Fußball

TSG Balingen: Bekannte Schwachstellen führen zu nächster Pleite

09.03.2020

Von Marcel Schlegel

TSG Balingen: Bekannte Schwachstellen führen zu nächster Pleite

© Moschkon

Auch die Schlussoffensive brachte für die TSG Balingen gegen Bayern Alzenau nicht den erhofften Ausgleichtreffer.

Wieder hielt die Hintermannschaft der TSG Balingen nicht stand, wieder ließ die Offensive Chancen aus. Die Folge: wohl der Abstieg.

Womöglich sei es im Nachhinein ein Fehler gewesen, die eigene Elf im Abstiegsduell mit dem FC Bayern Alzenau zunächst mit einer defensiven Aufstellung aufs Feld der Bizerba-Arena zu schicken, meinte Lukas Foelsch nach dem 1:2 der TSG Balingen vom Samstag – jener sechsten Niederlage in Folge, die den Abstieg des Regionalliga-Vorletzten nun höchstwahrscheinlich gemacht hat.

Taktik funktioniert nicht

Die ungewöhnlich anmutende Variante, ein Schicksalsspiel gegen einen Gegner „der eigenen Kragenweite“, wie der Spielertrainer die Unterfranken zuvor genannt hatte, mit zwei tief stehende Ketten anzugehen, wählten Cheftrainer Martin Braun und „Co“ Foelsch, weil die Ausrichtung zuvor beim Tabellenführer 1. FC Saarbrücken (0:4) zunächst gut geklappt hatte. „Diesmal hat es leider nicht funktioniert“, so der 32-Jährige. Dass die Defensivtaktik nicht aufging, hatte seine Gründe: die im Balinger Abwehrverhalten schon fast gewöhnlichen Nachlässigkeiten.

0:2 nach 24 Minuten

Bereits nach 24 Minuten lag die TSG mit 0:2 hinten – die Gegentore fielen fast deckungsgleich nach zwei kurz ausgeführten Alzenauer Ecken. „Wir haben mehrfach die Möglichkeit, den Ball zu klären“, erklärte Foelsch. „Stattdessen kullern Hereingaben durch den Strafraum und am langen Pfosten decken wir die Gegenspieler nicht.“ Eine Fehlerkette, die mal passieren könne, aber in dieser Liga eben nicht dürfe – schon gar nicht doppelt, binnen weniger Minuten.

Abwehr nicht auf Regionalliga-Niveau

Und die erneut Frappierendes offenbarte: dass die TSG in der Abwehr keine Regionalliga-Reife aufweist. 57 Gegentore hat sich die Schwaben-Elf bisher eingefangen, so viele wie kein anderes Team. So könnte man Braun und Foelsch nun für ihre Mauertaktik kritisieren, aber auf den zweiten Blick erscheint sie nachvollziehbar.

Denn seit dem Abgang von Abwehrchef Manuel Pflumm im Sommer mangelt es der Defensive an dem, wofür der langjährige Kapitän stand: an Lautstärke, die an die Konzentration und Wachsamkeit der Mitspieler appelliert, an Abgeklärtheit, die ihnen Selbstbewusstsein und Stabilität verleiht, und an der notwendigen Aggressivität, die andere antreibt und des Gegners Offensive attackiert sowie an konsequenter Standardverteidigung. Die Abwehr war nämlich lange Jahre das Steckenpferd der TSG gewesen.

Minuskulisse von 470 Zuschauern

Der frühere Bundesliga-Profi Braun, der sich schützend vor sein Team stellt, dürfte das erkannt und daraus die Schlussfolgerung gezogen haben, dass man den Laden hinten dringend abdichten muss. Nach zwei indirekten Standard-Gegentreffern blieb vor der Minuskulisse von 470 Zuschauern nur noch die Heilssuche im Vorwärts. Danach stellten die Kreisstädter auf Angriffsfußball um und dann rollte das Rudel, zumindest phasenweise. Die TSG, die kämpfte und absurderweise erneut zeigte, dass sie streckenweise regionalligatauglich ist, machte vor der Pause durch Daniel Seemann den Anschlusstreffer und dominierte die zweite Hälfte. Das Manko dann, ein bekanntes: zu viele Fahrkarten.

Konkurrenz punktet

Nach der neuerlichen Niederlage glauben nur noch die kühnsten Optimisten an den Klassenerhalt, zumal die Konkurrenz teils gepunktet hat: 14 Zähler fehlen der Braun-Elf auf den viertletzten FC Gießen, der in Frankfurt gewann (1:0) und zu dem die TSG am Samstag (14 Uhr) reist. Doch nicht mal dieser 15. Platz wird reichen, wenn aus der 3. Liga Großaspach runterkommt. Selbst ein fünfter Regionalliga-Absteiger ist noch möglich, da Kaiserslautern in Liga drei strauchelt. Heißt: Momentan müssten die Balinger in nur noch elf Partien 15 Punkte aufholen – auf den fünftletzten VfR Aalen. Anders gesagt: Rechnerisch ist der Klassenerhalt noch drin – faktisch ist die Sache aber wohl gelaufen.

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