Soviel Käferholz wie noch nie: Der gefräßige Buchdrucker schlägt im Gemeindewald Straßberg zu

Von Horst Schweizer

Schäden durch den Borkenkäfer im Gemeindewald Straßberg bescheren im Waldhaushalt 2019 ein Defizit von rund 29.000 Euro. Der Waldbegang am Freitag Abend wurde zu einer ziemlich nassen, aber informativen Angelegenheit.

Soviel Käferholz wie noch nie: Der gefräßige Buchdrucker schlägt im Gemeindewald Straßberg zu

Gemeinderat Straßberg auf Waldtour: Susanne Gschwind und Tobias Gut mit einem Stück befallener Käferfichtenrinde.

Der Gemeinderat Straßberg machte sich zusammen mit Verwaltung und Vertretern der Forstwirtschaft auf zum Waldbegang. Ziel waren der Hintere und Vordere Hau. Beim Treffpunkt am Wanderparkplatz Mietle war zu erahnen, was die dunklen Wolken wohl schnell bringen würden.

Der Straßberger Revierleiter Wolfgang Maier erläuterte, welche Schutzfunktion der Wald nach wie vor hat. Dennoch sei es nicht immer einfach, alles unter einen Hut zu bringen. „Doch wir schaffen nachhaltig, um allem gerecht zu werden“, so seine Aussage.

Starke Nachfrage nach Energieholz

Bezogen auf das letzte Jahrhundert, was er mit einer Temperaturanomalie aufzeigte, seien die Werte vor allem der letzten drei Jahrzehnte deutlich angestiegen. Ebenso die tendenziellen Niederschläge. Massiv erhöht habe sich der deutsche Bedarf an Energieholz, was auch auf Straßberg zutreffe. Die Gemeinde hat eine Fläche von 2490 Hektar, rund 54 Prozent davon sind Wald. Verkauft wurden 850 Festmeter, zu 90 Prozent an Straßberger Bürger.

Warum der Förster einen Stuhl dabei hat

Der Wald sei, so Wolfgang Maier, sehr wichtig für das Klima, da dieser Kohlenstoff binde. In einem Festmeter Holz seinen rund 250 Kilogramm reiner Kohlenstoff gebunden.

Der Revierleiter klärte dann auf, warum er einen Stuhl dabei hatte. An diesem aus Buchenholz, von der Großmutter stammend und hundert Jahre alt, zeigte er auf, dass in diesem Holz entsprechend viel Kohlenstoff gespeichert ist.

Blitz und Donner setzen ein Ende

Als dann Blitz und Donner über die rund 25 Personen hinwegzog, starker Regen einsetzte, der für ein angenehmes Rauschen sorgte, wurde der Waldbegang abgebrochen.

Zurückgezogen in der Mietle-Hütte erfuhren die interessierten Gemeinderäte vom Albstädter Amtsrat Eugen Seyboldt und Forstdirektor Klaus Richert –„der Wald wird sich verändern, er ist für den Regen dankbar, denn es ist ein Wetter, das der Förster liebt“ – gaben viele Informationen zum breiten Thema Wald.

Ein Maximum ist nicht gut

Wolfgang Maier ging auf Unterschiede vor und nach einer Durchforstung ein. Diese sei wichtig, um den Mehrwert zu verbessern: „Wenn maximale Holzmasse auf einer Fläche steht, kann nichts mehr wachsen“.

Glas mit Schädlingen

Eugen Seyboldt ging auf das Sturm- und Käferholz ein. Anschaulich hatte er in einem Glas viele kleine Buchdrucker dabei, welche bei 16 Grad als dafür idealer Temperatur Brut- und Fraßgänge in die Fichtenrinde bohren und so die Leitungsbahnen der Bäume unterbinden. Ab April suchen sie gezielt, auch gesunde und stabile Fichten, auf. „Jedes Käfer- oder Brutpaar kann bei einer Eiablage bis zu acht Millionen Nachkommen im Jahr haben“, sagte Seyboldt.

580 Festmeter kaputt

Anhand einem Stück befallener Fichtenrinde waren die Schäden daran zu sehen.

Im neuen Feuerwehrhaus gab Eugen Seyboldt einen Bericht über das Forstwirtschaftsjahr 2019 ab. Der Borkenkäferschaden sorgte für finanzielle Schäden und Verluste für Waldbesitzer. 580 Festmeter Käferholz fielen in Straßberg 2019 an, soviel wie noch nie.

Rund 29.000 Euro weniger Ertrag

Dies bedeutet für die Gemeinde einen Minderertrag von circa 29.000 Euro. „Das Ganze wird sich weiter verschärfen“, so Wolfang Maier vorausblickend. Denn abgebrochene Gipfel oder Sturmbäume seien beste Voraussetzungen für den Buchdrucker, „da fängt der Hotspot dann an“.