Albstadt

Sozi und Ex-Daimler-Chef Edzard Reuter brilliert als Redner bei der CDU-Feierstunde in Albstadt

03.10.2019

Von Volker Bitzer

Sozi und Ex-Daimler-Chef Edzard Reuter brilliert als Redner bei der CDU-Feierstunde in Albstadt

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Ruhig und überzeugend: Edzard Reuter beeindruckte als Festredner im Margrethauser Klostersaal. Nicht nur CDU-Abgeordneter Thomas Bareiß war begeistert.

„Der dritte Oktober ist ein Geschenk der Geschichte“ – zu diesem Fazit kommt der mittlerweile 91 Jahre alte Festredner bei der Feierstunde zum Gedenken an die Wiedervereinigung. Der Referent hält geradezu eine Laudation auf die Demokratie und ihre Werte.

Scharfer Verstand, brillante Rhetorik, wirtschaftliche Kompetenz und politischer Weitblick – all das kennzeichnet Edzard Reuter. Bis heute. Trotz – oder wäre es sogar besser zu sagen wegen – seiner mittlerweile 91 Jahre. Denn gerade sein langes Leben ist gezeichnet von vielen Begegnungen, Tiefen, Höhen und Veränderungen. Und somit geradezu prädestiniert, den Lauf der Deutschen Geschichte zu reflektieren.

Ein Mitgestalter der Deutschen Einheit

Edzard Reuter gilt durchaus als einer der Architekten der Deutschen Einheit; er der einst als Vorstandsvorsitzender der Daimler AG über die wirtschaftlich-politische Schiene Einfluss nahm, um im Berlin der 1990-er-Jahre seine Ideen zu verwirklichen. Der Potsdamer Platz geht mit auf sein Konto und ist nicht nur ein bauliches Symbol der deutschen Wiedervereinigung schlechthin. In der neuen, alten Hauptstadt, die einst auch sein Vater als Bürgermeister regierte.

Kein Schongang der Worte

Als bekennender Sozialdemokrat war er am Einheitstag Gast der CDU. Gar als Revoluzzer stellte er sich selbst vor, als er unter großem Beifall ans Rednerpult im bis auf den letzten Platz gefüllten Margrethauser Klostersaal trat. Dass er selbst im hohen Alter das Weltgeschehen noch äußerst kritisch betrachtet, zeigte sich schnell. Ob mit spitzen Worten zu überzogenen Aktionen wie Fridays for Future, spöttischen Bemerkungen zu twitternden Präsidenten oder den Populisten auf deutschen Straßen.

Nie ging es den Deutschen besser als heute

Internet, Digitalisierung und soziale Medien fördern laut Reuter nicht nur die Globalisierung, sondern sorgen durch eine latente Revolution der Grundwerte auch für Verunsicherung bei den Menschen. Gerade bei einer Generation wie heute. Jener, der es besser gehe als bislang allen Generationen zuvor in Deutschland und vielerorts auf der Welt. Trotzdem würden deren Ängste vor einer ungewissen Zukunft geradezu einen fruchtbaren Nährboden bilden für die politischen Menschenfänger. Hier und anderswo.

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Ein bekennender Sozialdemokrat als Festredner bei der CDU: Edzard Reuter, der ehemalige Vorstandsvorsitzender der Daimler-Benz AG.

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In der ersten Reihe während der Begrüßung (von rechts): Festredner Edzard Reuter, dessen Ehefrau Helga, CDU-Bundestagsabgeordneter und Staatssekretär Thomas Bareiß, Dr. Sophie Schwörer, die Witwe des einstigen langjährigen MdB Dr. Hermann Schwörer.

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Keine Feier ohne Geschenk für den Festredner. Dieses überreichte Albstadts CDU-Chef und Mitgastgeber Roland Tralmer. Flankiert von MdB Thomas Bareiß (rechts) und dem Europaabgeordneten Norbert Lins.

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Albstadts CDU-Stadtverbands-Chef Roland Tralmer. Nicht nur die obligate Begrüßung oblag ihm, auch sehr eindringliche Worte fand der Kommunalpolitiker am Feiertag.

