Geislingen

Schulbeginn im Viertelstundentakt: Wie die Geislinger Grundschule mit Corona lebt und lernt

16.03.2021

Von Rosalinde Conzelmann

Schulbeginn im Viertelstundentakt: Wie die Geislinger Grundschule mit Corona lebt und lernt

© Rosalinde Conzelmann

Auch wenn es so ausseht wie immer: selbst auf dem Pausenhof herrschen Einschränkungen. Die Klassen dürfen sich nicht mischen.

Erster Lockdown: Homeschooling, Lernpakete, Notbetreuung. Zweiter Lockdown: Telefongespräche mit den Kindern, Kurzbesuche in der Schule, Wechselunterricht. „Und als es sich eingespielt hatte, war plötzlich wieder Präsenzunterricht.“ Melanie Ott, Rektorin der Geislinger Grundschule Am Schlossgarten, kann zwischenzeitlich ihr persönliches „Corona-Lied“ rauf und runter singen. Ihr Bericht im Ortschaftsrat gab einen eindrücklichen Einblick, was Schulen in Pandemiezeiten leisten (müssen).

212 Kinder besuchen die Geislinger Grundschule mit der Außenstelle Binsdorf-Erlaheim. Sie befinden sich mit ihren Eltern und den Lehrern seit März 2020 auf einer Achterbahnfahrt mit weiterhin ungewissem Ausgang. Melanie Ott, die dem Binsdorfer Ortschaftsrat am Montag in der Festhalle Binsdorf-Erlaheim den aktuellen Schulbericht erstattete, begann ihre Ausführungen mit dem ersten Lockdown: „Von heute auf morgen war die Schule zu.“ Das war der 17. März 2020.

Eine neue Schule ohne Kinder

Für die Geislinger war es eine ganz besondere Situation, weil just zu diesem Zeitpunkt die monatelange Sanierung der Grundschulräume der Schlossparkschule abgeschlossen war und nigelnagelneue, moderne Klassenzimmer und Büros auf ihre Nutzer warteten. „Das war traurig, die Räume waren fertig, aber es waren keine Kinder da“, erinnerte Ott daran. Damals habe man gehofft, dass es nach Ostern weitergehen würde.

Schulbeginn im Viertelstundentakt: Wie die Geislinger Grundschule mit Corona lebt und lernt

© Rosalinde Conzelmann

Schule unter Coronabedingungen heißt Einbahnstraßenverkehr auf den Fluren.

Stattdessen ging das Homeschooling weiter. „Bei den Eltern herrschte eine große Unsicherheit“, so Ott. Deshalb stellten sie und ihr Team auf Lernpakete mit Tagesplänen um und konzentrierten sich beim Lernstoff auf die Kernfächer. Dieses Modell funktionierte besser: „Die Rückmeldungen der Eltern waren positiv.“

In der Notbetreuung waren nur wenige Kinder, sagte sie. Dies sollte sich ja beim zweiten Lockdown ändern, weil die Vorgaben gelockert wurden.

Medienentwicklungsplan steht

Die Defizite der Digitalisierung vor Augen entwickelten die Lehrer hinter den Kulissen einen Medienentwicklungsplan in aufwendigen Schritten. „Jetzt sind wir durch und durften Gott sei Dank die Endgeräte bestellen“, freute sich Ott.

Vor den Pfingstferien herrschte im Schulhaus wieder kurz leben: Die Viertklässler durften in Kleingruppen lernen. „Sie haben sich gefreut und es gut gemacht“, so Otts Fazit. Nach den Pfingstferien musste wieder ein anderes Modell umgesetzt werden: Wechselunterricht in Kleingruppen für zwei Stunden am Tag. „Das war für die Eltern sehr unbefriedigend“, betonte die Pädagogin. Und nicht nur für diese: „Logistisch war das für uns schwierig.“ Und als es dann einigermaßen lief, war plötzlich wieder Präsenzunterricht angesagt. Das ständige Umorganisieren habe an den Nerven gezerrt.

Beim alten System geblieben

Nachdem man die Eltern befragt habe, wie es mit der Ausstattung mit digitalen Endgeräten in den Haushalten aussieht, habe man sich dafür entschieden, beim alten System zu bleiben. Warum? „Computer, Laptops und Smartphones sind kein Problem, aber es fehlt in den meisten Haushalten an Druckern, Scannern und Faxgeräten.“ Zudem hätten viele Eltern signalisiert, dass sie ihren Kindern bei Bedienungsfragen nicht helfen können.

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Das war traurig, die Räume waren fertig, aber es waren keine Kinder da. Melanie Ott, Rektorin der Geislinger Grundschule

Ich beneide euch nicht um diesen Hickhack. Dr. Hans-Jürgen Weger, Binsdorfer Ortsvorsteher

In den Sommerferien wurde die Zeit genutzt, um Lernpakete nach Stundenplan zu erstellen. „Die Kinder holen die Pakete ab, arbeiten damit und geben sie wieder an der Schule ab, wo sie kontrolliert werden“, beschrieb Ott die Lernmethode nach den Weihnachtsferien im zweiten Lockdown. Zudem hätten ihre Kollegen regelmäßig mit den Kindern telefoniert. „Wir hatten das Gefühl, dass es viel besser läuft als beim ersten Lockdown, was auch die Eltern bestätigten“, berichtete sie.

Seit Montag wieder Präsenzunterricht

Seit Montag herrscht wieder Leben in den Klassenzimmern. Allerdings nicht vergleichbar mit der Schule vor Corona. „Die Kinder dürfen nur an ihrem Platz sitzen; es wird regelmäßig gelüftet, es gibt keine Durchmischung“, schilderte Ott den heutigen Schulalltag. Es wurden getrennte Ein- und Ausgänge mit Einbahnstraßen eingeführt. Nur auf dem Pausenhof herrscht Bewegung – ohne Kontakt zu den Schülern der anderen Klassen. Bei dem derzeit ungemütlichen, kalten Wetter werden die Klassenzimmer gar nicht mehr richtig warm.

Schulbeginn im Viertelstundentakt: Wie die Geislinger Grundschule mit Corona lebt und lernt

© Rosalinde Conzelmann

Auch in der Pause wird darauf geachtet, dass immer die gleichen Schüler einer Klasse zusammen sind.

Damit die Klassen unter sich bleiben, gibt es keinen gemeinsamen Unterrichtsbeginn: „Wir haben einen Viertelstundentakt eingeführt.“ Ott bedauert es besonders, dass die Kinder nicht singen dürfen. Den dreistündigen Unterricht bezeichnete sie als effektiv. „Wir sind gespannt, wie es sich entwickelt“, meinte sie.

Die Kinder kommen gerne

Trotz der Einschränkungen dürften die Kinder täglich morgens wieder in der Schule sein: „Und wir alle haben das Gefühl, dass sie gerne kommen.“ Die Möglichkeit, sich auf das Coronavirus testen zu lassen, würden die Kollegen gut annehmen. Derzeit werde ein Testzentrum für Schüler aufgebaut. „Trotz aller Sorgen und Nöte denke ich, dass wir auf einem guten Weg sind“, lautete ihr positives Resümee der „Achterbahnfahrt“.

Schulbeginn im Viertelstundentakt: Wie die Geislinger Grundschule mit Corona lebt und lernt

© Rosalinde Conzelmann

Die Stühle stehen auf den Tischen: gemeinsames Hinsitzen ist nicht erlaubt.

Die Schulleiterin bedankte sich bei der Stadt, den Eltern, ihren Kollegen und der Schulsozialarbeiterin für die gute Zusammenarbeit in diesen schwierigen Zeiten.

Während der ganzen Zeit habe es an der Grundschule keine positiven Fälle gegeben. „Toi, toi, toi“, kommentierte Ott dies. Auch im Kollegium seien keine Ausfälle zu verzeichnen gewesen. Ortsvorsteher Dr. Hans-Jürgen Weger bedankte sich für den informativen Bericht und meinte: „Ich beneide euch nicht um diesen Hickhack.“

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