Handball

Schwerstarbeit für Schwaben: HBW Balingen-Weilstetten wahrt Vorsprung

24.04.2023

Von Marcus Arndt

Schwerstarbeit für Schwaben: HBW Balingen-Weilstetten wahrt Vorsprung

© Moschkon

Der HBW bejubelte den 23. Saisonsieg.

Mit dem 28:27-Erfolg über Nettelstedt-Lübbecke untermauerten die „Gallier“ ihre Titelambitionen in der 2. Handball-Bundesliga. Die Gratulation zum Aufstieg von TuS-Trainer Michael Haaß kommt allerdings noch zu früh.

Wieder ein typisches HBW-Spiel in dieser Spielzeit – wieder ein Krimi in der Schlussphase. Es war wie schon so oft in den vergangenen Wochen und Monaten: Der Spitzenreiter machte es spannend, ungewollt spannend. Erneut verspielten die Balinger eine Führung in den letzten Minuten, doch diesmal reichte es trotzdem. Sieben Tage nach dem späten K.o. gegen Dessau-Roßlau (Endstand: 31:32) besiegten die Schwaben Mitabsteiger N-Lübbecke knapp, aber verdient mit 28:27.

Eine Sekunde vor der Schlusssirene sorgte Filip Vistorop in der erstmals seit über 36 Monaten wieder ausverkauften SparkassenArena für die Entscheidung, düpierte den Nettelstedter Keeper Nikolas Katsigiannis mit einem satten Schlagwurf aus neun Metern. „Sehr bitter für uns“, fand Haaß. Unumwunden gestand er allerdings ein: „Der HBW hat sich in dieser Runde das Matchglück hart erarbeitet.“

Auf die Chance gewartet

Der 23. Saisonsieg der Schwaben war ohne Zweifel Schwerstarbeit. Das Team von Jens Bürkle brachte seine Qualitäten einfach nicht konstant auf die Platte, hatte nach dem 25:21 (54. Minute) gefühlt den Daumen drauf. Trotzdem wackelte dem Aufstiegsaspiranten das Handgelenk – und Dominik Ebner egalisierte 25 Sekunden vor Spielende. „Wir waren vier Tore im Rückstand, schaffen es aber noch einmal, das Spiel zu drehen und ein Unentschieden rauszuholen“, blickte der Ex-Nationalspieler zurück. „Das war das, was wir uns vorgenommen haben, weil wir gesehen haben, dass der HBW zwar gefestigt ist, aber in letzter Zeit immer mal wieder die Linie verlässt und dem Gegner die Chance gibt. Auf diese Chance haben wir das ganze Spiel gewartet.“

Die finale Aktion brachten die Westfalen aber nicht verteidigt – und mit 28:27 bauten die Schwaben den Vorsprung auf die „Biber“ aus Dessau (28:27-Sieg gegen Eisenach) und den Mitabsteiger (ein Spiel mehr) auf fünf Pluspunkte aus. „Hintenraus ist es dann entweder Spielglück oder ein Geniestreich von Filip“, betonte der HBW-Coach, „oder was auch immer...“ Ein mega Spiel, urteilte Bürkle, „das von beiden Seiten super geführt war, hart, intensiv, aber keinesfalls unfair.“

Kleine Vorteile auf beiden Seiten

In der ersten Spielsequenz hatte der ehemalige Europapokal-Sieger die besseren Szenen, tat sich nach einer 2:0-Führung aber zunehmend schwer. Kühl konterte der Tabellenführer, der beim 4:3 erstmals vorlegte (8. Minute). „Da haben wir die Chance, einen Gegenstoß zu setzen und uns die erste Zwei-Tore-Lücke zu erarbeiten“, analysierte der 42-Jährige, „die nutzten wir aber nicht.“

Auch in der Folge setzte sich keine der beiden Mannschaften entscheidend ab. „Kleine Vorteile mal da, kleine Vorteile mal da – super Abwehrreihen, tolle Torhüterleistungen“, sagte der Sportwissenschaftler, „das geht die ganze erste Halbzeit voll durch. Beide Teams haben die Möglichkeit, zwei, drei Tore mehr in ihre Richtung draufzupacken. Aber in so einem Spiel ist vielleicht auch gerecht, mit einem Remis in die Pause zu gehen.“

Vorzeitige Entscheidung verpasst

Nach dem Seitenwechsel baute der HBW einen knappen Vorteil sukzessive aus. „Wir kommen, finde ich, gut raus – haben allerdings nach dem 18:16 das Momentum verpasst, in dieser Phase noch einmal zwei, drei dazwischen zu kriegen“, erklärte der frühere Bundesliga-Spieler, „so bleibt es bis zum 19:19 eng. Dann kommen wir schon ein bisschen in einen Lauf rein bis zum 25:21, wo wir die Torwartbälle und auch ein paar Steals in der Abwehr haben, was wir dann auch bestrafen. Da haben wir das Spiel eigentlich.“

Beim 27:24 sei eigentlich klar gewesen, was komme, so Bürkle weiter, „das machen sie dann einfach gut: im Sieben-gegen-Sechs und mit einer offensiven Deckung. Wir geben die Bälle aber auch zu schnell her – geben dem Gegner die Chance, schnell Tore zu machen. Da haben uns ein bisschen Ruhe und Konsequenz gefehlt.“ Unbeeindruckt netzte Vistorop nach dem unnötigen 0:3-Negativlauf final.

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