Die Ausgangslage war schon miserabel und spätestens nach acht Minuten war sie am Dienstagabend dann hundsmiserabel. Da hatte die Regionalliga-Rumpfelf der TSG Balingen erst Jonas Fritschi mit der Roten Karte und dann eigentlich auch schon das Heimspiel gegen den TSV Eintracht Stadtallendorf verloren, den schon abgestiegenen Tabellenletzten.

Update: Das Foul von Jonas Fritschi, das zum vorentscheidenden Elfmeter und zum Platzverweis führte, war wohl außerhalb des Strafraums, wie der Fotobeweis zeigt. Schauen Sie sich hier die Szene an.

Für Fritschi, der von Trainer Martin Braun in der ohnehin um elementare Spieler dezimierten Balinger Verteidigung seine Chance bekommen hatte, war es ein besonders verregneter Abend. Der Ex-Freiburger hatte Stadtallendorfs Arne Schütze niedergerissen, der auf dem Weg zum Tor gewesen war – als letzter Mann, im eigenen Strafraum. Es folgte, was folgen musste: die Doppelbestrafung aus Platzverweis und Elfmeter-Gegentor zum 0:1 durch Eintracht-Stürmer Del Angelo Williams (9.).

0:1 und zu zehnt nach weniger als zehn Minuten

Nur acht Minuten dauerte der erste Startelf-Einsatz des lang verletzten Verteidigers. Dem 21-Jährigen derweil die höchste Saisonniederlage der nun auf Platz 15 stehenden TSG allein in die Schuhe schieben zu wollen, das würde dann doch zu kurz greifen. Denn bei den vier Treffern mischten in Summe mehr Balinger mit als Stadtallendorfer. Soll heißen: Die Braun-Truppe, die bei nur einem Sieg nun sieben der vergangenen zehn Spiele verloren hat, leistete sich kapitale Fehler, die zwar auch, aber nicht nur mit Müdigkeit und hauchdünnem Kader zu erklären sind.

Beim 0:2 in der 48. Minute etwa köpfte der zur Pause eingewechselte Kaan Akkaya den Ball halbhoch auf Jonas Vogler zurück, dem die Annahme folgerichtig misslang, wieder als letztem Mann. Diesmal war Jascha Döringer im Strafraum durch und ließ sich allein vor TSG-Keeper Julian Hauser nicht zwei Mal bitten. Beim Freistoß-Pfund von Malcolm Phillips aus 35 Metern sah nun Hauser selbst zumindest unglücklich aus. Mit seinem 0:3 (63.) dürfte der lange Hesse jedenfalls ein Kandidat für die „Tor des Monats“-Liste sein.

Braun fehlen Leistungsträger und das sieht man

Um Phillips, der schon in der 52. Minute einen ähnlichen Distanzschuss an Hausers Latte gezimmert hatte, ein wenig die Show zu stehlen, griffen die Balinger beim 0:4 dann wieder selbst beherzt ins Offensivgeschehen des Gegners ein: Eintrachts Williams profitierte von einem Missverständnis zwischen Vogler und Hauser und besorgte in der 79. Minute den Endstand. „Bei uns kam heute alles zusammen, was sich in den vergangenen Wochen angedeutet hatte“, sagte Braun, der derzeit den Großteil seines Regionalliga reifen Personals Ärzten und Physiotherapeuten zur Verfügung stellen muss. „Das war dieses eine Spiel in dieser Saison, in dem wir wirklich unter unserem Niveau waren.“

Zu Spielbeginn und zu dessen Wiederbeginn hatte am Dienstag in der Bizerba-Arena jeweils ein kurzer Regen eingesetzt und zwar jeweils direkt vor den Gegentoren – ein Sinnbild der doppelkalten Dusche, unter die sich zittrige Schwaben stellten. Das Fazit, so offensichtlich wie hart: Das war der zwischenzeitliche Tiefpunkt.

Bayern Alzenau holt nur einen Punkt

So kurios es auch klingen mag: Trotz des 0:4 gegen Regionalliga-Schlusslicht Eintracht Stadtallendorf ist die TSG Balingen dem rechnerischen Klassenerhalt einen Schritt näher gekommen. Der Tabellenvorletzte Bayern Alzenau kam am Dienstag gegen den FC Gießen nicht über ein 1:1 hinaus. Die TSG hat bei noch 18 zu holenden Punkten 17 Zähler Vorsprung auf Alzenau. Da brennt nichts mehr an.