So bedeutend wie der Hohenzollern: Die Sanierung des barocken Binsdorfer Klosters beginnt

Von Pressemitteilung

Diese Woche beginnt die Sanierung des ehemaligen Klosters Binsdorf mit der Einrüstung des langgestreckten Konventsbaus und seiner mächtigen, das Ortsbild prägenden Ostfassade, teilt die Pressestelle der Diözese Rottenburg-Stuttgart mit. Dr. Thomas Schwieren, Diözesanbaumeister und Leiter des Bischöflichen Bauamts der Diözese, weist auf die Besonderheit des Projekts hin: „Das Kulturdenkmal ist ein Ort, der weit und breit seinesgleichen sucht.“

So bedeutend wie der Hohenzollern: Die Sanierung des barocken Binsdorfer Klosters beginnt

Das ehemalige Klostergebäude liegt auf der Stadtmauer auf und hat eine Länge von rund 50 Metern. Im Vordergrund zu sehen: Der in seiner Grundstruktur ebenfalls weitgehend erhalten gebliebene barocke Klostergarten.

„Ein Haus mit einer sehr speziellen Aura, das nach Abschluss der Sanierungsarbeiten eine ganz besondere Arbeits- und Tagungsatmosphäre bieten wird. Dank der nun beginnenden Sanierung wird das über 300 Jahre alte Klostergebäude mitsamt seiner barocken Gartenanlage aus einem Dornröschenschlaf wachgeküsst werden“, sagt der Diözesanbaumeister.

Es herrscht große Freude

Seitens der katholischen Kirchengemeinde St. Markus Binsdorf, die Bauherr des Vorhabens ist, herrscht ebenfalls große Freude darüber, dass die lang geplante Sanierung nun beginnt. „Für uns geht damit ein Traum in Erfüllung“, stellen Regina Günzel, die Vorsitzende des Kirchengemeinderats, und Pfarrer Pater Augusty übereinstimmend fest. „Nach weit über zehn Jahren dauernden Überlegungen, Planungen und Diskussionen sind wir sehr froh, dass die Restaurierungsarbeiten am Klostergebäude mit der Aufstellung des Baugerüsts beginnen“, sagt Günzel.

Als erstes sind Dach und Fassade dran

Im ersten Bauabschnitt sollen das Dach und die Fassade des früheren Dominikanerinnenklosters instandgesetzt werden. Architekt Timo Raible erläutert die Details: „An vorderster Stelle steht die Sanierung des barocken Dachtragewerks und der hölzernen Deckenbalkenlagen.“ Dafür müssten die aufliegenden historischen Steinböden, die sich unter darüber verlegten Bodenschichten verbergen, zunächst freigelegt und dokumentiert werden. Dann könne die Restaurierung sowie gegebenenfalls der Austausch erfolgen.

Ebenfalls von hoher Dringlichkeit sei die Sanierung der Klosterfassade mit ihren Natursteinelementen, um so auch die Verkehrssicherheit im Klostergarten zu gewährleisten. Geplant sei ferner, den Putz wiederherzustellen. Auch die Instandsetzung der noch vorhandenen Fensterläden aus dem 19. Jahrhundert sowie der Fenstergitter sind Teil der Arbeiten und im Klostergarten wird der einsturzgefährdete Holzpavillon erneuert.

Vier Millionen fließen in ersten Bauabschnitt

Die Gesamtkosten für den ersten Bauabschnitt beziffert Raible mit rund vier Millionen Euro. Von Bundes- und Landesseite gebe es Fördermittel in Höhe von rund einer Million Euro. Hintergrund dessen ist die Neubewertung der staatlichen Denkmalpflege des Landes, die die Klosteranlage im Zuge der durch das Bischöfliche Ordinariat Rottenburg in Auftrag gegebenen Voruntersuchungen zum „Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung“ hochstufte.

Kirchengemeinde ist dankbar über Förderung

Die Besonderheit des Klosters dokumentiert sich darüber hinaus auch durch seine Erhebung zum „Denkmal von nationaler Bedeutung“, womit es in dieselbe Kategorie fällt, wie die nahegelegene Burg Hohenzollern, teilt Pressesprecher Gregor Moser weiter mit.

Mit Blick auf die umfangreiche Förderung des Projekts stellt Pater Augusty fest: „Wir sind dankbar für die Fördergelder und die vielen Unterstützungen, die wir erfahren dürfen; sei es vom Bund, Land, dem Denkmalamt, der Diözese, dem Landkreis, dem Dekanat, der Seelsorgeeinheit oder der Kirchengemeinde. Ohne diese ganze Hilfe, egal in welcher Form, wäre das Projekt nicht machbar.“

Sowohl Regina Günzel als auch Pater Augusty hoffen darauf, dass die einzelnen Bauabschnitte ohne große Verzögerungen nahtlos ineinander übergehen und die Gesamtrestaurierung, für die eine Dauer von rund fünf Jahren veranschlagt wurde, innerhalb dieses Zeitfensters abgeschlossen werden kann.

Kloster soll Anziehungspunkt werden

Das Klostergebäude mit seinem Barockgarten sollte vor Ort ein Anziehungspunkt werden, der seine Kreise weit in das Land hinauszieht. Ein lebendiger Ort der Begegnung, der Besinnung, der Festlichkeit, des Zusammenkommens, des Lernens, des Innehaltens und Erholens.

Zum baugeschichtlichen Hintergrund

Im ausgehenden 13. Jahrhundert erfolgte in Binsdorf vermutlich die Klostergründung. Dank zahlreicher Schenkungen im Lauf des 14. Jahrhunderts konnte um 1390 ein großes Haus erbaut werden, wovon einzelne Teile wie der Gewölbekeller beim Neubau des auf die Stadtmauer aufsitzenden Hauptbaus in den Jahren 1685/1686 einbezogen wurden. Die Tatsache, dass die Anlage die Jahrhunderte in ihrer baulichen Beschaffenheit nahezu unverändert überdauert hat, verleiht dieser ihre Besonderheit. Der Bau weist einen rechteckigen Grundriss mit einer Länge von rund 50 Metern und einer Tiefe von 13 Metern auf. Unter seinem Satteldach vereint er drei Voll- und zwei Dachgeschosse. Erhalten geblieben sind darin viele barocke Ausstattungselemente, deren Sanierung im Zuge des zweiten Bauabschnitts begonnen werden soll. Hierzu zählen zahlreiche Stuckornamente, Deckengemälde, Türen und hölzerne Ausstattungen. Beeindruckend ist auch das bis zu fünf Meter hohe Kellergewölbe, in dem sich ein Brunnen, ein Bad sowie eine erhalten gebliebene Backküche mitsamt ihrem groß dimensionierten Ofen findet. Auch der durch das Gewölbe zugängliche barocke Klostergarten ist in seiner Terrassenform noch weitgehend erhalten geblieben und stellt eine Besonderheit in der Region dar.