Starke Familien und Ökologie: Christine Koch-Kuhring aus Rosenfeld kandidiert für die ÖDP

Von Daniel Seeburger

Ja was denn nun? Wer ökologisch wählen will bei der Landtagswahl hat nicht mehr nur die Grünen zur Auswahl. Die Regierungspartei bekommt gleich von zwei Seiten Konkurrenz. Da wäre die die Klimaliste BW, die die zukünftige Landespolitik mehr auf den Klimaschutz fokussieren will und die Ökologisch-Demokratische Partei (ÖDP), die neben ökologischen Zielen auch die „Achtung vor dem Leben“ im Blick hat. Christine Koch-Kuhring tritt in unserem Wahlkreis für die ÖDP an.

Starke Familien und Ökologie: Christine Koch-Kuhring aus Rosenfeld kandidiert für die ÖDP

Kandidiert für die ÖDP: Christine Koch-Kuhring.

Ökologie und Demokratie – das sind politische Werte, die Christine Koch-Kuhring, die mit ihrem Mann und ihrem Kind in Rosenfeld lebt, jederzeit unterschreiben kann. Das können aber die Wählerinnen und Wähler der Grünen auch. Wo also sind die Unterschiede? „Die Grünen haben sich zum Teil aufgerieben und abgenutzt“, sagt die Bewerberin.

Geht man 45 Jahre zurück in der Geschichte, dann stößt man auf den gemeinsamen Großvater von ÖDP und Grünen. Herbert Gruhl (1921-1993) saß bis 1980 für die CDU im Bundestag, war Mitbegründer des Bunds für Umwelt und Naturschutz Deutschlands (BUND) und 1980 Gründungsmitglied der Grünen, von denen er sich aber schon 1982 distanzierte. In den wilden Gründerjahren der Öko-Partei konnte sich der gestandene Konservative Gruhl nicht durchsetzen und sah seine ökopolitischen Ansichten nicht mehr vertreten.

Von der GAZ zur ÖDP

Die von Herbert Gruhl bereits 1978 gegründete Grüne Aktion Zukunft (GAZ) löste sich 1982 von den Grünen. Aus dieser Gruppierung heraus bildete sich die Ökologisch Demokratische Partei Deutschlands (ÖDP) – mit Gruhl als Vorsitzendem. Doch er rückte immer mehr nach rechts. 1990 verließ er die Partei. Zu unterschiedlich waren die Ansichten geworden.

Ein weiterer bekannter Name wird immer wieder mit der ÖDP in Verbindung gebracht. Der Journalist und Öko-Aktivist Franz Alt war zwar nie Mitglied, sah die Partei aber anlässlich seines Austritts aus der CDU 1988 als „konservativ im wahrsten Sinne des Wortes.“

Verantwortung für die Natur

Ist nun die ÖDP der konservative Flügel der Grünen? Das sehen weder die Partei noch Christine Koch-Kuhring so. Ökologisch – ja, sozial – ja, familienfreundlich – ja, aber doch ganz anders als die Grünen. „Wir müssen keine Rücksicht nehmen auf Koalitionen“, sagt die Kandidatin aus Rosenfeld und zitiert die goldene Regel der ÖDP, „die ich so für mich zu 100 Prozent unterschreiben kann.“ Sie lautet: „Der oberste Grundsatz unseres politischen Handelns ist, dass wir nicht nur an uns selbst denken, sondern solidarisch an alle Menschen auf diesem Planeten und an die zukünftigen Generationen. Darüber hinaus sind wir uns bewusst, dass wir in die belebte und unbelebte Natur um uns herum eingebettet sind und für sie Verantwortung haben.“

Umfassende Nachhaltigkeit

Was die ÖDP da fordert ist eine umfassende Nachhaltigkeit im Leben, im Wirtschaften, im Handeln. Damit hat die Partei den Nerv von Christine Koch-Kuhring getroffen. Sie sei ein politischer Mensch, verrät sie. Die Rosenfelderin wurde in Mainz geboren und hat in Tübingen Erziehungswissenschaften und Theologie studiert. Als Kind lebte sie drei Jahre mit ihren Eltern in Afrika, die dort im Entwicklungsdienst tätig gewesen sind. Die „Wahlschwäbin“, wie sie sich selbst nennt, war zehn Jahre lang in der Sozialpsychiatrie in Esslingen tätig. Dort hat sich mit Menschen in prekären Verhältnissen gearbeitet.

