Singen, ihr tiefster Herzenswunsch: Die Musicaldarstellerin Beatrix Reiterer im Portrait

Von Lea Irion

Mit sechs Jahren begann sie zu singen und zu tanzen. Nach ihrem Abitur spielte sie bereits bei einer Eigenproduktion der Rocky Horror Show mit, später erlebte sie ihren Karrierehöhepunkt als Christine Daaé des bekannten Musicals Phantom der Oper: Die Wahl-Balingerin Beatrix Reiterer hat ihr langjähriges Hobby zu ihrem Lebensinhalt gemacht. Sie erzählt von Höhen und Tiefen, den Herausforderungen der Branche und amüsanten Texthängern, von denen nicht einmal die Profis verschont bleiben.

Singen, ihr tiefster Herzenswunsch: Die Musicaldarstellerin Beatrix Reiterer im Portrait

Beatrix Reiterer als Evita bei einer Show in Bulgarien.

Mal gibt es sie als Maria im Musical West Side Story von Arthur Laurents, mal als Magenta der Rocky Horror Show: Beatrix Reiterer aus Südtirol hat ihre zwei größten Hobbys in einem anspruchsvollen Beruf gebündelt, der ihr auch knapp zwei Jahrzehnte später noch die größte Freude bereitet.

In all der Zeit erlebte die heute 43-Jährige zahlreiche Facetten des Musicalbusiness, die sie nachhaltig geprägt haben. „Besonders in den ersten Jahren lief es wirklich super“, erinnert sie sich.

Nicht immer lief alles reibungslos

Zahlreiche Rollen wurden ihr über die Jahre hinweg zuteil. Den Höhepunkt ihrer Karriere erlebte sie als Christine Daaé im bekannten Musical Phantom der Oper. Die eher klassisch angehauchte Rolle verhalf ihr dazu, die musikalische Schiene zu wechseln. „Meine Stimme geht eben eher in die Richtung Klassik, dank Christine konnte ich den Schwerpunkt verlagern“, kommentiert Reiterer.

Nicht immer ging es nur bergauf. Im Jahr 2001 etwa besuchte die Musicaldarstellerin zwar viele Castings, bekam aber keine Rolle. Das lag oftmals daran, dass die Regisseure schlichtweg andere Stimmfarben oder Schauspielerinnen mit anderen Körperattributen suchten.

Nähe zu den Menschen hat gefehlt

„Das liegt nicht an den eigenen Fertigkeiten, da passt dann einfach die Rolle nicht optimal zum Darsteller“, erzählt Reiterer. Das habe irgendwann dazu geführt, dass die eigentlich erfolgreiche Künstlerin Zweifel an sich selbst hegte und zum Entschluss kam, neben ihrer Musicalkarriere ein zweites berufliches Standbein aufzustellen.

Neben ihren Bühnenauftritten machte Reiterer in 2003 eine Ausbildung zur Jin Shin Jyutsu Praktikerin, einer sogenannten Harmonisierungskunst aus Japan. Später wurde sie zudem Yogalehrerin. Die Nähe zu den Menschen, die sie bei ihren Tätigkeiten abseits des musikalischen Bereiches erlebt, habe ihr auf der Bühne oft gefehlt.

Ideen am laufenden Band

„Man steht zwar da oben und sieht das Publikum, wie es applaudiert, aber da kommt kein persönlicher Bezug zustande“, meint die Künstlerin. Durch ihre vielen Workshops sowohl im sportlichen, als auch im musikalischen und tänzerischen Bereich habe sie einen zwischenmenschlichen Ausgleich für ihre Bühnentätigkeit gefunden.

An Ideen mangelt es der tüchtigen Darstellerin dabei zu keiner Zeit, sie wirkt quasi durchgehend an verschiedenen Musikprojekten in der Region mit. Aktuell führt sie die Regie zum geplanten Kindermusical Felicitas Kunterbunt, im November startet die zweite Ausführung der im Vorjahr sehr erfolgreichen Gala „MusicalLadies“, präsentiert vom ZOLLERN-ALB-KURIER.

Auch Profis unterläuft mal ein Fauxpas

Zusammen mit Melanie Gebhard, ebenfalls Musicaldarstellerin, konzipiert und organisiert sie den musikalischen Abend, der zu einem großen Teil anders sein wird als die erste Version. „Es gibt viele neue Auszüge aus bekannten Musicals, viele Kostüme und neue Gäste, denen ihre Rollen vertraut sind“, verspricht Reiterer.

Trotz ihrer jahrelangen Erfahrung und Professionalität werde auch sie nicht immer von kleinen Aussetzern verschont. Bei einem Auftritt in Bulgarien vor einigen Tausend Zuschauern habe sie plötzlich den Text für den nächsten Song nicht mehr gewusst und kurzerhand einige Zeilen erfunden.

Jeder kann singen, wenn er es nur will

„Zu meinem Erstaunen hat meine Dichtung auch noch Sinn gemacht, meine Kollegen haben hinterher gefragt, ob das die neue Fassung des Skripts sei“, erzählt die Darstellerin lachend. Es sei schlichtweg menschlich und könne jedem mal passieren. „Als Profi bleibt man dann nach außen hin seriös, während man innerlich schreien könnte“, führt sie weiter aus.

Am wichtigsten ist laut Reiterer, dass man den Spaß nicht verliert. Das habe sie jedoch mit der Zeit erst lernen müssen. „Ich erzähle meinen Schülern immer, dass sie sich keinen Druck machen sollen, nicht immer kann alles perfekt laufen“, erörtert die Künstlerin.

Anstehende Gala war im Vorjahr ein Hit

Nicht jeder werde ein Superstar, aber alleine das Singen unter der Dusche kann schon Balsam für die Seele sein, wie sie selber sagt. „Du kannst sprechen, also kannst du auch singen“, verspricht Reiterer mit einem Lächeln.

Bevor dann am Samstagabend, 16. November, um 19.30 Uhr, die große Gala MusicalLadies stattfinden kann, präsentiert vom ZOLLERN-ALB-KURIER, warten noch viele Soloproben auf die eingeladenen Künstler, einschließlich Reiterer selbst. Am Freitag davor und am Tag selber steigt die Generalprobe, damit auch alles reibungslos abläuft.

Soziale Medien gewähren Blicke hinter die Kulissen

„Am Tag danach ist man meist sehr gerädert, es ist eben so, wie wenn man einen Marathon läuft“, beschreibt die Künstlerin die kommenden Wochen. Dennoch blicke sie auf jeden Auftritt gleich erfreut, wie auf anstehende Workshops oder Unterrichtsstunden mit ihren Schülern.

Wer einen Blick hinter die Kulissen der anstehenden Gala wagen möchte, findet die beiden Hauptdarstellerinnen hinter „MusicalLadies“ neuerdings auch auf Facebook und Instagram.