TSG-Coup in der Landeshauptstadt: Defensive Stabilität entscheidet Derby

Von Marcus Arndt

Mit 2:1 setzten sich die Balinger Fußballer am Freitag in Stuttgart durch. Trotz Rang acht übt sich die TSG weiter in schwäbischem Understatement.

TSG-Coup in der Landeshauptstadt: Defensive Stabilität entscheidet Derby

Der Balinger Doppeltorschütze Jan Ferdinand hatte Daniel Didavi fest im Griff. Trotz prominenter Verstärkung aus dem Erstliga-Kader unterlag die Zweitvertretung des VfB mit 1:2 im schwäbischen Derby.

Auch Daniel Didavi verhinderte den Rückschlag der Stuttgarter U 21 im Kampf gegen den Abstieg nicht. Während der Nürtinger nur selten Akzente setzte, erzielte Jan Ferdinand beide TSG-Treffer gegen seinen Ex-Klub.

TSG bleibt unbeeindruckt

Es war ein seriöser, sehr solider, phasenweise starker Auftritt des Kreisstadt-Klubs im schwäbischen Derby bei der kriselnden Zweitvertretung des VfB, welche neben dem 32-jährigen früheren Juniorennationalspieler vier weitere Akteure aus dem Erstliga-Kader aufstellte. „Natürlich blickt man da im ersten Moment auf die Mannschaftsaufstellung und hat das Gefühl, dass dies nicht unbedingt korrekt ist“, gesteht Balingens Manager Jan Lindenmair ein, „aber unsere Mannschaft ließ sich nicht beeindrucken, hat das überragend gemacht.“

Den besseren Auftakt erwischten dann auch die Kreisstädter. Ferdinand traf an alter Wirkungsstätte bereits in der neunten Minute – perfekt bedient von Pedro Almeida Morais, der wie Kaan Akkaya diesmal in die Startelf rückte. Auch nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich durch das dänische Toptalent Wahid Faghir (11. Minute) blieben die Eyachstädter am Drücker, stellten nach dem zweiten Ferdinand-Treffer (24.) weiterhin die spielerisch, läuferisch und kämpferisch klar bessere Mannschaft vor fast 600 Zuschauern auf dem Nebenplatz der Mercedes-Benz Arena. Das Team von Trainer Martin Braun brachte seine Qualitäten eindrucksvoll auf den Platz, stand defensiv stabil und schaltete schnell um. „Wir haben uns über das gesamte Spiel hinweg auf einem hohen Niveau präsentiert“, bilanziert Lindenmair zufrieden.

Umstellungen greifen nicht

Anders die Stuttgarter U 21. Trotz prominenter Unterstützung aus dem Bundesliga-Team kam wenig vom VfB 2. „Die defensive Stabilität hat für uns den Ausschlag gegeben“, hebt Braun hervor, nachdem die Cannstatter bei beiden Gegentreffern alles andere als sortiert waren. „Diese Fehler ziehen sich wie ein roter Faden durch die Saison. Das bekommen wir nicht gestoppt“, kritisiert sein Gegenüber Frank Fahrenhorst.

Auch nach dem Seitenwechsel generierte der Tabellenachte die besseren Szenen, während die Stuttgarter haderten: mit sich und dem Karlsruher Schiedsrichter Philipp Reitermayer. Mit einem Dreifachwechsel versuchte der VfB 2-Coach, neue Impulse zu setzen, löste die Viererkette auf, um im Mittelfeld ein Übergewicht herzustellen. Das funktionierte nicht, weil die Kreisstädter einfach mehr investierten. Symptomatisch: Der hohe Laufaufwand von Doppeltorschütze Ferdinand, der früh und effektiv störte. Und wenn sich Lücken in den Ketten auftaten, der TSG-Stürmer stopfte diese. Dennoch blieb er gefährlich, hatte nach einem unnötigen Schock-Ausflug die beste Möglichkeit in Durchgang zwei (71.). Der Stuttgarter Keeper hatte einen langen Ball etwas unterschätzt. Stark setzte sich der eingewechselte Tobias Dierberger durch, brachte die Kugel in die Box, wo der Albstädter gleich von drei Stuttgartern entscheidend gestört wurde.

Gegen Frankfurt am Samstag

Auf der Gegenseite erlebte TSG-Keeper Marcel Binanzer zunächst eine ereignisarme zweite Spielhälfte. Richard Weil versuchte es vergebens aus der Distanz (70.), ebenso Mateo Klimowicz (73.). Ansonsten kam wenig von den Stuttgartern, welche fahrig und ideenlos wirkten. Spielerisch fand der VfB 2 keine Lösungen – und auch mit der Brechstange klappte es nicht. Erst in der Nachspielzeit wurde es noch einmal gefährlich für den Kreisstadt-Klub, doch nach einem Massimo-Freistoß hatte der eingewechselte Sven Schipplock zu viel Rücklage und die Kugel ging knapp drüber (90.+1). Das war’s. „Das ist eine Riesenenttäuschung. Nicht weil wir das Spiel verloren haben, sondern die Art und Weise wie wir verloren haben“, so Fahrenhorst, „wir haben zu wenig investiert in allen Belangen. Es fehlte die Gier, die Bereitschaft, das Spiel unbedingt so zu gestalten, wie man ein Fußballspiel gestalten muss.“

Während sich Balingen in der oberen Tabellenhälfte behauptet hat, geht der Stuttgarter Blick nach unten. Nächster TSG-Gegner ist am Samstag der FSV Frankfurt. „Wir haben jetzt gegen zwei direkte Konkurrenten um den Klassenerhalt gewonnen“, erklärt Lindenmair, „und wollen nun die nächsten Punkte draufpacken.“