Balingen

Stadt Balingen startet Modellprojekt zur umfassenden Informationsvermittlung im Pflegefall

06.12.2019

Von Lea Irion

Stadt Balingen startet Modellprojekt zur umfassenden Informationsvermittlung im Pflegefall

© Lea Irion

Die Verantwortlichen des Modellprojekts freuen sich über die Fertigstellung des Netzwerkes.

Zusammen mit der Deutschen Rentenversicherung und der Unfallkasse Baden-Württemberg hat die Stadt Balingen in den vergangenen drei Jahren an einem Modellprojekt gearbeitet, das pflegende Angehörige umfassend in allen dazugehörigen Bereichen informieren und aufklären soll. Seit dieser Woche ist das Portal online abrufbar.

Ob Pflegefall oder pflegender Angehöriger – das Thema betrifft nicht nur ältere Mitbürger, sondern kann in jeder Lebenssituation aufkommen. Betroffene stehen meist vor vielen ungeklärten Fragen, die ihnen niemand auf die Schnelle beantworten kann.

Dem will die Stadt Balingen nun Abhilfe schaffen. Diese Woche startete das Infoportal, das fortan unter balingen.de/pflege abrufbar ist. Heide Rath, Diplom-Pädagogin vom Pflegestützpunkt Zollernalb, freut sich über die Fertigstellung der umfassenden Datenbank.

2016 fing alles an

„Ein großer Vorteil ist, dass die Informationen zu jeder Zeit zur Verfügung stehen“, sagt sie. Dadurch, dass das Thema Pflege sehr umfangreich ist, müssten Betroffene sich oftmals stundenlang durch das Internet klicken, um Antworten auf die vielen Fragen zu finden. Dem wirke das Portal besonders entgegen.

Wichtig ist den Verantwortlichen besonders, dass sich pflegende Angehörige darüber informieren, wie sie selbst gesund bleiben. „Wenn der Pflegende unter der körperlichen und psychischen Last zusammenbricht, bricht auch die Pflege zusammen“, führt Rath aus.

Das Modellprojekt wurde 2016 von der Unfallkasse Baden-Württemberg (UKBW) ins Leben gerufen. Sigune Wieland, Stabsstellenleiterin bei der UKBW, arbeitet derzeit aus, wie das Projekt auch von anderen Kommunen übernommen werden kann.

Rund 1000 Pflegebedürftige im Raum Balingen

„Der Bedarf ist definitiv vorhanden“, kommentiert sie. Balingen sei indes durchweg ein guter Projektpartner gewesen. Oberbürgermeister Helmut Reitemann sagte, die Stadt Balingen habe sich „geehrt gefühlt“, für ein solches Projekt ausgewählt worden zu sein.

Im Raum Balingen gibt es derzeit rund 1000 Pflegebedürftige, wovon etwas weniger als die Hälfte ausschließlich durch Angehörige versorgt wird. „Man spürt, dass in solchen Situationen viele Informationen fehlen“, kommentiert Reitemann. Es sei wichtig, ein solches Netzwerk an Informationen für die Betroffenen bereitzustellen.

Pflege ist sehr facettenreich

Yvonne Erfurth von der Deutschen Rentenversicherung stieß 2018 zu dem Vorhaben dazu. Auch sie sieht das Infoportal als nötige Maßnahme, um Betroffene über die vielen Facetten der Pflege aufzukären. „Vielen wissen beispielsweise gar nicht, dass ihnen finanzielle Unterstützung zusteht“, erklärt Erfurth.

Wer als pflegender Angehöriger etwa seine Arbeitszeit reduzieren muss, kann einen finanziellen Ausgleich beantragen, der dann in die Rentenkasse eingezahlt wird. Defizite ergeben sich zwar dennoch, wie Erfurth anfügt, fielen aber nicht allzu groß aus.

Beratung geht auch telefonisch

Den Verantwortlichen war es wichtig, die vielen Säulen der Sozialversicherung gebündelt an einen Tisch zu bringen und die Schnittstellen aufzuzeigen.

Das Infoportal werde stets aktuell gehalten und regelmäßig aktualisiert. Und was, wenn jemand keinen Zugang zum Internet hat? „In den vergangenen Jahren hat sich ein deutlicher Trend zu digitalen Anfragen abgezeichnet“, berichtet Rath.

Sie habe festgestellt, dass beispielsweise ein Großteil der Unter-60-Jährigen gut vernetzt sei. „Und wer kein Internet hat, kennt sicherlich jemanden, der sich in der Materie auskennt“, fügt Rath an. Nicht zuletzt sei sie auch telefonisch für die Beratung erreichbar.

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