Fussball

TSG Balingen in der Zwangspause: Auf dem Rad statt auf dem Rasen

03.05.2020

Von Marcel Schlegel

TSG Balingen in der Zwangspause: Auf dem Rad statt auf dem Rasen

© Moschkon

Nichts geboten: In der Bizerba-Arena wird aktuell nicht gespielt.

Bei der TSG Balingen geht man von einem Saisonabbruch aus. Das Trainerduo steht derweil kurz vor der Vertragsverlängerung.

Wüsste man es nicht besser, man könnte derzeit den Eindruck bekommen, bei der TSG Balingen handele es sich um einen Lauf- und Radsportverein.

Denn seit die gesetzlichen Corona-Vorgaben den Trainings- und Spielbetrieb im Amateurfußball ausbremsen, halten sich die Regionalliga-Spieler von Chefcoach Martin Braun in Eigenregie fit – vor allem eben mit Laufeinheiten und auf dem Zweirad.

Spielerischer Ansatz

Co-Trainer Lukas Foelsch und Athletikcoach Stefan Vogler verteilen wöchentliche Trainingspläne. Zudem nutzt die Mannschaft eine App, in der absolvierte Fahrt- und Laufdistanzen festgehalten werden. Ein spielerischer Ansatz, der den Ehrgeiz jedes Einzelnen fördern soll.

„Es geht darum, als Team so viele Kilometer zu sammeln wie möglich“, so Foelsch. „So erhalten wir den Teamgeist und den gemeinsamen Wettbewerb aufrecht.“ Kontrolliert wird nicht. „Wir sind alle alt genug, um eigenverantwortlich zu handeln“, findet der Balinger Spielertrainer.

Ungewisse Zukunft

Zwei Monate sind seit dem letzten Saisonspiel vergangen. Ebenso lange haben die Schwaben, die derzeit auf Teile des Gehalts verzichten, sich nicht mehr realiter gesehen. Wie lange noch? Derzeit ungewiss.

Ursprünglich hatte die Ligaleitung ein weiteres Vorgehen an die Ministerpräsidentenkonferenz mit Kanzlerin Angela Merkel geknüpft, die vergangenen Donnerstag stattfand – in der Hoffnung, dass die Politik weitere sportspezifische Beschlüsse fasst und zum Beispiel definiert, ab wie vielen Teilnehmenden eine Zusammenkunft als Großveranstaltung eingestuft wird; diese sind bekanntlich bis 31. August verboten.

Entscheidung vertagt

Doch Merkel und Co. vertagten diese Themen. Und entsprechend vertagte Sascha Döther eine Entscheidung über das weitere Vorgehen auf den 12. Mai. Dann will sich der Geschäftsführer der Regionalliga Südwest GbR wieder mit den Managern der 18 Vereine treffen – virtuell, versteht sich.

An der Zweiteilung der Südweststaffel wird sich bis dahin nichts ändern: Ein Drittel, darunter ausschließlich Profiteams wie Tabellenführer 1. FC Saarbrücken, möchte die Saison fortsetzen und würde dafür auch Geisterspiele in Kauf nehmen. Für die Mehrheit der Klubs aber sind Partien ohne Publikum aufgrund des wirtschaftlichen Minusgeschäfts untragbar. Zumal dann wohl alle Beteiligten auf das Virus getestet werden müssten, was nicht nur finanzielle Mehrkosten produzieren würde.

Foelsch geht von Abbruch aus

Die TSG Balingen plädiert für eine Annullierung oder einen Saisonabbruch und hofft darauf, dass der Abstieg ausgesetzt wird – dann hielte der Tabellenvorletzte sich kampflos in der 4. Liga. Foelsch derweil möchte sich ebenso wie Chefcoach Martin Braun auf kein Modell festlegen. „Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass so schnell wieder gespielt wird“, sagt der Mittelfeldspieler. Er gehe von einem Saisonabbruch aus.

Braun ergänzt: „Es ist nicht sinnvoll, wenn jeder seine Meinung nun nach außen trägt.“ Eine noch nie dagewesene Situation wie die aktuelle sei komplex, leichte Antworten darauf gäbe es nicht und deswegen werde man sich mit jeder Entscheidung des Trägerverbands einverstanden erklären, so der Cheftrainer.

Wöchentliche Konferenz

Unterdessen machen sich die TSG-Verantwortlichen Gedanken über die neue Saison. Sportvorstand Alexander Schreiner und die beiden Coaches treffen sich einmal pro Woche zu einer Videokonferenz. Thema: Personal und Verträge. Auch die eigenen. Die Coaches signalisieren, dass eine weitere Zusammenarbeit realistisch ist. „Wir sind uns eigentlich weitgehend einig“, sagt Braun. „Sicher werden wir bald Vollzug melden.“

Schreiner führt zudem Gespräche mit den Spielern und ist hier schon weit vorangeschritten. Gut 20 Fußballer haben laut Braun bereits Verträge (unterschrieben), die auch im Falle eines Abstiegs in die Oberliga gelten. „Wir befinden uns in einer guten Situation.“ Noch besser: Offenbar erreichen den Kreisstadtklub Anfragen von externen Spielern, die sich der TSG gerne anschließen würden. Personalien, die man prüfe, selbst wenn Probetrainings derzeit nicht möglich sind, weiß Braun. „Offenbar ist die TSG für zahlreiche Spieler aus der Region ein interessanter Verein.“

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