Zollernalbkreis

Schul-Neustart im Zollernalbkreis: Nach gut vier Monaten wieder im Klassenzimmer

19.04.2021

von Redaktion

Schul-Neustart im Zollernalbkreis: Nach gut vier Monaten wieder im Klassenzimmer

© Volker Bitzer

Zurück im Klassenverbund: Die Hälfte der Klasse 10a der Schillerschule Onstmettingen bereitet sich mit ihrer Lehrerin Kathtrin Keller am Montagnachmittag auf mögliche Prüfungsthemen vor.

Seit heute ist für Schülerinnen und Schüler das ausschließliche Lernen zu Hause vorbei. Präsenz-Unterricht ist unter bestimmten Voraussetzungen möglich. Im Zollernalbkreis ist der Re-Start am Montag laut Schulamt Albstadt gelungen, lediglich in Haigerloch gab es Probleme. Im Kreis Rottweil dagegen bleibt vorerst alles beim alten.

Die meisten Schüler im Zollernalbkreis haben seit über vier Monaten kein Klassenzimmer mehr von innen gesehen. So die Feststellung von Albstadts Leitendem Schulamtsdirektor Gernot Schultheiß. Mit diesem Zustand soll nun ab dieser Woche auch für die zig Tausend Kinder und Jugendliche im Zollernalbkreis aber vorerst Schluss sein.

Freude womöglich nur von kurzer Dauer

Denn seit Montag ist wieder normaler Unterricht im Klassenzimmer, sofern man in diesen Pandemie-Zeiten überhaupt von „normal“ sprechen kann. Denn Unterricht vor Ort und zu Hause wechseln sich ab. Und vor allem: Möglicherweise können Präsenz- und Wechselunterricht in einigen Landkreisen nur von kurzer Dauer sein und schnell wieder in Home-Schooling ausarten.

Dreimal über 200 und tschüs nach Hause

„Wenn der Inzidenzwert an drei aufeinander folgenden Tagen die 200er-Marke überschreitet, heißt es wieder zurück nach Hause“ erläutert Schultheiß die beschlossenen Bedingungen, wann Fernunterricht wieder zwingend vorgeschrieben ist. Bis es aber soweit ist, freuen sich er, die Lehrer, Eltern und vor allem wohl Schüler selbst, dass diese endlich mal wieder in einem Klassenzimmer hocken und lernen.

Über vier Millionen Schnelltests

Von Montag an sollen nach Plänen des Kultusministeriums alle Jahrgangsstufen aller Schularten wieder in Präsenz unterrichtet werden können – allerdings meistens im Wechsel, um das Ansteckungsrisiko zu reduzieren. Wer mehr als drei Tage in Folge an der Schule ist, muss sich zweimal pro Woche testen lassen. Mehr als vier Millionen Schnelltests wurden landesweit für Schulen, Kindertagesstätten und die Kindertagespflege ausgeliefert, wie Gesundheitsminister Manne Lucha in einer Pressemitteilung bekannt gibt.

Schulen im Kreis ausreichend versorgt

Im gesamten Zollernalbkreis seien die Schulen mit ausreichend Tests versorgt worden, es gebe keine Engpässe, versichert Schulamts-Direktor Gernot Schultheiß auf Nachfrage. Seine Behörde ist zuständig für rund 80 Schulen und 15.000 Schüler aller Schularten im Zollernalbkreis und auch jene im Landkreis Sigmaringen, dort sind es aber jeweils etwa ein Drittel weniger. Gymnasien fallen nicht in sein Ressort. Für diese ist das Regierungspräsidium Tübingen zuständig.

Probleme in Haigerloch

Probleme wurden Schultheiß lediglich aus Haigerloch gemeldet. Dabei ging es aber nicht um die Zahl vorhandener Tests, sondern die Art der Tests. „Es handelt sich offenbar um so genannte Langstäbchen-Tests, die nicht so gut selbst zu handeln sind und eher von medizinischem Personal eingesetzt werden“ sagt der Behördenleiter in Albstadt. Aus „seinem“ Sigmaringer Bereich ist bekannt, dass nicht alle Schulen Tests bekommen haben.

Schulleiter testet Popeltests persönlich: Unpraktisch!

