Balingen

Stuttgarter Büro plant das Highlight der Balinger Bahnhofstraße

08.02.2019

von Nicole Leukhardt

Das Preisgericht hat getagt: Sieben zu null für einen viergliedrigen Neubau.

Die Richter des Preisgerichts waren sich einig: Das Gelände des bisherigen Württemberger Hofs in der Balinger Bahnhofstraße 26 und 28 soll das Büro der KBK-Architektengesellschaft Belz und Lutz weiter überplanen. Mit sieben zu null Stimmen bekannten sich alle Fach- und Sachpreisrichter zu dem vorgelegten Entwurf des Stuttgarter Büros.

Stuttgarter Büro plant das Highlight der Balinger Bahnhofstraße

© Skizze: Stadtverwaltung Balingen

So stellen sich die Fachleute der Stuttgarter KBK-Architektengesellschaft Belz und Lutz das Areal des bisherigen Württemberger Hofs gegenüber dem Balinger Bahnhof in Zukunft vor. Der Entwurf überzeugte das Preisgericht von elf eingereichten Arbeiten am meisten.

Die Binsdorfer Firma Bauprojekta hatte in Zusammenarbeit mit der Balinger Stadtverwaltung den Realisierungswettbewerb ausgelobt. „Elf Arbeiten sind bei uns eingegangen“, resümierte Balingens Baudezernent Michael Wagner bei der Vorstellung der Entwürfe am Freitag.

Allesamt hätten sie das Thema gut getroffen. „In einem zweiten Rundgang haben sich dann jedoch drei Favoriten herauskristallisiert“, beschrieb Wagner das Prozedere, das am Donnerstag die Köpfe des Preisgerichts zum Rauchen gebracht hatte.

Als Fachpreisrichter hatten Professor Hellmut Raff aus Tübingen, Professor Jens Wittfoht aus Stuttgart, Sibylle Waechter aus Darmstadt und Michael Wagner aus Balingen mitgewirkt, Sachpreisrichter waren Oberbürgermeister Helmut Reitemann und die Geschäftsführer der Bauprojekta, Bernd und Wolfgang Eberhart.

Stuttgarter Büro plant das Highlight der Balinger Bahnhofstraße

© Nicole Leukhardt

Baudezernent Michael Wagner (links) und Bauprojekta-Geschäftsführer Wolfgang Eberhart (rechts) stellten gestern die Pläne für das Areal des ehemaligen Württemberger Hofs vor.

Beraten wurde die Jury von den Balinger Gemeinderäten Wolfgang Rehfuß, Dr. Werner Marquardt, Markus Wochner, Ulrich Teufel und Peter Seifert. Die Berater hatten indes kein Stimmrecht.

Sie alle waren sich am Ende einig: Der Entwurf von KBK aus Stuttgart, der das Bild von vier einzelnen Gebäuden entstehen lässt, fügt sich aus allen eingereichten Arbeiten am meisten harmonisch in die übrige Bebauung der Bahnhofstraße ein. 25 000 Euro Preisgeld geht an das Büro. Auch die Gestaltung der Fassaden beurteilte die Jury positiv: Der Besucher betritt die Einzelhandelsflächen – im Entwurf ist ein Lebensmittler und eine Apotheke angedacht – über großzügig verglaste Zugänge entlang der Bahnhofstraße. Außen am Gebäude befinden sich Treppenhäuser, über die man in die oberen Geschosse gelangen kann, wo sich die Architekten Dienstleistungsbüros, Arztpraxen sowie Wohnungen vorstellen. Eine Dachterrasse lasse eine hohe Aufenthaltsqualität erwarten, heißt es in der Beurteilung der Jury.

Parkplätze soll eine zweigeschossige Tiefgarage bieten. „Ein Stockwerk wird für den Kundenverkehr reserviert, das andere für die, die dort arbeiten und wohnen“, erklärte Michael Wagner. Die Zufahrt soll über die Karlsstraße und über die Mörikestraße erfolgen.

Ein bisschen Luft nach oben

Die Jury hatte in ihrem Urteil schließlich zwar den ungünstigen Zuschnitt des Lebensmittelmarkts im Erdgeschoss und die unübersichtliche Tiefgarage mit einer Vielzahl an Sackgassen bemängelt, sah in dem Stuttgarter Entwurf dennoch „die Arbeit, die die Aufgabenstellung vom Grundriss und vom Städtebau her am besten gelöst und das größte Gesamtpotenzial hat“, wie Michael Wagner es formulierte. Die Mängel könnten in der weiteren Planung korrigiert werden.

Und um eben jene weitere Planung möchte sich nun die Bauprojekta möglichst rasch bemühen. „Wir haben uns mit dem Sieger bereits in Verbindung gesetzt“, verriet Wolfgang Eberhart am Freitag.

Er ließ in seiner kurzen Ansprache auch durchblicken, dass sich seine Begeisterung für einen aufwendigen und teuren Realisierungswettbewerb zunächst in Grenzen gehalten habe. „Wir sind heute aber der Ansicht, dass der gewählte Weg die größtmögliche architektonische Vielfalt hervorgebracht hat und dass wir so ein Highlight an der Bahnhofstraße schaffen können“, betonte er am Freitag.

Baubeginn ist im Herbst

Mit potenziellen Mietern liefen bereits Gespräche. „Je besser denen die Pläne gefallen, desto schneller kann es losgehen“, formulierte er. Am 31. März verlassen die letzten Mieter den bisherigen Württemberger Hof. „Dann können wir parallel zur detaillierteren Planung mit den ersten Abrissarbeiten beginnen“, rechnete Eberhart vor.

Je nachdem wie flott die Verwaltung den Genehmigungsprozess gestaltet, rechnet der Fachmann mit einem Baubeginn im Herbst und einer Bauzeit von zwei Jahren. „Einigen wir uns darauf, dass wir pünktlich zur Gartenschau 2023 die Gäste mit einem attraktiven Bahnhofsviertel empfangen können“, resümierte Michael Wagner.

Der zweite Platz war an die Aldinger Architekten aus Stuttgart gegangen. Sie hatten sich zwei Baukörper an der Bahnhofstraße und zwei weitere im rückwärtigen Bereich vorgestellt. Der Jury war indes die Höhe des Gebäudes insgesamt negativ aufgefallen, der Sockel erschien den Fachleuten zu massiv.

Die Wohnungen weisen keine Barrierefreiheit auf und wären nur über die Dachterrasse zugänglich. Gut gefallen hat der Jury der Grundriss und die hochwertige Materialwahl an der Fassade. Eine Anerkennung schließlich gab es ebenfalls für ein Stuttgarter Büro: Glück und Partner hatte für den Wettbewerb ein polygonales, ringartiges Gebäude eingereicht, dessen Flachdach jedoch kritisch diskutiert wurde. Die Arbeit, die vom Grundriss her überzeugte, schaffte es jedoch allein schon wegen ihres großvolumigen Blockes nur auf den dritten Platz.

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