Albstadt

Stationäre Pflege im Kreis: Fachkräftemangel wirkt sich auf die Qualität der Pflege aus

19.11.2019

Von Dagmar Stuhrmann

Stationäre Pflege im Kreis: Fachkräftemangel wirkt sich auf die Qualität der Pflege aus

© Pascal Tonnemacher

Im Zollernalbkreis gibt es insgesamt 30 stationäre Pflegeeinrichtungen – unser Symbolbild zeigt ein Einzelzimmer in einem dieser Heime –, die von der Heimaufsicht kontrolliert werden.

Die beim Kreis angesiedelte Heimaufsicht hat viel zu tun: Das Team der Behörde ist Mängeln und Missständen in stationären Einrichtungen auf der Spur.

Der Fachkräftemangel wirkt sich auf die Qualität der Pflege aus – das ist Teil des Fazits, das die beim Landratsamt angesiedelte Heimaufsicht in ihrem Tätigkeitsbericht für die Jahre 2017 und 2018 zieht. Georg Link, Sozial- und Rechtsdezernent, und Heike Hirt, Sachgebietsleiterin Heimaufsicht, legten den Bericht in der jüngsten Sitzung des Schul-, Kultur- und Sozialausschusses des Kreistags vor.

Heimaufsicht macht sich ein Bild vor Ort

Die gesetzliche Grundlage für die Heimaufsicht ist das seit Mai 2014 geltende Gesetz für unterstützende Wohnformen, Teilhabe und Pflege. Die Heimaufsicht hat die Aufgabe, sich vor Ort bei regelmäßigen unangekündigten Prüfungen ein Bild von der Situation in den 30 stationären Pflegeeinrichtungen und mehreren Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen im Zollernalbkreis zu machen. Tätig wird die Heimaufsicht auch bei Beschwerden.

Unangekündigte Prüfungen

In der Regel erfolgen Beratungen – sowohl der Träger beziehungsweise Anbieter als auch der Bewohner und deren Angehöriger. Bleiben diese Beratungen erfolglos, verhängt die Heimaufsicht, wenn Mängel und Missstände aufgedeckt werden, auch ordnungsrechtliche Maßnahmen. Bis hin zur Anordnung von Aufnahmestopps.

In einzelnen Einrichtungen Defizite festgestellt

Im Berichtszeitraum sind laut Sitzungsvorlage in einzelnen Einrichtungen Defizite in der pflegerischen Versorgung der Bewohner festgestellt worden, so dass zum Teil ordnungsrechtliche Maßnahmen zur Beseitigung einer eingetretenen oder zur Abwendung einer drohenden Beeinträchtigung des Wohls der Bewohner getroffen werden musten. 2017 gab es sieben Anordnungen, 2018 zwei.

Teilweise besteht Verbesserungsbedarf

Neben „wiederum durchaus positiven Entwicklungen in verschiedenen Einrichtungen“ hat die Heimaufsicht bei ihren Begehungen 2017 und 2018 Verbesserungsbedarf in den Bereichen Personalausstattung, Pflegedokumentation, soziale Betreuung und Hygiene festgestellt.

Beanstandungen im einzelnen

Im einzelnen wurde beanstandet: Zu wenig Personal und/oder zu wenig Pflegefachkräfte, mangelnde Einarbeitung der Mitarbeiter, fehlende fachliche Anleitung der Mitarbeiter, fehlende zeitnahe, gezielte Reaktionen auf Pflegesituationen/Veränderungen, keine gezielte Umsetzung der im Einzelnen erforderlichen prophylaktischen Pflegemaßnahmen (zum Beispiel Dekubitusprophylaxe), unfachlicher Umgang mit Wunden, mangelhaftes Schmerzmanagement (beispielsweise kein systematisches Beobachten und Auswerten der Schmerzsituation), Umsetzung der ärztlichen Verordnungen nicht gesichert, Pflege-/Maßnahmenplanungen lückenhaft, nicht auf dem aktuellen Stand oder nicht aussagekräftig beziehungsweise handlungsleitend, unvollständige Trink- und Ernährungsprotokolle sowie Bewegungsprotokolle, fehlende Reflektion der Gewichtskontrollen, mangelhafte Wunddokumentation (etwa fehlende Dokumentation, keine Beschreibung der Wunde und des Wundverlaufs, keine Angabe von Maßnahmen und deren Wirkung), Übertragung tätigkeitsfremder Aufgaben auf die zusätzlich von den Kostenträgern vergüteten Betreuungskräfte (zum Beispiel hauswirtschaftliche Tätigkeiten) und mangelnde Umsetzung des Hygienekonzepts.

Fachkräftemangel ist vermehrt zu spüren

„Der Fachkräftemangel in der Pflege ist inzwischen vermehrt zu spüren“, bestätigen Georg Link und Heike Hirt. Es werde zunehmend schwieriger, vakante Stellen im pflegefachlichen Bereich sowie auf Leitungsebene zu besetzen. Personaldefizite hätten teils Anlass zu Beschwerden gegeben. „Erfahrungsgemäß ist insbesondere eine stabile und fachlich gut aufgestellte Leitungsstruktur maßgeblich für die Qualität der Einrichtungen.“

Problem lässt sich nicht schönreden

Der Fachkräftemangel lasse sich nicht schönreden, betonte Landrat Pauli in der Ausschusssitzung. Der Landkreis sehe sich hier in einer großen Verantwortung. Kreisrat Roland Tralmer schlug Maßnahmen im Marketingbereich vor, mit dem Ziel, dringend gesuchte Fachkräfte zu finden. „Wir müssen deutlich machen, dass es sich lohnt, im Zollernalbkreis zu arbeiten.“

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