Spielbetrieb ausgesetzt: TSG Balingen fehlen vielleicht überlebenswichtige Einnahmen

Von Marcel Schlegel

Für Uwe Haußmann gilt in diesen Tagen, in denen die Corona-Krise das öffentliche Leben teils lahmlegt, ein gern zitierter Satz mehr denn je: der, dass Fußball zwar die schönste, aber eben nur eine Nebensache sei.

Spielbetrieb ausgesetzt: TSG Balingen fehlen vielleicht überlebenswichtige Einnahmen

Auf Zuschauereinnahmen muss die TSG Balingen vorerst verzichten. Die Regionalliga pausiert – offiziell heißt es bis zum 20. April.

„Diese Ausnahmesituation erfordert von jedem drastische Schritte“, sagt der Fußball-Abteilungsleiter der TSG Balingen. Einigermaßen leicht sei der Führungsriege des Kreisstadtklubs die Entscheidung dennoch gefallen, den regulären Betrieb auszusetzen, weil sie selbstverständlich gewesen sei, so Haußmann.

Die Lage ist ernst

Seit über einer Woche wird nicht mehr trainiert, auch die Mitarbeiter um Geschäftsführer Jan Lindenmair und Geschäftsstellenleiter Timo Schneider arbeiten von zu Hause aus, Abteilungssitzungen werden in den virtuellen Raum ausgelagert. Die Lage sei ernst, betonen die Balinger unisono: für die Gesundheit der Menschen und jene der Sportvereine. Denn deren wirtschaftlicher Fortbestand wird vom Coronavirus ebenfalls attackiert. Die Folgen: nicht absehbar, gesteht Haußmann.

Spielpause bis zum 20. April

Wie erwartet, sind die Verantwortlichen der fünf Regionalliga-Staffeln den Verordnungen der Bundesländer gefolgt und haben die Spielpause bis zum 20. April verlängert. Nicht nur für die TSG Balingen heißt das: vorerst keine Heimspiele, keine Einnahmen aus Ticketverkauf und Gastronomie – bei gleichzeitiger finanzieller Verpflichtungen gegenüber Spielern, Trainern sowie sonstiger betriebswirtschaftlicher Zahlungen, die geleistet werden müssen. Kurzum: erhebliche Verluste. Deshalb hat der Verein gestern auf seinen Sozialen Kanälen einen Spendenaufruf gestartet.

„Das finanzielle Polster von Sportvereinen ist selten groß. Keiner kann in einer Saisonplanung damit rechnen, dass ganze Wochen oder Monate lang Spiele und Einkünfte ausfallen“, sagt Haußmann. Er sei dennoch optimistisch, dass Land, Leute und die TSG als Verein aus dieser Krise zumindest menschlich und sozial gestärkt hervorgehe. „Aber momentan ist jedes Szenario denkbar. Fänden diese Saison gar keine Spiele mehr vor Publikum statt, wäre das nicht nur für uns prekär.“ Dass ab Ende April weitergespielt wird, daran hat nicht nur Haußmann seine Zweifel. Ein Abbruch der Saison ist realistisch – wie es dann sportlich wie finanziell weiterginge: nicht abzuschätzen.

Massive finanzielle Auswirkungen

Martin Kath, der mit seiner Frau Elke die Finanzen des Viertligaklubs verantwortet, betont, dass man wie jeder Arbeitgeber gewillt sei, die Verträge mit Spielern, Trainern und Angestellten zu erfüllen. „Aber uns geht es nicht anders als anderen Vereinen: Die Corona-Krise wird sich finanziell massiv auswirken“, sagt Martin Kath. Auch für Bäcker, Metzger oder sonstige Dienstleister, die die TSG seit Jahren beliefern und unterstützen. „Wir sind für viele Betriebe kein unwesentlicher finanzieller Faktor und fallen nun weg.“ Man habe bereits erste Gespräche mit Großsponsoren geführt, deren Engagement natürlich an die Austragung von Heimspielen gekoppelt ist, erklärt Geschäftsführer Jan Lindenmair. Noch gebe es diesbezüglich keine Rückforderungen.

TSG zählt auf Solidarität

Aber wie lange kann die TSG die Lücken schließen, die klafft, wenn Einnahmen aus-, aber Ausgaben bestehen bleiben? „Dazu können wir keine Aussage treffen“, antwortet Kath. Zu unübersichtlich und unklar sei die Lage. Und was, wenn die finanziellen Mittel ausgehen? „In solchen Phasen zählen wir auf Solidarität – unserer Spieler, Trainer, Sponsoren und Zuschauer“, antwortet Haußmann. Heißt: Dann setzen die Balinger darauf, dass die ebenfalls gebeutelten Sponsoren dennoch treu bleiben und Spieler wie Trainer monetäre Abstriche machen.