FUSSBALL

TSG Balingen gastiert in der Regionalliga beim VfB und hofft auf finanzielle Unterstützung

08.01.2021

Von Marcel Schlegel

TSG Balingen gastiert in der Regionalliga beim VfB und hofft auf finanzielle Unterstützung

© Sören Herl

Hält der relative Höhenflug der TSG Balingen (mit Daniel Seemann) auch in Stuttgart am?

Der Re-Restart in der Fußball-Regionalliga Südwest steht an: Die TSG Balingen reist am Samstag nach Stuttgart zum VfB 2 und wartet zudem auf Antwort aus der Landeshauptstadt.

So kurz war die Winterpause für die TSG Balingen noch nie: Nur zweieinhalb Wochen, nachdem die Schwaben überraschend die Kickers Offenbach (1:0) besiegten, sind die Balinger bei der U21 des VfB Stuttgart zu Gast. Das Württemberg-Derby in der Fußball-Regionalliga Südwest steigt diesen Samstag (14 Uhr; die TSG bietet einen Livestream an) in Bad Cannstatt, nach wie vor unter Ausschluss der Öffentlichkeit. „Spiele beim VfB sind immer ein Highlight“, sagt TSG-Teammanager und Co-Trainer Rainer Huss vor dem Mittelfeldduell zwischen dem Tabellenachten aus der Landeshauptstadt und dessen punktgleichem Verfolger vom Rande der Alb.

Die zweite Mannschaft des VfB, bei dem Nico Willig die U19 coacht, trägt ihre Heimspiele im Robert-Schlienz-Stadion aus, im Schatten der Mercedes-Benz-Arena also. Alleine dies trage zur Besonderheit des Derbys bei, findet Huss. „Außerdem haben die Stuttgarter immer mal wieder namhafte Spieler in ihren Reihen, das ist schon etwas Besonderes.“ Gut möglich, dass in dem vom ehemaligen Bundesliga-Profi Frank Fahrenhorst gecoachten Team zum Beispiel Holger Badstuber aufläuft. Der 31-jährige Ex-Nationalspieler, sechsmaliger Deutscher Meister und Champions-League-Sieger, wurde beim VfB degradiert und gehört deshalb zum Kader der U21.

Keine Angst vor großen Namen

Vom großen Namen werde sich die TSG Balingen aber garantiert nicht beeindrucken lassen, beteuert Huss. „Die Jungs haben zuletzt mit Offenbach ein Top-Team der Liga geschlagen. Wir dürfen mit Euphorie und Selbstbewusstsein in dieses Spiel gehen.“ Zumal die Mannschaft in der kurzen Wintervorbereitung hervorragend trainiert und vor Vorfreude gesprüht habe, so der Co-Trainer von Chefcoach Martin Braun.

Unterdessen reisen die Balinger, nach wie vor stark ersatzgeschwächt, nicht nur nach Stuttgart, sie warten auch auf Antwort aus der Landeshauptstadt. Die TSG nämlich hofft auf finanzielle Unterstützung der Politik. „Uns fehlen Einnahmen und das doch in erheblichem Maße“, sagt Geschäftsführer Jan Lindenmair. Der Grund: natürlich die Zuschauerbeschränkungen auf 463 Personen zu Saisonbeginn und deren komplette Untersagung seit dem Re-Start Mitte Dezember. Drei Heimspiele waren bislang von Komplettausfällen betroffen.

Geisterspiele werden vorerst bleiben

Lindenmair geht davon aus, dass bis mindestens Ende Februar, wahrscheinlich länger, lediglich Geisterspiele stattfinden dürfen. Habe man anfangs durch die Deckelung auf rund 500 Gäste in der Bizerba-Arena die Kosten für die Austragung eines Heimspiels wenigstens einigermaßen decken können, seien Geisterspiele ein Minusgeschäft, heißt es aus Balingen. Eines, das die Schwaben derzeit lediglich mit Hilfe der Sponsoren auffangen können. Diese halten den Kreisstädtern laut Lindenmair noch die Treue. „Unser Geschäftsmodell ist weiterhin die Solidarität, aber das darf nicht ewig so bleiben“, so der TSG-Manager. „Für uns sind Zuschauereinnahmen überlebensnotwendig.“

Doch wie dramatisch ist die finanzielle Lage beim Eyachklub wirklich? Zumindest hat die TSG noch keine existentiell bedrohlichen finanziellen Engpässe zu beklagen. Diese nämlich definiert die Landespolitik als Voraussetzung dafür, Fördergelder an von der Corona-Pandemie in Mitleidenschaft gezogene Sportvereine auszuschütten. Die Balinger haben dennoch schriftlich Kontakt zum entsprechenden Landesministerium aufgenommen.

TSG hofft auf Hilfen und schaut zum HBW

Als semi-professioneller Amateurverein würde die TSG, sofern die Finanzlücke bedrohlich werden sollte, derzeit allerdings lediglich Gelder aus dem Fördertopf für Amateursportvereine erhalten. Diese richte sich nach der Anzahl der Mitglieder, für die der jeweilige Verein laut Lindenmair dann eine Kopfpauschale von rund 15 Euro erhielte. Bei rund 400 Mitgliedern, die die TSG hat, wären das Pi mal Daumen 6000 Euro Zuschuss – das würde den Balingern nicht sonderlich weiterhelfen.

Die fordern daher – analog etwa zum Handball-Nachbarn HBW Balingen-Weilstetten – Hilfen aus dem Millionen-Fördertopf für Profivereine zu erhalten und argumentieren, dass die Südweststaffel der 4. Liga eben von unter anderem der baden-württembergischen Landesregierung als Spielklasse des Berufs- und Spitzensports eingestuft wurde, also zumindest politisch eine Quasi-Profiliga ist (der Grund, warum die Regionalliga Südwest im Dezember und Januar trotz Lockdown überhaupt weitermachen darf). Sollte dem Anliegen positiv beschieden werden, erhielten die Balinger deutlich mehr finanzielle Unterstützung, welche sich dann wie beispielsweise beim HBW nach den entgangenen Zuschauereinnahmen richten würde. Finanziell könnte die TSG dann wohl aufatmen.

Kurze Pause – kein Problem

Den Spielern der TSG Balingen hat es nichts ausgemacht, dass die Winterpause diesmal so kurz war. „Diese Situation ist doch der Pandemie geschuldet“, sagt Youngster Alexej Storm, der nach einer verletzungsbedingten Auszeit wieder fit ist und nun den Durchbruch in der Regionalliga Südwest schaffen will. „Bei einem normalen Ablauf wäre die Pause länger gewesen“, so der 19-Jährige. „Ich denke, durch die lange Phase zwischen alter und neuer Saison und der Saisonunterbrechung im November ist es gut, dass es so schnell weitergeht. Wir hatten schon genug Pausen.“ U23-Legionär Elias Wolf, der sich wie Storm langsam aber sicher in den Fokus der ersten Mannschaft spielen möchte, hat prinzipiell auch kein Problem mit der kurzen Weihnachtsunterbrechung, sieht die Situation aber differenziert. „Ich denke, die kurze Pause hatte Vor- und Nachteile“, so der 21-Jährige. Zwar sei man noch eher im „Flow“, so Wolf. „Allerdings bleibt auch nur sehr wenig Zeit zur Regeneration und um mal etwas herunterzufahren.“

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