Schwaben ärgern Spitzenreiter: THW Kiel mit Arbeitssieg gegen den HBW Balingen-Weilstetten

Von Marcus Arndt

Auf Augenhöhe mit dem Primus präsentierte sich das Team von Jens Bürkle am Samstagabend, spielte lange mit – aber in der Crunchtime machte Kiels Keeper Niklas Landin den Unterschied und die Zebras zogen davon.

Schwaben ärgern Spitzenreiter: THW Kiel mit Arbeitssieg gegen den HBW Balingen-Weilstetten

Trotz guter Leistung ging der HBW in Kiel leer aus.

„Ein Riesen-Kompliment geht an meine Mannschaft: Was wir im Angriff gespielt haben, war einfach geil“, sagte der Balinger Trainer nach der Niederlage. Kiel sei am Ende einfach cleverer gewesen und habe seine Chancen konsequent genutzt, analysierte der 40-Jährige, der von einem „wahrscheinlich verdienten THW-Sieg“ sprach.

Der Kieler Kommandogeber sah es nicht anders: „Das war kein leichtes Spiel für uns, meine Jungs gehen auf dem Zahnfleisch.“ Unumwunden räumte Filip Jicha ein: „Balingen hat dann heute schlau gegen uns gespielt. Entgegen kam ihnen, dass sie lange Angriffe spielen durften. Sie haben das enorm clever gemacht und uns so keine Chance gegeben, den Ball zu bekommen.“

Starker Start

Stark ersatzgeschwächt gingen die Schwaben beim Rekordmeister auf die Platte. Sofort startete der HBW, welcher einen vielversprechenden Einstieg erwischte (0:2/1.), im Sieben-gegen-Sechs. Auch in der Folge hatte der Außenseiter die besseren Szenen, unaufgeregt spielten die Balinger einen langen Ball, ließen den THW nicht ins Tempo kommen und verhinderten Kieler Konter.

Kristian Beciri erzielte den fünften Balinger Treffer, während der Primus viele Fehler machte. Bitter, dass dem Meister – ins leere Tor – der Anschluss gelang, nachdem der Wechsel beim Aufsteiger von 2019 nicht geklappt hatte. Auch in der Folge präsentierte sich der Tabellen-16. als adäquater Spielpartner für die Zebras, welche Mühe hatten. Dennoch: Beim 7:6 lagen die Norddeutschen erstmals vorne, welche in der Folge den knappen Vorsprung konservierten.

Außenseiter auf Augenhöhe

Bisher war es noch kein Duell für die Torhüter – weder für Mario Quenstedt noch seinen Konterpart Mike Jensen. Pech, dass Björn Zintel in Überzahl das Spielgerät über die Latte zimmerte, doch per Kempa verkürzte Tim Nothdurft (9:10/14.). Der THW übernahm dennoch die Kontrolle, stellte beim 12:9 (16. Minute) erstmals auf plus drei.

Aber die „Gallier“ blieben dran. René Zobel sorgte für den Ausgleich – und nach einem 4:0-Lauf lag der Außenseiter wieder vorne: mit 13:12 (19.) Vor dem Champions-League-Viertelfinale in Paris stressten die Schwaben den Rekordmeister. Zintel sorgte für den erneuten Ausgleich (17:17/25.), doch Kiel führte weiter knapp.

Ohne Kontakt netzte Sander Sagosen – mehr noch ärgerten aber Bürkle die Gegentreffer ins leere Tor. „Geduld“, fordert er von seiner Mannschaft. Moritz Strosack gelang der erneute Anschluss (18:19/28.), zur Pause führte aber der THW mit 21:19. „In der ersten Halbzeit haben wir nur einen technischen Fehler gemacht, haben den Ball und den Gegner laufen lassen und werfen 19 Tore“, bilanzierte Bürkle zufrieden, „auch nach dem Wechsel waren wir bis zum 30:30 auf Augenhöhe.“

THW-Defensive legt zu

Der Außenseiter machte dem Branchenführer das Leben weiter sehr schwer – und dieser reagierte leicht genervt. Es war keine Spazierfahrt für die Kieler, welche hauchdünn vorne lagen (24:23/34.). Zobel, der nach dem Lipovina-Ausfall ein starkes Spiel machte, sorgte dann wieder für die Balinger Führung, aber noch waren über 25 Minuten zu absolvieren.

Quenstedt wurde nun mehr und mehr zum Faktor, nahm den Gästen einige Freie weg. Manchmal sind es eben just die kleinen Impulse und zunehmend bekam auch die Kieler Deckung mehr und mehr Zugriff. Bürkle justierte nach, gab ganz klare Vorgaben. Oddur Gretarsson netzte per Siebenmeter. Dem THW mangelte es an Souveränität – und knapp zwölf Minuten vor dem Ende war es noch eine enge Kiste. Lukas Saueressig egalisierte zum 30:30 (49.).

Ekberg unbeeindruckt

Mit hoher Dynamik traf Harald Reinkind, der nun den Unterschied machte. Der Ex-Löwe stellte auf plus zwei für den THW, der die Schlagzahl erhöhte. Entscheidend setzte sich Kiel aber nicht ab – und Jicha zückte noch einmal die Grüne Karte (53.). „Verliert nicht die Ruhe“, forderte der Kieler Coach, aber Niclas Ekberg versemmelte einen Strafwurf (51.).

Unbeeindruckt machte der Linkshänder weiter, sorgte beim 36:32 (56.) für die Entscheidung. „Es hat knapp nicht gereicht“, sagte Bürkle, der zufrieden konstatierte: „Das sah über 60 Minuten eigentlich richtig gut aus.“