Solawi Zollernalb setzt auf Demeter: Bio-Gemüse aus Rosenfeld für Leib, Seele und Geist

Von Rosalinde Conzelmann

Die Solidarische Landwirtschaft Zollernalb, die auf dem Rosenfelder Sülzlehof seit zwei Jahren beheimatet ist, geht ihren Demeter-Weg konsequent. Beim zweiten Quartalstreffen am Sonntag auf dem Hof und den Feldern gab es neben viel Lob und Anregungen von den Mitgliedern auch einen professionellen Exkurs in die Geschichte des ältesten Bioverbands Deutschlands.

Solawi Zollernalb setzt auf Demeter: Bio-Gemüse aus Rosenfeld für Leib, Seele und Geist

Die Mitglieder konnten sich auf den Feldern vom Wachstum ihres Gemüses überzeugen.

Das Feedback der Mitglieder ist den Solawi-Gärtnern und dem Vorstand sehr wichtig, deshalb dienen die regelmäßigen Treffen mit Felderbegehung nicht nur der Information der Mitglieder, sondern auch dem Erfahrungsaustausch aller in dem noch jungen Verein, der das Prinzip der Solidarischen Landwirtschaft umsetzt.

Dieses bedeutet, dass mehrere private Haushalte die Kosten eines landwirtschaftlichen Betriebs tragen, wofür sie im Gegenzug dessen Ernteertrag erhalten.

Die Mitglieder zahlen monatlich für ihren Anteil

Auf Grundlage der geschätzten Jahreskosten für die landwirtschaftliche Erzeugung verpflichten sich die Mitglieder, im Voraus einen monatlichen Betrag an die Solawi zu zahlen.

Dieser wird in einer anonymen Abstimmung für jeden einzeln festgelegt. Somit können auch einkommensschwache Haushalte mitmachen. Der Richtwert pro Ernteanteil für die derzeit rund 40 Abnehmer liegt bei 70 Euro.

Die Landwirtschaft wird finanziert

„Solidarische Landwirtschaft fördert und erhält somit eine kleinbäuerliche und vielfältige Landwirtschaft. Zudem ergibt sich für alle ein neuer Erfahrungs- und Bildungsraum. Es wird nicht nur das einzelne Lebensmittel finanziert, sondern im Grunde die ganze Landwirtschaft“, schreibt der Verein auf seiner Website.

Der Hausherr und Vize im Solawi-Vorstand, der Rosenfelder Landwirt Michael Sülzle, Chefgärtnerin Josephine Dehner, Kassiererin Dagmar Herold und die beiden weiteren Gärtnerinnen standen für Fragen zur Verfügung. Zum Team gehört noch die Vorsitzende Jule Hölle, die am Sonntag verhindert war.

Ein geniales Projekt

Wie geht es Euch mit Solawi? „Ich finde das Projekt genial“, „ich wollte es schon lange mal sehen“, „es ist eine tolle Sache, wir freuen uns jedes Mal über das Gemüse“ – Antworten, die das Team gerne hörte.

Insbesondere die Regionalität und die Vielfältigkeit wurden gelobt. „Ich finde es toll, dass es Gemüsesorten gibt, von denen ich bisher nichts gehört habe“, meinte eine Abnehmerin. Sie findet es zudem klasse, dass die Zubereitungstipps für Melde oder Mairübchen im regelmäßigen Newsletter mitgeliefert werden.

Auch das Grünzeug essen und kochen

Das Solawi-Gemüse ist nicht immer makellos, dafür stets frisch. Das zeichnet es aus und erfordert für viele auch ein Umdenken, denn alles kann verwertet und gleich verarbeitet werden, stellte Josephine Dehner klar: „Das Beste am Gemüse ist das Grünzeug.“

Der Verein arbeitet ständig an sich, sammelt noch Erfahrungen. So war beispielsweise die erste Ernte im Frühjahr wegen der Kälte mau und die Ausbeute gering. Es passierte auch, dass die Mitglieder im Sommer nicht jede Woche mit einem Anteil beliefert wurden. Das dürfe nicht sein, meinte eine Abnehmerin.

Folientunnel bringt reiche Ernte

Die Anschaffung eines Folientunnels war ein Schritt, dass die Gemüseernte bunter und vielfältiger ausfällt. Dort wachsen nun die ersten Tomaten, Gurken und Auberginen mit einem rasanten Tempo in die Höhe.

Bewässerung ist ein großes Thema für die gesamte Landwirtschaft. Auch Solawi muss sich darüber Gedanken machen. Bislang werden nur die Jungpflanzen angegossen, teilte Josephine Dehner mit.

Bewässerung wird wichtiger

Ihre Philosophie lautet: „Wir lassen nichts vertrocknen, sind aber sehr sparsam mit dem Gießen.“ Ob dieser Plan für die Zukunft aufgehen wird, ist fraglich. Denn angesichts des Klimawandels wird es ohne Bewässerung nicht gehen, kündigte Dagmar Herold an.

Sülzlehof ist Demeterbetrieb

Wilhelm Sülzle, Altbauer des Rosenfelder Sülzlehofs, war seiner Zeit weit voraus, als er vor zehn Jahren seinen Betrieb auf Demeter umstellte. Damit ist der Sülzlehof ein Glücksfall für Solawi, ist der biologisch-dynamische Weg damit vorgegeben. Jungbauer Michael Sülzle teilt die Ansichten seines Vaters in jeder Hinsicht.

Für den Verbraucher und Abnehmer bedeutet Demeter eine Sicherheit. „Das ist eine Marke, auf die man sich verlassen kann“, eröffnete Gotthold Salzer seinen Exkurs.

Salzer ist Landwirtschaftsmeister und Pädagoge. Er unterrichtete 30 Jahre an der Waldorfschule in Frommern und kehrte in seiner Rente zur biologisch-dynamischen Landwirtschaft zurück – mit ebenso viel Leidenschaft wie Fachwissen.

144 Seiten Richtlinien

Die Demeter-Richtlinien umfassen 144 Seiten und fußen auf der Erkenntnis, dass das Leben aus Stoffgeschehen besteht.

Man betrachte die Dinge differenzierter als in der heutigen industriellen Landwirtschaft, die sich in einer verheerenden Situation befinde, analysierte Salzer. „Pilze arbeiten an falschen Stellen und werden tot gespritzt.“

Während die industrielle Landwirtschaft ausschließlich gewinnorientiert arbeite, ist in der Demeter-Landwirtschaft die Chemie absolut verpönt und die Energie liefert die Sonne frei Haus.

„Es stehen Kräfte hinter dem Wachstum“, stellte der Landwirtschaftsmeister fest. Und diese Lebenskräfte seien allgegenwärtig. Eine Aufgabe der Demeter-Landwirte sei es, diese Wachstumskräfte im Kreislauf zu halten.

Die Zukunft ist biologisch-dynamisch

Für Salzer steht fest, dass die biologisch-dynamische Bewirtschaftung die Zukunft der Landwirtschaft sein wird, weil sich die Böden nur so regenerieren können. Demeter stehe im Rufe als das älteste Biolabel auch das beste zu sein.

Es geht auch um die Seele

Was die Tierhaltung betrifft, werde bei der Demeterhaltung die Seele berücksichtigt. „Wir ernähren auch die Seele und den Geist, nicht nur den Leib“, konstatierte er mit der Erkenntnis, dass Solawi beste Lebensmittel für Leib, Seele und Geist biete.