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Tag der Geschichte des Bürgervereins: So bunt und eindrücklich ist die Balinger Stadthistorie

Von Barbara Szymanski

Erst ein Trommelwirbel, dann betritt eine illustre Gesellschaft die Hauptbühne der Gartenschau. Frauen und Männer – oder besser verdiente Damen und Herren – aus der Balinger Historie sind zu Besuch beim Tag der Geschichte, zu dem der Bürgerverein am Sonntag eingeladen hat.

Für ein Gruppenfoto hatten sich alle Darsteller vom Tag der Geschichte vor historischer Kulisse aufgestellt.

Um die Neugier des zahlreich erschienenen Publikums zu wecken, haben sich Horst Peter Öhler, Ideengeber und Ausschussmitglied des Vereins, und Dr. Ingrid Helber, Kunsthistorikerin, Historikerin, Buchautorin und Stadtführerin, zum Auftakt des tagesfüllenden Programms mit Musik, Vorträgen, Lesungen, Sport, Rokoko-Tänzen und Führungen etwas Besonderes ausgedacht: eine Art Modenschau mit historischen Kostümen aus dem Fundus von Dr. Helber.

Dass kein Catwalk stattfindet, war klar. Schließlich war dies nur der Aufhänger, um sich an bedeutende Persönlichkeiten der Kreisstadt zu erinnern. Wie an Wilhelm Friedrich Eisele (von Georg Wilkens dargestellt).

Der Schultheiß war äußerst rührig, erzählt Dr. Helber, die in Brokat und Seide und mit Stirnreif angetan, die „hohe Dame“ Judith verkörperte – die Urenkelin von Kaiser Karl dem Großen.

Bürgermeister Eisele hat Balingen in die Zukunft geführt

Der Stadtchef Eisele hat die Eisenbahn nach Balingen gebracht, Fabrikbauten errichten lassen, das Freibad, Schwefelbad, Turnhalle, Krankenhaus und Postamt. Er hat Schulen gegründet, und vor allem eine Quelle gekauft und Leitungen gebaut, damit die Bürger frisches Trinkwasser zapfen konnten. „Andere Bürgermeister müssen sich ob dieser Rührigkeit erst noch bewähren“, bemerkte die Moderatorin mit Augenzwinkern in Richtung Bürgermeister Ermilio Verrengia.

Der feine Gehrock des antiken Schultes jedenfalls war tiefschwarz. Eine Stofffarbe, die erst im Industriezeitalter für alle zur Verfügung stand. Rote Stoffe waren ebenfalls teuer und nur von edlen Frauen wie Dorothea von Balingen (Ingrid Mey) oder Margarete von Savoyen (Nina Amann) getragen werden konnten, schilderte Dr. Helber. Ulrich V. von Württemberg, der Vielgeliebte (Günther Meinhold), war ein frommer Mann und Stifter von Gotteshäusern wie der Stadtkirche.

Auch nicht ganz so historische Lieder in der Stadtkirche

In diese begab sich die Gesellschaft und traf auf gut gefüllte Kirchenbänke. Dr. Helber hatte sich inzwischen in die dichtende, fromme, großzügige Balinger Bürgerin Sabina Kromppein (1595 bis 1672) verwandelt. Auch andere historische Persönlichkeiten stellten sich vor. Auf der Empore hatten sich Annemarie Schneider an der Orgel und Thomas Schmid auf zahlreiche Kinder eingestellt. Doch „Probier‘s mal mit Gemütlichkeit“ aus dem Dschungelbuch oder „Ich frag die Maus“ aus der berühmten Wissens-Sendung kamen genauso gut an wie der Jazz-Standard Making Up My Mind, ein Boogie und ein Rag.

Dabei entwickelten beide Instrumente eine ungewohnte Leichtigkeit sowie vorwärtsstrebendes Tempo, feschen Rhythmus, kühne Phrasierungen und knackig herausgespielte Synkopen. Ein spannender Kontrast, bevor die geschichtlich Interessierten weiterwanderten.

Programm an vielen Orten

Wie zur Herrenmühle und die dramatischen Ereignisse des zerstörerischen Hochwassers von 1895, die Hexenjagd beim Zwinger und die Geschichten um die Gefängniszellen im Wasserturm des Zollernschlosses. Überglücklich ob des großen Zuspruchs zog Dr. Ingrid Helber abends Bilanz: „Viele Leute sind stehengeblieben, haben Fragen gestellt, fotografiert. Alle Programmpunkte – auch das Fechten – waren gut besucht.“