Winterlingen

Schwäbischer Liederabend im Winterlinger K3 ist mit reichlich Gesellschaftskritik gewürzt

10.11.2022

Von Karl-Otto Gauggel

Schwäbischer Liederabend im Winterlinger K3 ist mit reichlich Gesellschaftskritik gewürzt

© Karl-Otto Gauggel

Liedermacher Adolf Single mit seiner Gitarre bei einem der Liedvorträge im K3.

Es war sicherlich gut, dass das Programm der Winterlinger Musikertruppe BaScHGeR bereits bei der Vorankündigung als komplett schwäbischer Liederabend angekündigt war, da Nichtschwaben allergrößte Mühe gehabt hätten, die im heimischen Dialekt vorgetragenen und bisweilen sehr kritischen Liedtexte zu verstehen. Erfreulich und eine schöne Überraschung für die Theatermacher im K3 war das volle Haus an diesem Abend.

In Winterlingen und Umgebung ist Adolf Single längst kein Unbekannter mehr, da man den Winterlinger Liedermacher schon seit Jahren meist im privaten Bereich bei seinen „Garagenfesten“ mit Soloauftritten oder mit Band erleben konnte. In dieser Formation allerdings feierte die Truppe an diesem Abend im K3-Theater Premiere, wie Adolf Single erklärte, da zum einen Gitarrist Benjamin Fredrich wegen seines Studiums derzeit pausieren muss und zum andern, weil erstmals Petra Pfaff-Fellinger aus Harthausen das Ensemble verstärkte.

Neue Mitstreiter auf der Bühne

Somit standen neben Komponist und Texter Adolf Single, der alle Lieder passend mit der Gitarre begleitete, auch Bernd Fiebig am Cajon, Markus Single am Bass und Petra Pfaff-Fellinger am Keyboard mit auf der Bühne des K3.

Wer allerdings einen von Heimatliebe oder witzigen Pointen strotzenden Liederabend erwartet hatte, war fehl am Platz, da die rockig und oft auch balladenhaft vorgetragenen Lieder in aller Regel zwar mit schwäbischem Humor angereichert, inhaltlich jedoch mitunter sehr bissig und auch gesellschaftskritisch daher kamen.

„Jäger unser“

Liedtitel wie „Pure Lust am töta“ oder „Jäger unser“ mit seinem vom „Vater unser-Gebet“ abgewandelten Refrain „Unsre tägliche Beute gib uns heute“ waren alles andere als leichte Kost. Auch die Songtitel „Mord beim Viehtransport“ oder „Bruno dr Bär“ eine Reminiszenz an den legendären bayrischen Vierbeiner setzen sich sehr kritisch mit dem brutalen Umgang mit unseren Mitgeschöpfen auseinander.

In dem von Petra Pfaff-Fellinger sehr einfühlsam vorgetragenen Lied nach der bekannten Melodie „Mein Freund der Baum ist tot“, einem Hit aus den 1960er-Jahren von Alexandra, hieß es im abgewandelten Refrain: „Bruno der Bär ist tot, erschossen im Morgenrot“.

Recht schwere Kost

Nach dieser schweren Kost, wie Adolf Single diesen Programmteil bezeichnete, gab es aber auch Liedvorträge mit viel Witz und mit hintersinnigem Humor. Songs wie „Partner fürs Läba“, „Nobody is perfekt“ oder „Ich schweb mit dir auf Wolke vier“ erzählten von schwäbischer Liebe und schwäbischen Träumen auf dem Sofa.

Im Gespräch mit den Akteuren

Nach der Pause, in der es Gelegenheit gab, mit den vier Musikern ins Gespräch zu kommen, stand in weiteren Liedvorträgen die Mitmenschlichkeit und der Einsatz für eine friedlichere Zukunft im Mittelpunkt. Titel wie „Schenk mir a Lächla“ oder „Bau halt a Bruck“ zeigten mit eindrücklichen Texten und wunderbar darauf abgestimmten Melodien, wie ein freundschaftliches und friedliches Zusammenleben gelingen kann.

Pandemie darf nicht fehlen

Auch die Pandemie wurde von Adolf Single mit seinem Lied „Corona schafft es“ nicht ausgespart. Allerdings ging es dabei nicht um Schutzmasken, Versammlungsverbote oder Inzidenzzahlen, sondern darum, dass es Corona immerhin geschafft habe, dass die Menschen wieder mehr Zeit für die eigenen Kinder und die Familie gefunden hätten. Für herzhaftes Lachen sorgte die darin enthaltene Erzählung, derzufolge sich die Franzosen mit Wein und die Holländer mit Gras eingedeckt hätten, wir Deutsche jedoch zu „Klopapier statt zu Bier“ gegriffen hätten.

Botschaften zum Nachdenken

Das Publikum spürte, dass es Roland Single mit seiner Band an diesem Abend nicht nur um kurzweilige Unterhaltung ging, sondern dass in fast allen Vorträgen auch eine Botschaft verpackt war, die zum Nachdenken anregte. Immer wieder wurde spontan applaudiert und das Publikum zeigte mit kräftigem Schlussapplaus, dass der nicht nur an der Oberfläche gebliebene Liederabend mit den BaScHGeR die Herzen der Besucher getroffen hat.

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