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Unserem CDU-Bundestagsabgeordneten Thomas Bareiß (hier live vor seinem Plakat-Konterfei) ist es zu verdanken, dass Edzard Reuter nach Margrethausen kam. Bei einer Begegnung auf dem Flughafen entstand der Kontakt.

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Bis auf den letzen Platz gefüllt war der Klostersaal in Margrethausen bei der CDU-Gedenkveranstaltung zum Tag der Deutschen Einheit.

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Alleinunterhalter an der Gitarre: Beefy Wurst. Passend zu einem Einheits-Feiertag stimmte er Santanas "Europa" ebenso an, wie das Deutschland-Lied.

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Abschluss mit gesanglichern Würden: Der offizielle Teil der CDU-Einheitsfeier wird durch das Deutschland-Lied begangen.

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Es gibt keine Albstädter CDU-Veranstaltung ohne die Laugen-Nager von Mäusles-Bäck Frieder Pommerencke, selbst im Vorstand der CDU und langjähriger Gemeinderat.

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Der Albverein Margrethausen kümmerte sich liebevoll um die Bewirtung der Gäste. Zeit für ein Erinnerungsbild mit Albstadtmäusle-Erfinder Frieder Pommerencke blieb dennoch.

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Als Sprüche der Volksverdummung bezeichnete Edzard Reuter all das, was er samt bissigen Parolen am rechten und linken Rand in der Gesellschaft erlebe. Nein, diese fanatischen Zeitgenossen seien nicht das Volk, auch wenn sie es noch so laut schrieen. Klare Kante gegen rücksichtslose Hetzer, die nichts weiter wollten, als die Werteordnung auszuhöhlen. „Das wird ihnen nicht gelingen...“ hebt Edzard Reuter mahnend den Zeigefinger und blickt fordernd in den Saal „...wenn wir ihnen Hürden in den Weg stellen, Mut haben, Probleme beim Namen zu nennen und die Basis unserer Demokratie leben!“

Ein bekennender Europäer

Zu seinen klingenden Ausführungen mit vielen Facetten gehörte auch das klare Bekenntnis zur Europäischen Union. Es sei hier höchste Zeit, sich zu besinnen und aus der Geschichte zu lernen. Dass Deutschland durchaus eine besonders dankbare Rolle einzunehmen habe und auch das Teilen obersten Gebot sein müsse, stand für den SPD-Politiker außer Frage. All seine spannenden Gedanken und Ausführungen mündeten in einem Credo: Der dritte Oktober ist ein Geschenk der Geschichte. In Freiheit und in einem Rechtsstaat zu leben muss unantastbar bleiben für jeden Menschen. Egal welchen Hintergrund sein bisheriges Leben bisher hatte.

„Wir haben blühende Landschaften“

Aber nicht nur Edzard Reuter skizzierte mit prägenden und einfühlsamen Worten den Feiertag und dessen Geschichte. Ebenso Roland Tralmer, der Stadtverbandsvorsitzender der CDU Albstadt, und unser CDU-Bundestagsabgeordnete und Staatssekretär Thomas Bareiß. „Demokratien sterben nicht an ihren Feinden, sondern daran, dass sich zu wenige darin einbringen“ formulierte Tralmer überaus trefflich. Der Bundestagsabgeordnete setzte als status quo, was einst Bundeskanzler Helmut Kohl nach Öffnung der Grenzen versprochen hatte: Blühende Landschaften. „Dies haben wir jetzt und seit Jahren wachsen die Wirtschaft und der Wohlstand in Deutschland. Nie stand unser Land besser da!“ stellte Bareiß fest.

Eine Flughafen-Begegnung mit Folgen

Ihm war es übrigens zu verdanken, dass der zugleich bescheidene und beeindruckende Edzard Reuter den Weg nach Albstadt, in dessen gute Stube gefunden hatte. Auf dem Flughafen habe er ihn getroffen und einfach angesprochen, erzählt Bareiß eingangs im Gespräch mit dem ZOLLERN-ALB-KURIER. Prompt habe der Sozialdemokrat zugesagt, die CDU-Veranstaltung zum Tag der Deutschen Einheit zu bereichern. Wenn das kein Gemeinsinn ist.

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