Gymnasium und Eyachtalschule in Haigerloch sind also die einzigen Schulen im Zollernalbkreis, die mit dem Präsenzunterricht noch warten. Grund für die Entscheidung war offenbar die komplizierte Handhabung der Schnelltests. Bernd Heiner, Schulleiter der Eyachtalschule, erklärt: „Bei den Schnelltests handelt es sich um welche der Firma Roche. Diese sind ursprünglich Langtests, die nun eine Sonderzulassung als ,Popeltests‘ erhalten haben. Dazu wurden die Länge der Stäbchen verändert, alle anderen Komponenten bleiben erhalten.“

Kinder müssen mit sechs Komponenten arbeiten

Schulleiter Bernd Heiner selbst hat die Test-Kits vorab auf die praktische Umsetzung mit Schülerinnen und Schüler im Alter zwischen zehn und 16 Jahren geprüft – mit folgendem Ergebnis: „Leider bin ich zur Erkenntnis gelangt, dass ich mit dieser Testvariante die Schule am 19. April nicht öffnen kann.“ Die Kinder müssen, so Heiner, mit sechs Komponenten arbeiten, bei denen es schon beim ersten Schritt passieren kann, dass ein Kind beim Abziehen der Schutzfolie vom Röhrchen eine Flüssigkeit verschüttet.

Auch das Gymnasium Haigerloch unter Schulleiterin Karin Kriesell hat sich aus den genannten Gründen entschlossen, den Präsenzunterricht bis auf Weiteres noch nicht wieder aufzunehmen.

Halbe - halbe

Beim Wechsel-Unterricht werden die Klassen zweigeteilt. Während die eine Hälfte im Klassenzimmer ist, ist die andere zu Hause. Allerdings gibt es zwei verschiedene Procedere, für das sich jede einzelne Schulen selbst entscheiden kann: Möglich ist „Eine Woche Schule, eine Woche Home-Schooling“ oder aber ein Wechsel nach jeweils drei Tagen. Letzteres hätte laut Rückmeldungen, die Schultheiß von Lehrern bekommen hat, den Vorteil, dass die Pädagogen die Schüler häufiger sehen.

„Wir vom Schulamt reden da immer nicht drein“, sagt Gernot Schultheiß, der damit den Rektoren freie Hand lässt, denn sie wüssten auch, welches Modell für ihre Schule und ihre Gegebenheiten besser passt. „Das Kulturministerium gibt landesweit die Leitplanken vor, innerhalb der man sich bewegen kann“, umschreibt der Behördenchef bildlich.

Sigmaringer Kreisschule erhält keine Tests

Im Landkreis Sigmaringen findet in fünf der sechs Kreisschulen Unterricht statt. Lediglich die Sigmaringer Bertha-Benz-Schule bleibt vorerst geschlossen. „Wir haben vom Schulträger und Sozialministerium keine Selbsttests erhalten, sodass wir keinen Präsenzunterricht anbieten dürfen. Für die Teilnahme am Präsenzunterricht ist jedoch eine Testung ab Kalenderwoche 16 zwingend vorgeschrieben“, teilt der stellvertretende Schulleiter Ottmar Frick auf der Homepage der Schule mit. Daher wurde der Präsenzunterricht für diese Woche abgesagt. Stattdessen wird der digitale Unterricht fortgesetzt.

Sonderregelung für Abiturienten

Für die Abiturienten gilt eh eine Sonderregelung, da sie bis zu den Prüfungen zu Hause lernen, um die Gefahr einer Infektion zu mindern. Knapp 8000 Schnelltests wurden an das Landratsamt geliefert. Pro Woche benötigt der Landkreis für seine Schulen zwischen 4000 und 5000 Tests. Alle Schüler und Lehrer müssen laut der Corona-Verordnung zwei Mal wöchentlich getestet werden.

Da für diese Woche lediglich 1700 Tests geliefert wurden, entschied die Kreisverwaltung, die kleineren Schulen in Sigmaringen und Bad Saulgau zu versorgen. Da die Menge für diese fünf Schulen ausreicht, ging die Bertha-Benz-Schule leer aus. Die Kreisschule verfügt über ein gewerbliches sowie ernährungs- und sozialwissenschaftliches Profil und einen gymnasialen Zug.

Kein Präsenzunterricht in Rottweil

Im Kreis Rottweil war eigentlich geplant, die Schulen ab 19. Januar wieder zu öffnen. Am Sonntag Nachmittag allerdings wurden die Eltern der Rottweiler Gymnasium darüber unterrichtet, dass es mit der Öffnung nichts wird, nachdem die Inzidenz im Landkreis Rottweil bereits am Freitag über 200 angestiegen ist. Man habe gemeinsam mit den Schulträgern beschlossen, auf den Unterricht in Präsenz zu verzichten, teilte beispielsweise Stefan Maier, Rektor des Rottweiler Droste-Hülshoff-Gymnasiums, den Eltern per E-Mail mit. Betroffen sind auch viele Schülerinnen und Schüler aus Schömberg und dem Oberen Schlichemtal.

Lediglich die Kursstufen 1 haben Präsenzunterricht, die anderen Klassen werden weiter im Homeschooling unterrichtet. Für die Klassen 5 bis 7 wird eine Notfallbetreuung angeboten. Klassenarbeiten und Klausuren finden zu den vereinbarten Zeiten statt.

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