Straßberger Rathaus: Geduld und Gespräche führen zum Ziel

Von Horst SchweizerGudrun Stoll

Einem barrierefreien Zugang für das Straßberger Rathaus steht nichts mehr im Wege. Mit dem Landesdenkmalamt wurden alle notwendigen Details geklärt. Im September starten die Arbeiten zur Neugestaltung des Rathausvorplatzes.

Straßberger Rathaus: Geduld und Gespräche führen zum Ziel

Der Platz vor dem Straßberger Rathaus wird komplett umgestaltet und erhält ein neues Höhenprofil, damit Bürger mit Rollstuhl, Rollator und Kinderwagen künftig problemlos die Büros erreichen. Die wuchtige Eingangstüre öffnet sich automatisch.

Es brauchte Zeit, viel Geduld und zahlreiche Gespräche. Aber nun ist eine Lösung gefunden, die alle Partner mittragen können. „Alles was der VdK-Ortsverband gefordert hat, können wir nun umsetzen“, sagt Architekt Daniel Hotz. „Wir kommen dem Ziel, die Barrieren im denkmalgeschützten Rathaus zu reduzieren, einen guten Schritt näher“, zeigt sich auch Bürgermeister Markus Zeiser zufrieden.

Ein Prachtbau mit Barrieren

Zum Hintergrund: Das heutige Rathaus wurde 1745 als sogenanntes Neues Schloss nach Plänen des Deutschordensbaumeisters Johann Caspar Bagnato erbaut, ist prächtig anzuschauen, birgt aber jede Menge Stolperfallen an Treppen, Eingängen und Aufgängen, die mit den Anforderungen an ein modernes Verwaltungsgebäude nicht in Einklang zu bringen sind.

Denkmalschutzbehörde redet mit

So ist die Rathaustreppe für gehbehinderte Menschen und Mütter mit einem Kinderwagen ein kaum zu überwindendes Hindernis. Nur: Im und am denkmalgeschützten Gebäude dürfen nur Veränderungen erfolgen, die das Denkmalamt mitträgt.

Der VdK-Ortsverband hat 2018 einen Antrag auf einen barrierefreier Rathauszugang gestellt. Theoretisch schien dies möglich, in der Praxis aber nicht umsetzbar zu sein. Denn an der Eingangstüre durften keine technischen Veränderungen vorgenommen werden. Auch nicht die im Gemeinderat vorgeschlagene Aufdoppelung der Türe im Innenbereich, um eine automatische Öffnung möglich zu machen. Vertreter des Landesdenkmalamtes machten sich vor kurzem ein Bild über die Situation und erlebten dabei mit, wie stark frequentiert das Rathaus ist, in dem sich auch die Post befindet.

Künftig elektrisch

Ein Kompromiss ist gefunden. Die wuchtige Eingangstüre muss im Außenbereich so bleiben, wie sie ist. Auch die barocken Beschläge und die komplette Substanz auf der Innenseite haben Bestandsschutz. Das Denkmalamt hat aber erlaubt dass mit wenigen Schrauben eine neue Türe aufgesetzt wird. Dann seien alle Voraussetzungen geschaffen, um einen Elektroöffner mit Schließfolgeregelung für beide Türhälften zu installieren. Um die DIN-Vorgaben zu erfüllen, werden Klingel und Türöffner an einer Stele angebracht. Gesamtkosten: rund 10.000 Euro.

Auch im Gebäude selbst werden Barrieren abgebaut, verweist der Bürgermeister auf die Reduzierung der Schwellen in die Büros. Die ideale Lösung wäre der Einbau eines Aufzugs, sagt Zeiser. Aber dies sei in dem denkmalgeschützten Haus undenkbar. In der Verwaltung hat man auch nach ganz pragmatischen Wegen gesucht. So wurden schon vor geraumer Zeit alle Büros und Ämter mit einem hohen Besucheraufkommen ins Erdgeschoss verlegt.

Ein ganz neues Niveau

Straßbergs Verwaltung bastelt darüber hinaus am Plan, den gesamten Rathausplatz barrierefrei zu gestalten und die bestehende Rathaustreppe zu ersetzen. Die beiden Stufen vor der Rathaustüre werden im Zuge der Neugestaltung durch ein 18 Zentimeter hohes Podest ersetzt. Linksseitig wird eine zweieinhalb Meter lange Rampe angebracht, damit Bürger mit Rollstuhl, Rollator oder Kinderwagen freien Zugang haben. Als weitere Maßnahme ist der Bau einer „Rampe“ von der Lindenstraße zum Rathausplatz geplant. Die Arbeiten sollten ursprünglich im Juli beginnen, die letztendlich erfolgreich verlaufenen Gespräche mit dem Denkmalamt haben zu einer Verzögerung geführt.

Der jetzige Platz, auf dem vier Arten von Pflastersteinen unterschiedlicher Größe verbaut sind, weist einen extremen Höhenunterschied von bis 40 Zentimetern auf. Der gesamte Platz wird nun eine ebene Fläche und erhält einen einheitlichen, neuen Pflasterbelag. Das Denkmalamt stimmte dem vom Gemeinderat ausgewählten Betonstein mit Muschelkalkversatz zu. Es handelt sich um dieselben Steine, mit denen unlängst der neue Kirchenvorplatz in Lautlingen gestaltet wurde. Die Firma Hahn aus Stetten a.k.M. wird im September mit den dreiwöchigen Arbeiten beginnen. Ebenfalls in diesem Zeitraum wird die Firma Rupert Linder aus Albstadt die Sanierung der ehemaligen Friedhofsmauer in Angriff nehmen.

Die Tiefbaukosten für die Platzgestaltung sind mit 100.000 Euro veranschlagt. Für die Sanierung inklusive der Friedhofsmauer erhält die Gemeinde Mittel in Höhe von 80.000 Euro aus dem Ausgleichstock.