Sportanlagen: In Meßstetten fällt ein Votum fürs Geschichtsbuch

Von Gudrun Stoll

Kommt das zentrale Sportzentrum auf dem Geißbühl oder gibt es zweiStandorte? Der Meßstetter Gemeinderat setzt am Freitagabend in öffentlicher Sitzung den Meilenstein.

Sportanlagen: In Meßstetten fällt ein Votum fürs Geschichtsbuch

Die Sportanlage auf dem ehemaligen Kasernengelände wird marode, soll aber fit gemacht werden für Schulen und Vereine.

Die Gemeinderäte entscheiden über Konzept und Sanierungsumfang der Sportstätten. Diese Festlegung erfolgt in einem Grundsatzbeschluss, der Stadtgeschichte schreiben wird. Denn wohl kaum eine Frage hat die Meßstetter länger beschäftigt als jene, wann und wo für die Vereine und die Schulen ein modernes Sportzentrum entsteht.

Die teils mit harten Bandagen geführten Diskussionen reichen bis in die Ära von Bürgermeister Erwin Gomeringer zurück. Mitte der 1980er sah sich sein Amtsnachfolger Willi Fischer gar mit einer der kreisweit ersten Bürgerinitiativen konfrontiert. Deren Mitglieder protestierten gegen das geplante Sportzentrum am Wildenstein.

Mit harten Bandagen gekämpft

Um vor Augen zu führen, wie groß und tief der Einschnitt in ein Stück unberührte Natur wäre, markierten sie das acht Hektar große Gelände mit Trassierband und Luftballons. Der damalige Gemeinderat ließ sich vom Widerstand wenig beeindrucken und favorisierte das Gebiet rund um den Wildenstein als idealen Standort auf der Achse Schule-Sporthalle und dem neu erbauten Tennis- und Squashcenter. Ursache aller Überlegungen war der Mangel an Anlagen für den Schulsport mit Leichtathletikbahn und Spielfeldern für den Mannschaftssport. Idealerweise sollte auch für den Vereinssport eine zentrale Lösung gefunden werden.

Immer wieder vertagt

Im Jahr 1990 wurde ein Architekturwettbewerb ausgelobt, das Preisgericht kürte auch einen Sieger. Die sehr konkrete Planung bezifferte die Kosten samt Grunderwerb auf 7,6 Millionen Mark. Ein Jahrzehnt werde sicher noch ins Land gehen, bis Finanzierung und Umsetzung in trockenen Tüchern sind, wurde damals geunkt. Doch das Thema wurde auch in der Folgezeit immer wieder vertagt.

Erst 30 Jahre später, in die Galerie der ehemaligen Stadtoberhäupter hat sich mittlerweile Lothar Mennig eingereiht, kommt dem amtierenden Rathauschef Frank Schroft die Aufgabe zu, die unendliche Geschichte zu einem guten Ende zu bringen. Unter neuen Voraussetzungen, denn die Koordinaten auf der politischen Weltkarte haben sich verschoben: Die Bundeswehr hat den Standort Meßstetten 2014 verlassen, aber ihre Sportanlagen hinterlassen.

Professionelle Planung liegt vor

Ende 2016 hat die Stadtverwaltung gemeinsam mit dem Institut für Kooperative Planung und Sportentwicklung aus Stuttgartdie Sportstättenentwicklungsplanung erarbeitet. Beteiligt waren auch Gemeinderat, Sportvereine und Vertreter der Schulen. Als Leitziel wurde der Ausbau der allwettertauglichen Sportplätze für den Schul- und Vereinssport formuliert, auf der Liste standen außerdem eine Leichtathletikanlage und altersunabhängige Angebote für die Freizeit. Das im Herbst 2020 eröffnete Sport- und Freizeitgelände Blumersberg setzt erste und zugleich außergewöhnliche Akzente in der neuen Sportlandschaft, wenngleich der Corona-Lockdown einen unfreiwilligen Dornröschenschlaf zur Folge hatte.

