die TSG Balingen bietet für 5 Euro einen Livestream an.

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