FUSSBALL

Stürmer Simon Klostermann von der TSG Balingen im Interview: „Wir sind im Soll“

25.12.2020

Von Marcel Schlegel

Stürmer Simon Klostermann von der TSG Balingen im Interview: „Wir sind im Soll“

© Sören Herl

Simon Klostermann (rechts) kam vom SGV Freiberg zur TSG Balingen.

Im letzten Regionalliga-Spiel vor der Winterpause war Simon Klostermann (20) von der der TSG Balingen der Matchwinner. Mit dem Neuzugang, der in Stuttgart Lehramt für Sport und Wirtschaft studiert, sprach Marcel Schlegel.

Als Joker kamen Sie zuletzt gegen die Kickers Offenbach zehn Minuten vor dem Ende ins Spiel und markierten kurz darauf den 1:0-Siegtreffer. Wie fühlte sich das an?

Simon Klostermann: Extrem gut, natürlich. Die größte Leistung hatte zu diesem Zeitpunkt aber bereits das Team erbracht: Die Mannschaft schaffte es mit großem Kampf, bis kurz vor dem Spielende gegen einen starken Gegner die Null zu halten.

Die Kickers waren vor allem im ersten Durchgang drückend überlegen, vergaben zahlreiche beste Chancen. Die TSG brauchte nur zwei echte Möglichkeiten für den Sieg. Ein glücklicher „Dreier“?

Ich würde sagen: ausgleichende Gerechtigkeit. Sicher haben wir gegen Offenbach glücklich gewonnen, aber zuvor hatten wir Pech – in den Spielen in Koblenz und gegen Frankfurt (2:3- und 0:1-Niederlage; d. Red.).

Was hat Ihnen der Sieg über den OFC, der immerhin aufsteigen möchte und Regionalliga-Vierter ist, gezeigt?

Dass wir als Amateurspieler auch gegen sehr gute Profi-Mannschaften gewinnen können, dass wir konkurrenzfähig sind. Und dass unser neunter Tabellenplatz derzeit überhaupt nicht unverdient, sondern das Ergebnis unserer Entwicklung als Mannschaft ist.

22 Punkte stehen nach 15 Spielen zu Buche. Zufrieden?

Im Soll und sehr zufrieden. Wir hätten, wenn es ideal gelaufen wäre, sogar noch den ein oder anderen Zähler mehr holen können.

Bleiben wir bei den Zahlen: Nach einer politischen Hängepartie im November stand Mitte Dezember der Restart der Südweststaffel mit vier Spielen in zehn Tagen an. Sechs Zähler holten die Balinger nach dem Kaltstart. Hatten Sie damit gerechnet?

Wir hatten uns sechs Punkte zum Ziel gesetzt, aber dass wir diese dann auch holen werden, hat mich zumindest etwas überrascht. Wir hatten einen Monat nicht zusammen trainiert, mussten sehr markante Ausfälle hinnehmen und spielten gegen mindestens zwei Top-Gegner. Deswegen betrachte ich unsere Dezember-Ausbeute wirklich als eine ganz besondere Leistung.

Die Winterpause ist diesmal nur fünf Tage lang. Schon am Montag wird wieder trainiert. Zu kurz?

Ja, die Weihnachtspause ist wirklich sehr kurz. Auch war der Dezember extrem anstrengend, selbst wenn man nicht jedes Mal von Beginn an auf dem Feld stand. Natürlich kommen, gerade zur Weihnachtszeit, dann andere Dinge vielleicht etwas zu kurz. Ich persönlich freue mich aber, dass es direkt weitergeht. Ich will immer Fußball spielen, auf dem Platz stehen, ich freue mich wirklich auf jedes Training und deswegen finde ich die nur kurze Unterbrechung nicht sonderlich schlimm.

Bei der TSG haben Sie große Fußstapfen angetreten, sollen vor allem den Abgang von Torjäger Patrick Lauble kompensieren. Verspüren Sie Druck?

Um ehrlich zu sein, höre ich das zum ersten Mal, ich verspüre deshalb auch keinen Druck. Ich habe Patrick selber ja nie kennengelernt und ihn auch nie spielen gesehen. Ich weiß nur, dass er bei der TSG ein Leistungsträger war und viele Tore erzielte. Ich bin noch sehr jung und muss noch viel lernen, weshalb ich denke, dass es schwer ist, so einen Abgang vollständig zu kompensieren. Ich werde aber auch weiterhin mein Bestes geben.

Sie kamen vor der Saison vom SGV Freiberg. Sind beide Klubs vergleichbar?

Ich denke, von ihren Möglichkeiten her schon. In meinem letzten Jahr in Freiberg war es mit dem Mannschaftszusammenhalt etwas schwierig, da fast das komplette Team ausgetauscht wurde und sich dadurch keine richtige Einheit bilden konnte. Trotz der fußballerischen Qualität, die wir hatten, lief es nicht gut (der SGV war beim Corona-Saisonabbruch 2019/20 Oberliga-Drittletzter). Da wurde mir bewusst, wie wichtig der Zusammenhalt in einer Mannschaft ist – und daher auch der Wechsel. Bei der TSG werden Teamgeist und Zwischenmenschliches großgeschrieben. Deshalb bin ich sehr froh, nun hier zu sein.

Einige Spieler im Balinger Team kannten Sie bereits. Das dürfte Ihnen das Einleben erleichtert haben?

Genau, Tim Wöhrle kannte ich zum Beispiel noch aus meiner Jugendzeit in Hoffenheim, Plator Gashi und Elias Wolf aus der württembergischen U19-Auswahl. Aber nicht nur durch die drei wurde mir das Einleben leicht gemacht. Alle aus dem Team und alle, die mit uns arbeiten, sind stets sehr freundlich und ich wurde schnell in die Mannschaft integriert.

Das Trainerteam ist voll des Lobes für Sie. Welchen Eindruck haben Sie vom Stab um Martin Braun?

Einen sehr positiven Eindruck und ich glaube, dass sie sich alle sehr gut ergänzen. Lukas Foelsch ist als Spieler nah dran am Team und kann uns aus der Sicht eines Spielers auf dem Feld coachen. Ich denke, dass er Martin Braun auch ein wenig die Stimmung in der Mannschaft spiegeln kann. Martin ist ein ruhiger Trainer, der auch viel mit dem Team redet und uns auch sehr oft in taktische Entscheidungen miteinbezieht. Zusammen passt das ganz gut.

Sie kamen vom SGV Freiberg, nahmen also den Sprung aus der Ober- in die Regionalliga. Sie sind 20 Jahre alt, dürfen also noch ein bisschen träumen: Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

In meinen Träumen sehe ich mich irgendwann einmal in der 3. Liga spielen. Mein Ziel aber ist, mindestens in der Regionalliga zu spielen – und das am auch weiterhin mit der TSG.

Diesen Artikel teilen: