Zollernalbkreis

Schulen vor dem Corona-Winter: besserer Fernunterricht, Masken im Klassenzimmer vermeiden

08.10.2020

Von Pascal Tonnemacher

Schulen vor dem Corona-Winter: besserer Fernunterricht, Masken im Klassenzimmer vermeiden

© Landratsamt

Standen Rede und Antwort zum Thema Coronavirus und Schulen (von links): Professor Dr. Michael Bitzer, der ärztliche Direktor am Zollernalb-Klinikum, Dr. Susanne Pacher, verantwortlich für Schulen beim Regierungspräsidium in Tübingen sowie Landrat Günther-Martin Pauli.

Die Infektionszahlen steigen wieder, der Winter naht: Verantwortliche um Landrat Günther-Martin Pauli berichten in dessen Online-Bürgerdialog, wie die Gesellschaft, aber allen voran die Schulen die drohenden Probleme der kommenden Monate bewältigen können.

Der Mund-Nasen-Schutz begleitet die Gesellschaft als Teil der Pandemie mittlerweile mehrere Monate. Ob er wirkt? „Da braucht man nicht lange diskutieren“, sagte Landrat Günther-Martin Pauli am Mittwochabend und blies so, coronabedingt natürlich nur sinnbildlich, ins selbe Horn wie Professor Dr. Michael Bitzer, ärztlicher Direktor am Zollernalb-Klinikum.

Niedrigeres Risiko dank Mund-Nasen-Schutz

Der betonte im Online-Bürgerdialog des Landrats die immense Bedeutung der Alltagsmasken in der Coronakrise.

Eine immense Bedeutung, die jetzt, im Gegensatz zum Frühjahr, durch viele Studien klar bewiesen sei. Auch die Zahl der Neuinfektionen beim Klinikpersonal habe man damals mit Masken in den Griff bekommen.

Hohe Infektionszahlen drohen auch dem Zollernalbkreis

Und trotz der aktuell deutschlandweit wieder steigenden Infektionszahlen, die laut Bitzer „auch uns leider wieder erwarten können“, versuche man eine Art Normalbetrieb an der Klinik möglichst aufrechtzuerhalten.

Bitzers Motto für die kalten Jahreszeiten: Disziplin walten lassen, Abstand halten – und in gewissen Situationen weiter Maske tragen.

Masken sind mittlerweile für Schüler normal

Neben binomischen Formeln und den Englisch-Vokabeln gehört genau das, das Maske tragen, mittlerweile auch zum neuen Normal für alle Schüler. Doch wenn die Infektionszahlen nach oben schnellen, werde sicherlich diskutiert, wann eine Maskenpflicht auch im Unterricht gelten könnte, meinte Dr. Susanne Pacher.

Pauli hatte Pacher für Fragen zum Schulbetrieb in Pandemiezeiten in sein Onlineformat eingeladen. Als Leiterin der Abteilung Schule und Bildung am Regierungspräsidium in Tübingen ist sie für alle Schulen im Zollernalbkreis mitverantwortlich.

Maskenpflicht im Unterricht wäre anstrengend

Mund-Nasen-Schutz, nicht nur in den Gängen und auf dem Pausenhof, sondern auch im Klassenzimmer, sei aber für Schüler und Lehrer gleichermaßen anstrengend. Stattdessen: Stoßlüften, nicht Dauerlüften, damit kein arktisches Klima entstehe. Im Gespräch sind deshalb Luftreiniger, die die Arktis im vorweihnachtlichen Klassenzimmer ersetzen könnten.

Diese könnten laut Pacher eine Lösung sein, müssten sich in Tests aber erst noch bewähren. Das dauere noch. Bislang hatte man das Augenmerk darauf gelegt, dass in allen Schulen in allen Zimmern die Fenster zum Lüften geöffnet werden könnten.

Gesundheitsbogen trägt zum Infektionsschutz bei

Auch das Formular, das die Gesundheit der Schüler bestätige, müsse wie nach den Sommerferien auch nach den Herbstferien abgegeben werden, sagte Pacher. Auch das habe dazu beigetragen, dass Schulen bislang keine Infektionsherde seien.

