Sieben Stationen führen Besucher in Schörzingen durch ein grausames Kapitel der Geschichte

Von Renate Deregowski

Vergangenes Jahr hatten Rottweiler Schüler die Besucher in einem Spiel durch die Geschichte und die Gedenkstätte Eckerwald geführt. Das fiel heuer pandemiebedingt aus, weshalb die „Initiative Gedenkstätte Eckerwald“ am Samstag zu einem informativen Rundgang eingeladen hatte.

Sieben Stationen führen Besucher in Schörzingen durch ein grausames Kapitel der Geschichte

Zwei Besucher schauen sich die Ausstellungstafeln an.

Stattfinden sollen hätte dieser ebenfalls auf dem Gelände des Werks „Wüste 10“, doch machte hierbei das Wetter den Veranstaltern einen Strich durch die Rechnung. Wegen Regens wurde die sieben Stationen umfassende Installation in die Kapelle auf dem KZ-Friedhof in Schörzingen verlegt.

Der Besucherzulauf bewegte sich zwar nicht in den Größenordnungen wie bei den Aufführungen, war aber sowohl am regnerischen Vormittag als auch am sonnigen Nachmittag laut Initiativenmitglieder zufriedenstellend.

Nie wieder Krieg

Das übergeordnete Thema lautete „Nie wieder Krieg“ und geht auf einen Aufruf von Käthe Kollwitz aus dem Jahr 1924 zurück. Initiator der Aktion war Gerhard Lempp, der auch bei den Schüleraufführungen vergangener Jahre maßgeblich beteiligt war. Jedes der Mitglieder hat eine der sieben Stationen gestaltet.

Nach einem akkustischen Empfang erwartete die Besucher durch die Ortsänderung quasi eine Ausstellung in der Kapelle.

Im hinteren Teil waren Auszüge aus der Rede zur Beendigung des Krieges von Richard von Weizsäcker aus dem Jahr 1985 zu sehen. Daneben markierten auf einer alten Schulwandkarte Sterne die Standorte von Konzentrationslagern während der NS-Diktatur.

Schautafeln erinnern an die Schicksale der Häftlinge

Weiter zeigten ausgewählte Fotos Eindrücke aus dem Zweiten Weltkrieg, darunter den Warschauer Aufstand. Heide Friederichs stellte dessen Relevanz für die Region heraus: „Nachdem dieser niedergeschlagen wurde, sind viele Häftlinge nach Auschwitz gekommen und wurden dann nach Schörzingen geschickt.“

Vor den an der Wand hängenden Tafeln mit Namen von Häftlingen hatten die Mitglieder weitere mit ausgewählten Schicksalen aufgestellt. Sie erinnerten etwa an Georg Scherer und Josef Smiandly, die 1944 und 1945 im Werk umgekommen waren.

Die Zwangsarbeiter sind „anonym verscharrt“ worden, wie Friederichs erzählte. Da zudem nur wenig Unterlagen erhalten sind, ist es für die Mitglieder der Initiative schwierig, die Identitäten herauszufinden. Teils gelinge es ihnen, teils seien es aber auch die Kinder oder Enkel, die bei eigenen Recherchen auf die Initiative stoßen und Kontakt aufnehmen.

Für Hinterbliebene entsteht ein Ort der Trauer

So kämen aber nicht nur Schicksale ans Licht, es entstehen laut Friederichs auch tiefe Verbindungen mit Überlebenden und Hinterbliebenen. Brigitta Marquart-Schad nannte einen weiteren Aspekt: „Die Hinterbliebenen erhalten damit einen Ort, an dem sie trauern können.“

Kriege sind allgegenwärtig

Dass Kriege seit 1945 auf der Welt nicht verschwunden sind, zeigte eindrücklich eine ellenlange Liste, die auf mehrere große Blätter aufgeteilt war. Auch sind die Menschen wieder mit Flüchtlingsbewegungen konfrontiert. Den Abschluss bildete ein mannshohes Bild eines „Atompilzes“. Das in Grautönen gehaltene Gemälde sollte konkret an die Kernwaffen erinnern, die auf der Welt existieren und diese vernichten können, allgemein an die latente Gefahr eines Kriegs.

„Uns war es wichtig zu zeigen, wie die Lage nach 75 Jahren aussieht“, sagte Marquard-Schad. Man solle sich nicht nur mit der Vergangenheit beschäftigen, sondern auch Gegenwart und Zukunft im Blick behalten.