Streuobstwiesen: Genuss und Erlebnis mit einem nicht zu unterschätzenden ökologischen Faktor

Von Rolf Schatz

Erstmals findet am Freitag, 30. April europaweit der Tag der Streuobstwiese statt. Um mehr auf die Bedeutung aufmerksam zu machen, sind zahlreiche Naturschutzverbände mit dabei. Unter anderem aus dem Zollernalbkreis.

Streuobstwiesen: Genuss und Erlebnis mit einem nicht zu unterschätzenden ökologischen Faktor

Die beiden jungen Naturschützer freuen sich an den Streuobstbeständen unter dem Plettenberg in Dotternhausen.

Wer liebt sie nicht, die wunderschönen hohen Obstbäume mit ihren riesigen Kronen, die einen im Frühjahr mit einem unendlichen Blütenmeer verwöhnen. Sie sind eine Augenweide – und obendrein ein wertvoller Lebensraum für viele Tiere.

Mit vielfältigen Aktionen in ganz Europa soll die Bedeutung von Streuobstwiesen für die Gesellschaft und für die Tier- und Pflanzenwelt hervorgehoben werden. Diese Idee stammt aus Österreich, wird jedoch international von vielen Organisationen begrüßt. Auf Initiative der ARGE Streuobst und des Umweltdachverbands aus Österreich wurde der letzte Freitag im April zum Internationalen Tag der Streuobstwiesen erklärt.

Der Aktionstag konzentriere sich aufgrund der Corona-Pandemie ausschließlich auf Online-Aktionen, so die Vorsitzende Maria Schropp des Schwäbischen Streuobstparadies.

Informiert wird ausschließlich im Netz

Informiert wird per Instagram und Facebook über das Streuobstparadies. Dort werde zudem das Buch „Erlebniswandern im Streuobstparadies“ von Dieter Buck verlost, verrät Maria Schropp. 30 genussvolle Wandertouren entlang des Albtraufs laden ein, das Streuobstparadies auf Schusters Rappen zu erkunden. Interessierte können durch die Beantwortung der Frage „Warum lieben Sie die Streuobstwiesen?“ am Gewinnspiel teilnehmen.

In dieser Jahreszeit stehen in vielen bedeutsamen Streuobst-Regionen Europas wie in der Bretagne und Normandie, in Luxemburg und in Schwaben, in der Schweiz, Österreich und in Slowenien die Obstbäume in voller Blüte.

Biodiversität und Obstvielfalt

Nicht nur Naturschutzverbände, auch Kindergärten und Schulen, Keltereien und Wanderregionen sollen diesen Tag nutzen, um auf Streuobstwiesen als Ort der Biodiversität, der Obstvielfalt, der Erwerbsgrundlage, des Genusses und der Erholung hinzuweisen.

Der Zeitpunkt ist mit dem letzten Freitag im April entgegengesetzt zur Ernte gelegt und fällt in die Blütezeit. Durch diese Platzierung und das Wort ‚Wiese‘ im Namen wird der Blickwinkel gezielt auf die ökologische Bedeutung der Streuobstwiesen für Gesellschaft, Tier- und Pflanzenwelt gerichtet.

Artenreiches Grünland

Im Gegensatz zu Monokulturen vereinen Streuobstwiesen sowohl artenreiches Grünland als auch naturnahe Obstbaumplantage auf einer Fläche und bieten damit eine Vielzahl ökologischer Nischen auf kleinem Raum an. Dieser europaweite Tag der Streuobstwiese soll dazu beitragen, dass der Wert von Streuobst als vielfältiges, natürliches und gesundes Nahrungsmittel wieder in Erinnerung gerufen wird und auch der ökologische Wert der Streuobstflächen in den Fokus gelangt.

Auch wenn die wirtschaftliche Bedeutung eine kleinere Rolle spielt, für die Natur sind Streuobstwiesen in der weithin überformten Nutzlandschaft heute von unschätzbarem Wert. Wie wichtig die jetzt im Frühling wunderschön blühenden Oasen für die Natur sind, belegen Zahlen der Verbände: Allein in den hochstämmigen Streuobstwiesen Deutschlands gibt es dem Nabu-Bundesfachausschuss Streuobst zufolge weit über 5000 Tier-, Pflanzen- und Pilzarten sowie rund 6000 Obstsorten.

„Wir freuen uns über jede Aktion, die für das öffentliche Interesse an den Streuobstwiesen sorgt und den Blick auf diesen einmaligen, wertvollen und gefährdeten Landschaftsraum richtet“, sagten Maria Schropp und Co-Geschäftsführerin Lena Schlotterbeck des Schwäbischen Streuobstparadies. Leider müssten die Aktionen sich auf Online-Aktionen konzentrieren.

Keine Aktionen im Zollernalbkreis

Auch Obst- und Gartenfachberater Markus Zehnder aus dem Zollernalbkreis hält den europaweiten Tag der Streuobstwiesen für sinnvoll, um auf die Streuobstwiesen, deren Wertigkeit für Mensch und Natur sowie auf die vielen engagierten Menschen, die sich für den Erhalt einsetzen, aber auch auf Gefährdungen wie mangelnde Wirtschaftlichkeit, Mistelbefall und Rodungen aufmerksam zu machen.

„Für den Erhalt der Streuobstwiesen sind engagierte und motivierte Menschen notwendig, die die Bäume pflegen und das Obst verwerten“, so Kreisfachberater Markus Zehnder. Dieser Tag hilft dazu nur sehr bedingt, denn hierzu sind Taten notwendig, plädiert Zehnder. Da in diesem Jahr coronabedingt keine gezielten Aktivitäten möglich sind, werden im Zollernalbkreis keine Veranstaltungen stattfinden.