Maske tragen und Abstand halten ist für die Schüler auch ein großes Thema beim Weg in die Schule und nach Hause. Kinder verbleiben in der Schule strikt getrennt im Klassenverbund, an den Bushaltestellen und in den Bussen mischen sich die Gruppen.

Kritik an Schulbus-Situation

Eltern bemängeln zudem überfüllte Bussen – Abstand halten geht dort ohnehin nicht, deshalb gilt auch dort Maskenpflicht. Pauli entgegnet der Kritik, dass über 30 Verstärkerbusse im Landkreis eingesetzt würden.

Ganz zufrieden ist der Landrat damit aber noch nicht. Knackpunkte sind für Pauli vielmehr Beginn und Ende des Unterrichts. Da könnte sich die Verantwortliche aus dem Regierungspräsidium mit den Schulleitungen zusammensetzen und über gestaffelte Zeiten debattieren – um so auch die Situation an den Haltestellen und in den Bussen weiter zu entzerren.

Anmeldezeitfenster für Testzentrum?

Viel kritisiert war auch die Corona-Schwerpunktambulanz in der Kreissporthalle in Balingen. Patienten mit Symptomen, die im Regen warten müssten, seien leider manchmal nicht zu vermeiden, sagte Pauli.

Vor allem wenn, beispielsweise montags, die Schlangen ohnehin etwas länger seien. Der Landrat stellt beispielsweise Anmeldezeitfenster in Aussicht, die die Situation entspannen könnten.

Weniger Homeschooling, besserer Fernunterricht

Arbeit und Schulunterricht quasi alleine zuhause unter einen Hut bringen zu müssen, soll der Vergangenheit angehören. Viele Eltern werden sich ans Frühjahr erinnern.

Ein Ziel der Verantwortlichen deshalb: Fernunterricht soll inhaltlich besser werden als im Schulvorjahr, aber auch strukturierter, mit Stundenplan und geregeltem Beginn am Vormittag, erläutert Pacher.

Lehrkräfte werden digital geschult

Auch wenn Pacher gehört habe, dass Lehrkräfte diesen schon gut gestaltet hätten und nicht nur auf Arbeitsblätter gesetzt oder E-Mails geschrieben hätten: Viele werden aktuell in einer großen, natürlich digitalen, Fortbildungsoffensive geschult im Umgang mit Techniken, wie man digitalen Unterricht geben kann oder wie man neue „Tools“ nutzt, sagt sie.

Technische Ausstattung und Unterrichtsmaterial beschaffen

Die Verantwortlichen in den Behörden besorgen zudem immer mehr Material, das speziell auch für den Fernunterricht geeignet sei. Pacher ermutigte an dieser Stelle Eltern, den Schulleitungen zurückzumelden, wenn die Kinder zu viele Aufgaben bekommen würden.

Die technische Ausstattung für den Fernunterricht beschaffen die Schulträger nach und nach – auch wenn viele Schulen im Zollernalbkreis laut Pacher bereits gut ausgestattet sind.

Erst ein sicherer Impfschutz wird das Problem lösen

Eine gute Ausstattung wird wichtig bleiben, denn das Virus wird die Gesellschaft weiter begleiten. Das Problem werde medizinisch erst mit einer Impfung gelöst – wenn sie wirkt und ein großer Prozentsatz durchgeimpft ist, sagte Bitzer.

Auch eine schnelle Testung sei entscheidend, gerade bei Erkältungssymptomen. Im Idealfall sollte das Ergebnis noch am selben Tag da sein, um Isolation und Quarantäne systematischer durchführen zu können. So könne ein Anstieg der Zahlen gebremst werden. Das Zollernalb-Klinikum setzt deshalb wie berichtet auf Schnelltests bei ambulanten Patienten.

Nur Disziplin wird helfen

Doch Bitzer mahnt zur Geduld. Es warte ein langer Winter und eine weitere Phase des Verzichtes, die aber Leben sichern und die Wirtschaft am Leben halten könne. „Disziplin ist das einzige, was helfen wird“, so Bitzer.

Der Online-Bürgerdialog des Landrats geht am 20. Oktober in die nächste Runde. Zu Gast: Professor Kremsner aus Heiligenzimmern, der über seine Corona-Impfstoffstudie in Tübingen sprechen wird (wir berichteten bereits darüber).

Diesen Artikel teilen: