Fussball

TSG Balingen: Was kommt nach der Corona-Zwangspause in der Regionalliga Südwest?

15.03.2020

Von Marcel Schlegel

TSG Balingen: Was kommt nach der Corona-Zwangspause in der Regionalliga Südwest?

© Moschkon

In der Bizerba-Arena wird vorerst nicht mehr um Punkte gekämpft.

Nicht nur die Regionalliga-Südweststaffel, der die TSG Balingen angehört, befindet sich aufgrund der Coronavirus-Welle in einer 14-tägigen Spielpause. Doch was kommt danach?

Schon vergangenen Donnerstag, einen Tag, bevor die Liga-Leitung vorerst zwei Spieltage absagte, hatte die Spielkommission der Regionalliga Südwest die 18 Vereine zu einer Telefonschalte gebeten. Thema: Wie könnte es weitergehen, wenn‘s auf dem Feld erstmal nicht weitergeht.

Drei Szenarien liegen auf der Hand, neben der unrealistischen Fortsetzung des Spielbetriebs nach Ablauf der laufenden Pause:

Ein Vorgehen könnte sein, die Saison ohne Publikum zu Ende zu spielen. Neben weiteren Nebenwirkungen würde dies für die Vereine mit finanziellen Einbußen oder Verlusten einhergehen, weil etwa Zuschauer- und teils Sponsoreneinnahmen ausfielen, während Spielergehälter wohl weiter gezahlt werden müssten.

Gießen unter Druck

Für manche Klubs könnten die wirtschaftlichen Ausfälle existenzbedrohend sein – etwa für den FC Gießen, bei dem Balingen am Wochenende hätte vorspielen sollen.

Der Aufsteiger kann seine Spieler momentan nur mit Mühe und Not zahlen und braucht schnell über 200 000 Euro, um die Insolvenz abzuwenden. Dafür hatte der Klub für das Balingen-Spiel einige Promo-Aktionen geplant, um Zuschauer und Sponsoren zu gewinnen. Blieben Einnahmen aus, könnte Gießen seine Mannschaft schon vorerst vom Spielbetrieb abmelden müssen.

Von einem Zwangsabsteiger Gießen würde unter anderem die Balinger, die Regionalliga-Vorletzte sind, im Abstiegskampf profitieren.

Weniger Mittel

Die TSG jedenfalls würden Geisterspiele finanziell mutmaßlich weniger schwer treffen als andere Klubs, nicht nur, weil die Zuschauerzahl zuletzt ohnehin gering ausfiel. Sondern vielmehr, weil sich die Balinger keine Profis und mit Geschäftsführer Jan Lindenmair, sowie Timo Schneider (Geschäftsstellenleiter), Aline Ilg (duale Studentin), Ronald Schefer (Leiter, technische Organisation) nur wenige hauptamtliche Mitarbeiter leisten, sprich: weniger Gehälter zahlen müssen als die überwiegend Profiklubs der Regionalliga Südwest.

Andererseits: Mit einem Budget von geschätzt rund einer Million dürften die Württemberger auch weniger finanzielle Mittel zur Verfügung haben als der Großteil der Konkurrenz.

Die Balinger betonen, dass die Virus-Eindämmung und damit das gesellschaftliche Wohlergehen stets über den wirtschaftlichen Folgen stünden, es ohnehin derzeit unangebracht sei, sich mit derlei Fragen zu beschäftigen. Lindenmair erklärte, Geisterspiele seien nicht im Interesse des Vereins und ohnehin ebenso unverantwortlich. „Auch ohne Publikum treffen dann über 40 Menschen unmittelbar aufeinander. Auch das ist ein unnötiges Risiko.“

Verlängerung bringt Terminchaos

Natürlich könnte als weitere Option die Spielpause und damit die Saison als Ganze verlängert werden, weil die jeweiligen Partien dann nachgeholt werden müssten. Das würde wohl mit einem kaum noch zu organisierenden Terminchaos einhergehen, weil etwa die Vereine aus Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, dem Saarland und Hessen wiederum in die Länderpokale eingebunden sind.

Vorzeitiges Ende?

Die dritte Variante hätte es in sich: die Saison einfach abzusagen. Unrealistisch ist das nicht, immerhin nannte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) in seiner ersten offiziellen Erklärung auch die „vorzeitige Beendigung“ als mögliche Option. Was das hieße, müsste noch geklärt werden: Dürfte sich dann der aktuelle Tabellenführer 1. FC Saarbrücken als Meister und Aufsteiger feiern oder blieben die 18 jetzigen Vereine einfach in der Spielklasse, als wäre bisher nichts geschehen.

Das würde erneut der TSG gefallen, die angesichts eines großen Rückstands auf die Nicht-Abstiegsplätze sportlich kaum noch vor dem Abstieg zu retten sein dürfte und von einem vorzeitigen Rundenschluss ohne Auf- und Absteiger profitieren würde. Dann nämlich würde die Corona-Pandemie der Braun-Elf den Klassenerhalt sichern, den sie sportlich kaum noch erreichen kann.

Den Balingern ist das zu viel Sarkasmus und Mutmaßung. Sie fordern abzuwarten.

Gesundheit steht im Vordergrund

Die potentiellen Varianten seien lediglich hypothetisch diskutiert worden, ohne diese von Seiten der Liga-Leitung zunächst zu gewichten oder zu kommentieren, sagt Lindenmair, der an der virtuellen Konferenz teilnahm. „Im ersten Schritt geht es um Gesundheit“, sagt Balingens Abteilungs-Vize Ralph Conzelmann. „Alles andere ist nachrangig und vieles davon reine Spekulation.“

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