Immer wieder neue Wendungen

Das weitere Konzept sah eine Leichtathletikanlage beim Schulzentrum vor. Außerdem sollte der Sportplatz Eichhalde wieder flott gemacht werden. Im Herbst 2018 war noch nicht absehbar, dass die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) im Jahr 2019 bereit sein würde, der Stadt drei von neun Teilflächen des ehemaligen Kasernenareals mit den bestehenden Sportanlagen samt Sporthalle zu verkaufen. Diese Ansage stellte alles auf den Kopf, denn plötzlich rückte eine zentrale Lösung in greifbare Nähe und das Projekt Eichhalde wurde auf Eis gelegt.

Geißbühl auf dem Prüfstand

Neben dem Gemeinderat sprachen sich auch die Fußballvereine der Gesamtstadt für einen Kunstrasenplatz auf dem ehemaligen Kasernenareal aus. Der TSV Meßstetten brachte in einem gemeinsamen Schreiben mit den Schulleitern des Schulzentrums allerdings zum Ausdruck, dass ein Kunstrasenplatz für die Leichtathletikdisziplinen im Schul- und Vereinssport nicht geeignet sei.

Im September 2020 schauten sich die Gemeinderäte aus dem Kernort das Gelände auf dem Geißbühl an. Ihr Fazit: Der Sportplatz muss saniert und eine Flutlichtanlage errichtet werden, damit ganzjährig der Trainings- und Spielbetrieb möglich ist. Als „große Lösung“ kam neben einem Kunstrasenplatz die Sanierung der Leichtathletikanlagen sowie der Sanitäranlagen in der Sporthalle zur Sprache. Wie Bürgermeister Frank Schroft in der Vorlage zur Sitzung betont, wurden diese Überlegungen maßgeblich von den Fraktionsvorsitzenden Tarzisius Eichenlaub (Freie Wählervereinigung) und Ernst Berger (CDU) angeregt.

Bürgermeister favorisiert zentrale Lösung

Die Stadt hat die Sportanlagen auf dem Geißbühl Ende 2020 erworben. Nun ist der Gemeinderat am Zuge mit einem Grundsatzbeschluss zu Konzept und Sanierungsumfang. Der Bürgermeister favorisiert die Lösung „Geißbühl“ mit einem zentralen Standort für alle Sportanlagen. Es gibt noch eine zweite, ebenfalls machbare Variante: Auch diese sieht vor, die Leichtathletikanlagen in der ehemaligen Kaserne zu sanieren, das Rasenspielfeld in einen Kunstrasenplatz umzubauen und mit einer Flutlichtanlage auszustatten.

Zweite Variante wäre machbar

Anstatt das Areal auf dem Geißbühl um ein Werferfeld zu ergänzen, würde in dieser Fassung die Anlage beim Schulzentrum Realschule/ Gymnasium saniert sowie um eine Laufbahn, eine Hochsprunganlage und ein Werferfeld für die Disziplinen Diskus und Speerwurf ergänzt. Mit dem Angebot eines Sportabiturs müssen Kommune und Schule diese Disziplinen laut Bildungsplan ermöglichen.

Zukauf von Gelände ist möglich

Eine Machbarkeitsstudie für beide Varianten liegt vor. Die Stadtverwaltung wird dem Gemeinderat heute Abend die Variante „Geißbühl“ als optimale Lösung zur Abstimmung vorschlagen: Weil auch auf dem ehemaligen Kasernengelände der Bau eines Werferfeldes durch den Zukauf weiterer Flächen möglich wäre.

Die Gesamtfläche des Sportgeländes würde sich dann von rund 28000 auf 31000 Quadratmeter erhöhen. Die Gesamtkosten sind mit knapp 1,9 Milionen Euro kalkuliert. Für die Variante „Geißbühl/Schulsportgelände“ sind annähernd 1,7 Millionen Euro veranschlagt.