Seltene Mischung: Orgel plus Pauken begeistert in der Stadtkirche mit ungewohnten Klängen

Von Thomas Meinert

Die Kombination Orgel und Pauken als Soloinstrumente ist ungewohnt und selten zu hören – sicherlich mit ein Grund, weshalb das zweite Konzert der diesjährigen „Orgel-Plus-Reihe“ in der Balinger Stadtkirche sehr gut besucht war.

Seltene Mischung: Orgel plus Pauken begeistert in der Stadtkirche mit ungewohnten Klängen

Ulrike Ehni assistierte ihrem Sohn beim Blättern der Noten.

Die Ausführenden Ferdinand Ehni und Joachim Schöpe sind in Balingen keine Unbekannten. Ferdinand Ehni – Sohn von Bezirkskantor Wolfgang Ehni – ist seit November 2020 Kantor der Evangelischen Kirchengemeinde Sigmaringen; dort entstand auch der Kontakt zu Joachim Schöpe, der seit 2004 an der Sigmaringer Musikschule klassisches Schlagzeug unterrichtet.

Den Balingern ist Schöpe als Dirigent des Musikvereins Weilstetten bekannt, den er seit 2008 leitet. Aus der Idee „einmal etwas gemeinsam zu machen“ entstand der Plan für das Konzert mit Orgel und Pauken, das eine bunte Mischung aus Barock, Romantik und zeitgenössischer Musik bot.

The Fairy Queen macht den Anfang

Den musikalischen Auftakt bildeten die kurzen Sätze „Maestoso“, „Allegro“ und „Adagio“ aus Henry Purcells 1692 entstandener „Suite I für Trompeten“ aus der Bühnenmusik „The Fairy Queen“ und die beiden „Trumpet Tunes“ in D-Dur und G-Dur. Die als Blechbläsermusik verbreiteten Sätze erhielten durch die Registrierung mit den Zungenregistern der Stadtkirchenorgel und im Zusammenklang mit den Pauken einen festlichen und feierlichen Klang. Die langsamen Passagen wurden von Ehni mit Streicherstimmen aus Rückpositiv und Schwellwerk registriert, was zu reizvollen Klangkontrasten führte.

Schnelle Läufe und meditative Leichtigkeit

Mit dem „Concertino für Orgel und drei Pauken“ von Günther Kretzschmar (1929 – 1986) folgte ein modernes Werk, das 1979 in Bremen entstand. Die drei Sätze (schnell, langsam, schnell) arbeiten mit Ostinato-Motiven in Pauken und Orgel, wobei die Paukenstimme stellenweise die Funktion des Orgelpedals übernimmt, während die Orgel mit schnellen Läufen brilliert. Der langsame Mittelsatz mit leise gespielten Pauken und hellen Flötenregistern in der Orgel strahlte eine meditative Leichtigkeit aus, während die beiden schnellen Sätze mit ihren rhythmischen Variationen einen lebendig bewegten Rahmen schufen. Das harmonische Zusammenspiel der beiden Musiker zeugte von großer Professionalität und Spielfreude.

Musik aus der Romantik

In die Musikwelt der Romantik entführte das 1836 entstandene „Präludium und Fuge G-Dur“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy als gelungener und stimmiger Kontrast zum bewegten Kretzschmar-Concertino. Ferdinand Ehni wählte überwiegend Streicherstimmen und verlieh den beiden Werken durch legato-betontes Spiel und gefühlvolle Agogik eine leicht schwebende Klangcharakteristik, die die musikalische Transparenz der Fugenkomposition gekonnt unterstrich.

Ein abwechslungsreiches Hörerlebnis

Den Abschluss des Konzertprogramms bildeten wiederum Suitensätze von Henry Purcell und schlossen so den Bogen zum Konzertbeginn: Die „Trumpet Overtüre“ der II. Suite aus der 1695 entstandenen Bühnenmusik „The Indian Queen“ mit den Sätzen „Maestoso“, „Canzona“ und „Largo“ sowie das Finale „Trumpet Air“ erhielten durch das wechselnde Orgelspiel auf Hauptwerk, Schwellwerk und Rückpositiven eine klanglich reizvolle Mehrchörigkeit, die den formalen Aufbau der Suite gekonnt unterstrich und den Zuhörern ein abwechslungsreiches Hörerlebnis schenkten.

Die Balance der Instrumente wird gewahrt

Joachim Schöpe setzte seine vier Pauken mit großer dynamischer Bandbreite ein und verlieh den Schlaginstrumenten durch den Einsatz unterschiedlich harter Schlegel verschiedene Klangfarben. So gelang eine stets ausgewogene Balance zwischen Pauken und Orgel, die die Instrumente zu einer klanglichen Einheit mit stellenweise orchestraler Größe verschmelzen ließen und das Publikum stark beeindruckten. Als Zugabe überraschten die beiden Musiker die Zuhörer mit dem als „Eurovisions-Fanfare“ bekannten Hauptthema aus dem 1690 entstandenen Präludium zum „Te Deum“ von Marc-Antoine Charpentier, einem französischen Zeitgenossen Purcells.