Talfahrt gestoppt: HBW Balingen-Weilstetten feiert knappen Erfolg gegen die Füchse Berlin

Von Marcus Arndt

Der Balinger Bundesliga-Aufsteiger beendete gestern Nachmittag seine Negativ-serie, besiegte sensationell die Füchse aus Berlin mit 31:30.

Talfahrt gestoppt: HBW Balingen-Weilstetten feiert knappen Erfolg gegen die Füchse Berlin

Der HBW triumphierte über Berlin.

Mehr als verdient setzte sich das Team von Trainer Jens Bürkle gegen die favorisierten Hauptstädter durch. Fünf Sekunden vor dem Abpfiff machte Lukas Saueressig den Deckel drauf.

„Ich habe heute ehrlich gesagt nicht damit gerechnet“, gesteht Gregor Thomann ein, „aber wir haben einen kühlen Kopf bewahrt, hatten Kampfgeist und die Stimmung in der Halle.“

Und nach drei knappen Niederlagen in Folge düpierte der HBW den Favoriten aus der Hauptstadt. „Super geil“, findet das der Balinger Linkshänder, „aber klar war es erst, als ‚Luki‘ den Ball reinmacht.“ Berlin verteidigte mit offener Manndeckung – mehr als der Anschlusstreffer war allerdings nicht drin. „Einfach unglaublich“, jubelt Jannik Hausmann, „endlich haben wir uns belohnt. Wir hatten diesmal keinen Bruch drin...“

Starker Start für die Schwaben

Gegen die Hauptstädter – mit ihrem mächtigen kroatischen Mittelblock – machten die „Gallier“ richtig Tempo, suchten Lösungen über die Nahdistanzschützen. Das funktionierte: Thomann veredelte den ersten Konter stark gegen Nationaltorhüter Silvio Heinevetter.

Auf der Gegenseite parierte Vladimir Bozic zwei Freie der Füchse. Das ungleiche Duell zwischen dem Zweitliga-Meister und dem EHF-Cup-Teilnehmer nahm so richtig Fahrt auf, wurde unglaublich intensiv.

Wichtiger Faktor: Der Balinger Keeper, welcher gegen Hans Lindberg spektakulär hielt. Routiniert drehte Berlin mit einem 4:0-Lauf das Spiel, führte mit 5:3 (9. Minute). Filip Taleski sorgte für den Anschluss und Vladan Lipovina egalisierte (5:5/ 11.).

Füchse mit Schwierigkeiten

Die Schwaben schlossen immer wieder schnell ab – in dieser Phase vielleicht einen Tick zu früh. Dennoch: Der HBW präsentierte sich als adäquater Spielpartner für das Spree-Ensemble. Das bekam immer Schwierigkeiten, wenn die Schwaben schnell spielten.

Auf der Gegenseite setzte Jacob Holm nur sporadisch Akzente – und auch Paul Drux und Fabian Wiede blieben in Durchgang eins blass. Balingen-Weilstetten stellte den alten Zwei-Tore-Abstand wieder her (10:8/20.) und nach dem nächsten Fehlwurf sah Velimir Petkovic Gesprächsbedarf.

Der erfahrene Übungsleiter justierte erfolgreich nach. Berlin glich erneut aus (10:10/22.), bekam in der Abwehr aber keinen Zugriff. Per Siebenmeter konservierte Oddur Gretarsson den knappen Vorteil des Tabellen-14.: beim 12:11 (25.) und 13:12 (27.). Zur Pause lag der Außenseiter mit 14:13 vorne.

Konsequente „Gallier“

„Wir trafen Absprachen für die zweite Hälfte“, so Petkovic, „und drehen es dann auch. Aber es fehlte der Ernst.“ Marko Kopljar wirkte fahrig, leistete sich zwei simple Fehler. Die nutzten die Balinger konsequent, drehten einen 16:17-Rückstand (35.) in eine knappe Führung (19:17/39.).

Der Aufsteiger investierte mehr, machte weniger Fehler. Petkovic reagierte, stellte nach einer Auszeit erneut um. Ohne Erfolg. Frederik Simak zog die nächste Fahrkarte und die Gastgeber auf 22:18 davon (43.). Berlin wackelte, haderte. Das Momentum war aufseiten des HBW. Marcel Niemeyer netzte ins verwaiste Füchse-Tor: zum 24:19 (44.). Eine Momentaufnahme!

Berlin verkürzt nochmals

Berlin verkürzte in der Schlussviertelstunde nach einem Struck-Doppelpack, war wieder dran. Die „Gallier“ bekamen Probleme im Positionsangriff, während Drux auf der Gegenseite netzte (25:23/ 52.).

Taleski sorgte kurzzeitig für etwas Entlastung, traf aus zehn Metern. Lindberg stellte aber erneut den Anschluss her. Bürkle zückte die grüne Karte, zeigte seinem Team Lösungen gegen die sehr offensive Füchse-Deckung auf. Dennoch blieb es eine enge Kiste.

Entscheidend, dass Taleski die Räume nutzte und immer wieder über den Berliner Block kam. „Wir waren sehr konsequent und sehr fokussiert“, bilanziert Bürkle, „und als es zu kippen droht, retten wir uns durch tolle Aktionen.“ Symptomatisch: Der junge Mazedonier zimmerte die Kugel aus der Distanz in die Maschen. 30:27 für den Außenseiter, aber noch fast eineinhalb Minuten waren zu absolvieren.

Doch der Vorsprung reichte. 31:30 hieß es am Ende und Petkovic kritisiert: „Für 31 Gegentore habe ich keine Erklärung, keine Entschuldigung. Einige haben den HBW wohl unterschätzt.“