Albstadt

Symbolischer Sieg gegen die Krankheit: Yunus bezwingt mit der Familie den Kilimandscharo

10.12.2019

Von Horst Schweizer

Symbolischer Sieg gegen die Krankheit: Yunus bezwingt mit der Familie den Kilimandscharo

© Privat

Ein erhebender Moment: Cornelia, Yunus und Ayla Borowczak auf dem Kilimandscharo.

Ein beeindruckendes wie unvergessliches Erlebnis war für Dr. Cornelia Borowczak aus Tailfingen und ihre Kinder Ayla und Yunus die Besteigung des 5685 Meter hohen Berges. Der Kampf gegen die chronische myeloischer Leukämie, kurz CML, spielte dabei eine große Rolle.

Nur wenige Menschen gehen eine solche Tour an, ist sie doch eine große Herausforderung. Umso schwieriger scheint es für jemand, der an chronischer myeloischer Leukämie, kurz CML, erkrankt ist. Dazu gehört der heute 19-jährige Yunus Borowczak. Er erhielt vor sechs Jahren die schockierende Diagnose. Ihm geht es heute dank passenden Medikamente wieder sehr gut.

Spenden für den Kampf gegen CML gesammelt

Dr. Cornelia Borowczak wurde vor einem Jahr auf die Homepage „International Chronic Myeloid Leukemia Foundation“, kurz „iCMLf“ auf das Ziel einer internationalen Gruppe von 30 Personen aufmerksam. Diese hatte das Ziel, nachdem jeder im Vorfeld 3000 Dollar für den Kampf gegen CML gesammelt hatte, den 5685 Meter hohen Kilimandscharo, den höchsten Berg Afrikas, zu besteigen.

Symbolischer Sieg gegen die Krankheit: Yunus bezwingt mit der Familie den Kilimandscharo

© Privat

Yunus Borowczak hat trotz chronischer Krankheit den Kilimandscharo bezwungen.

Die Familie entschied recht schnell, dabei sein zu wollen. Umgehend begannen sie in verschiedenen Bereichen Spenden zu sammeln (wir berichteten ausführlich).

Sechzig Kilometer durch Albstadt war das erste Ziel

Ihr erstes sportliches Ziel war die Albstadt-Challenge. Die Herausforderung über sechzig Kilometer wurde Ende August problemlos gemeistert. Während für Mutter Cornelia und Tochter Ayla die Tour um Albstadt im Nachhinein schwieriger war als der Aufstieg zum Kilimandscharo, hat Yunus gegenteilige Erfahrungen gemacht.

Von München über Dubai zum Kilimandscharo-Airport

Die Albstädter Familie flog zusammen mit Professor Markus Metzler aus Erlangen von München über Dubai zum Kilimandscharo-Airport. An der Grenze zu Kenia wurde eine Krankenstation besichtigt, die sich teils in schlechtem Zustand befand. Prof. Metzler hatte sie dort für CML-Patienten aufgebaut. „Was haben wir in Deutschland doch für einen tollen Standard“, lautet das Fazit von Mutter Cornelia.

Teilnehmer aus der ganzen Welt waren dabei

„Tags darauf sind alle Teilnehmer aus der ganzen Welt eingetrudelt“, erzählen die Borowczaks. Einige waren ihnen von einem Patientenkongress in Lissabon bekannt. Mit dabei auch Andy, ein 40-jähriger Nigerianer, der dieselbe Krankheit wie Yunus hat. Die große Frage war, würde Yunus die Herausforderung schaffen.

Ein Affe brachte Glück

Der Startpunkt befand sich auf 1950 Metern Höhe. Schwester Ayla entdeckte am ersten Tag der Tour durch den Regenwald einen Affen. Die sollen dort Glück bringen: „Ich wusste, dass wir es schaffen“.

„Hakuna Matata“ muntert auf

Das 28-köpfige Team musste nur das Tagesgepäck schultern. Alles andere wie Zelte, Küche, Proviant und Toiletten, transportierten 82 einheimische, stets gut aufgelegte und immer wieder mit „Jumba“ oder „Hakuna Matata“ aufmunternde Träger und Guides.

Versorgung mit Popcorn, Hühnchen und frischem Obst

Diese hatten täglich die Camps mit Zwei-Mann-Alpinzelten aufgebaut und eingerichtet, bis die Gruppe eintraf. Serviert wurde erst Popcorn und Tee, zum Essen Fisch, Hühnchen, Salat und frisches Obst. Zum Frühstück gab es auch Marmelade und Honig. „Den Umständen nach waren wir sehr gut versorgt“, so Cornelia Borowczak.

Täglich wurden bis zu 20 Kilometer gelaufen

An den ersten drei Tagen war die große Gruppe zwischen drei und neun Stunden unterwegs, absolvierte zwischen zehn und zwanzig Kilometern. Täglich kontrollierte ein Arzt die Sauerstoffsättigung, den Puls und das allgemeine Befinden.

Mit Stirnlampen zum Gipfel

Nach einem Ruhetag folgte am vierten Tag der schwierigste Abschnitt. Gegen 23 Uhr machte sich die Gruppe mit Stirnlampen auf den Weg, um die restlichen tausend Höhenmeter anzugehen. Jeder der 14 einheimischen Bergführer hatte zwei Personen zu betreuen, achtete auf deren körperlichen Zustand und dass nur langsam gegangen wurde. Nach sieben Stunden war der Kilimandscharo bei minus elf Grad im Schnee erreicht.

Nur kurze Zeit die Aussicht genießen

„Wir hatten eine unglaubliche Aussicht, sahen Krater und wunderschöne Gletscher, hatten aber so gut wie keine Zeit um oben zu bleiben“, so Ayla Borowczak. Grund war die extrem dünne Höhenluft und trotz Sonne ein heftiger Schneesturm.

„Allen fiel eine große Last von den Schultern“

Alle hätten bei der Ankunft geschrien, gejubelt und viele vor Freude geweint, auch Yunus und Andy. „Allen fiel eine große Last von den Schultern.“

Symbolischer Sieg gegen die Krankheit: Yunus bezwingt mit der Familie den Kilimandscharo

© privat

Die gesamte Reisegruppe war glücklich, den Gipfel erreicht zu haben.

Der Abstieg zum Basis-Camp wurde in rund eineinhalb Stunden geschafft. Nach einer Pause ging es gleich weiter abwärts, nach zwei Tagen war der Ausgangspunkt erreicht.

Ein Abenteuer mit tiefer Bedeutung

Die Guides erhielten von der Organisation für ihre mühevolle Arbeit täglich rund 7,50 Euro Lohn, ebenso ein vereinbartes Trinkgeld seitens der 28 Teilnehmer, von denen einer den Aufstieg nicht geschafft hatte. Die Familie Borowczak verbrachte noch einen entspannten Tag mit einer Safari, bevor sie wieder in die Heimat zurückflogen. Nach einem unvergesslichen Erlebnis und einem Abenteuer mit tiefer Bedeutung.

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