Schüler im Balinger Gemeinderat: Junge Leute erarbeiten ein Konzept gegen Müll im „Schdäddle“

Von Nicole Leukhardt

Die Kreativität der heranwachsenden Generation war gefragt: Die Balinger Verwaltung hatte angeregt, dass eine Juniorfirma der gymnasialen Oberstufe sich des Themas „Saubere Stadt Balingen“ annimmt. Die Ideen der Jugendlichen sollen demnächst auf großen Plakaten in der Stadt zu sehen sein. Der Balinger Gemeinderat befasste sich damit am Dienstag und war von der Präsentation der Gymnasiasten sichtlich beeindruckt.

Schüler im Balinger Gemeinderat: Junge Leute erarbeiten ein Konzept gegen Müll im „Schdäddle“

Hinterlassenschaften, die in einen Mülleimer gehören: Eine Schülerfirma des Balinger Gymnasiums stellte dem Gemeinderat am Dienstag ein Konzept vor, das eine „saubere Stadt Balingen“ zum Ziel hat.

Die Vielfalt aus Einzelhandel und Gastronomie mache einerseits den Charme Balingens aus, heißt es in einem Schreiben von Niko Skarlatoudis, der die Stabsstelle Stadtmarketing inne hat, ans Balinger Gymnasium. Doch eben jener Facettenreichtum trage auch dazu bei, „dass die Innenstadt mehr und mehr vermüllt wird“, heißt es in dem Schreiben vom Oktober des vergangenen Jahres weiter.

Deswegen wolle man in der Innenstadt „das Großreinemachen beginnen“. Und zwar mithilfe einer Kampagne, für die nun die Juniorfirma „Greenway Forward“ Ideen ausgetüftelt hatte. Im Austausch zwischen Schule und Verwaltung sei die Idee entstanden, „eine Schülerfirma der Oberstufe mit der herausfordernden Aufgabe zu beauftragen, das Thema „Saubere Stadt Balingen“ als Kommunikationsagentur anzugehen“, heißt es in den Unterlagen.

Bunte und vielfältige Ideen waren gefragt

Ziel dieser Aktion soll es sein, die Balinger Bevölkerung zum Thema Sauberkeit in der Stadt zu sensibilisieren, denn jeder soll mit anpacken. Die Aufgabenstellung: Die Schüler sollten eine sogenannte Crossmedia-Kampagne entwickeln, die das Image der Stadt als „Saubere Stadt“ trägt und die Balingerinnen und Balinger zum Mitmachen motiviert und sie sensibilisiert. Auch einzelne Aktionen sollen ins Leben gerufen werden, damit die Kampagne „so bunt und vielfältig wie die Innenstadt selbst“ wird.

Die Ideen, die die Jugendlichen den Gemeinderäten am Dienstag präsentierten, waren in jedem Fall bunt und vielfältig. In einem ausgesprochen professionell anmutenden Vortrag stellte ein kleines Team zwei Mülleimer vor, die die Balingerinnen und Balinger zum ordentlichen Entsorgen animieren könnten: den High-Tech-Eimer mit Klappe, Füllstandsmesser und integrierter Müllpresse, und die Tonne mit Basketball-Korb-Aufsatz, die das Wegwerfen zum Wurfspiel machen soll. „Das könnte eine spielerische Heranführung an das Thema Müllentsorgung sein“, so die Jugendlichen, die lieber auf Motivation als auf Bestrafung setzen wollten.

Plogging, Wettbewerbe und viel Aufmerksamkeit

Die Sportart Plogging war ebenso eine Idee, die die Mitglieder der Schülerfirma in Balingen etablieren wollen. „Es ist eine Mischung aus Joggen und Müllaufsammeln“, erklärten sie. Man könnte auch Sportvereine einbinden, um die Sportart möglichst gut zu verbreiten, so ihr Vorschlag. Um den herumliegenden Zigarettenstummeln Herr zu werden, hatten die Jugendlichen einen mobilen Aschenbecher vorgestellt, den man zur Gartenschau verschenken oder verkaufen könnte. Ein Wettbewerb für Gärtnereien schließlich soll Verkehrsinseln oder Randstreifen aufblühen lassen. Bekannt gemacht werden sollen die Aktionen über Großflächenplakate, Litfaßsäulen und Plakate an Ortseingangstafeln. Durchaus mit Witz und Lokalkolorit: Die Sprüchesammlung unter dem Motto „Halded eir Schdäddle sauber“ fand bei den gebannt lauschenden Räten großen Anklang.

Das Restbudget für mehr Grün

Die Schülerfirma war auf Gesamtkosten in Höhe von etwa 12.500 Euro gekommen. Die Stadt hatte ein fiktives Budget von 25.000 Euro in Aussicht gestellt. „Mit dem restlichen Geld würden wir uns für die Begrünung der Lärmschutzwand an der B27 auf Höhe des Hotels Stadt Balingen einsetzen“, so die Schüler.

Die Räte waren sichtlich beeindruckt

Ein Gesamtkonzept, das unter den Räten großen Anklang fand. „Das habt ihr toll gemacht“, lobte Grünen-Rat Erwin Feucht, der vor allem die positiven Anreize hinter den Ideen für eine gute Idee hielt. Für eine Fassadenbegrünung schlug er das Gymnasium selbst vor. „Das war eine der besten Präsentationen, die wir hier erleben durften“, zeigte sich auch SPD-Rätin Angela Godawa beeindruckt. „Man muss nicht alles neu und revolutionär machen, hier ist das Gesamtkonzept einfach stimmig“, freute sie sich.

„Auch von mir gibt es ein Go“, so Ratskollegin Sevgi Turan-Rosteck (Die Grünen). Sie regte an, die Refinanzierung des Projekts auch über den Verkauf von Aschenbechern zu generieren. Dass die B27 der richtige Ort für eine Begrünung wäre, fand auch CDU-Rat Wolfgang Schneider. „Es ist im Hinblick auf die Gartenschau eine Visitenkarte.“ Auch er zeigte sich beeindruckt von dem Projekt der Schüler und lobte den Ansatz „das Ganze konstruktiv statt über Zwang anzugehen“.