Aktuell wirkt Christine Koch-Kuhring in der Edith-Stein-Schule in Rottweil und unterrichtet dort Pädagogik, Psychologie, Entwicklungspsychologie sowie Naturwissenschaften und technische Bildungsprozesse.

Christine Koch-Kuhring ist eine Überzeugungstäterin. Schon als sie in Tübingen in der Studentenvertretung tätig gewesen ist, habe sie sich die Programme von verschiedenen Parteien angeschaut. Bei der ÖDP habe sie erstmals alles gefunden, was für sie in der Politik wichtig ist. „Wenn ich das Grundsatzprogramm lese, kann ich alles unterschreiben“, erklärt sie.

Familie im Fokus

Beispiel Familie. Christine Koch-Kuhring weist auf die Wichtigkeit von Kinderziehung vor allem in den ersten Lebensjahren hin. Dem stehe aber der Primat der Wirtschaft und die möglichst stetige Verfügbarkeit der Eltern entgegen. Dabei sei die Bindung der Kinder an die Eltern in den ersten Lebensjahren elementar wichtig. Diese Tatsache komme ihr in der politischen Diskussion zu kurz, führt sie aus. Man müsse es Eltern ermöglichen, die ersten drei Jahre bei ihren Kindern bleiben zu können.

Die ÖDP-Kandidatin fordert eine qualitativ gute Versorgung des Nachwuchses, wenn er außerhalb der Familie betreut wird. Die Idee einer Kinderrente sei leider wieder fallen gelassen worden. „Das halte ich für einen großen Fehler“, sagt Christine Koch-Kuhring. Ein großes Problem sei die Tatsache, dass Kinder heutzutage ein Armutsrisiko darstellten. „Es geht zu sehr an die wirtschaftliche Verfügbarkeit der Eltern“, kritisiert sie und fordert, dass es für Eltern möglich sein sollte, ihre Kinder zuhause zu betreuen. Dafür könnten beispielsweise Arbeitskontenmodelle entwickelt werden. „Es fehlt hier am politischen Willen“, bedauert sie.

Bedingungsloses Grundeinkommen

Die ÖDP-Kandidatin fordert ein bedingungsloses Grundeinkommen. Das bedeute Menschenwürde für alle. Ein weiteres, wichtiges Politikfeld ist die Ökologie. Wie wichtig ihr gerade auch der Erhalt der unmittelbaren Umwelt ist, zeigt Christine Koch-Kuhrings Engagement vor Ort. Sie ist Mitglied der Ortsgruppe Leidringen des Naturschutzbunds (NABU) und dort bei den „Rosenkäfern“, der Jugendgruppe des Vereins tätig. Sie wolle den Kindern den Wert der natürlichen Lebensgrundlagen nahe bringen, erklärt sie.

„Die ökologische Landwirtschaft sollte zum Standard werden“, führt die ÖDP-Bewerberin aus. Das Artensterben sei ein großes Problem, ebenso der Einsatz von Ackergiften. Die Landwirte sollten immer mehr zu Landschaftsschützern werden, „dafür müssen sie dann auch bezahlt werden“, fordert sie. Mehr unterstützen würde Christine Koch-Kuhring Modellprojekte wie die „Solidarische Landwirtschaft“ (Solawi) in Rosenfeld.

Bremsende Bürokratie

Dass Vorhaben wie beispielsweise Stellplätze für so genannte Tiny-Häuser oder aber Naturschutzprojekte von der Bürokratie ausgebremst werden, ist für die Kandidatin untragbar. Die ÖDP fordert eine ökologisch-soziale Marktwirtschaft, in der nicht die Allgemeinheit die Kosten bezahlt und die Wirtschaft die Profite einheimst.

„Ich glaube, dass die ÖDP eine Zukunft hat“, sagt Christine Koch-Kuhring. Dabei will sich die Kandidatin bewusst von den Grünen absetzen, die eine Partei der etablierten Mittelschicht geworden sei. Dabei, so Koch-Kuhrig, dürfte man auch die Ränder der Gesellschaft nicht vergessen. Genauso wenig wie den ländlichen Raum, in dem sie viel Potenzial verortet. Und genau dort, in den Dörfern und kleinen Gemeinden, will die ÖDP ansetzen. Bei der katastrophalen Anbindung an den ÖPNV, der mangelhaften Digitalisierung und fehlenden Einkaufmöglichkeiten.