Zollernalbkreis

Schönes aus dem Schwabenland: Das sind die Eindrücke des Kölner Tauschreporters vom Zollernalbkreis

24.05.2019

von Michael Hesse

Schönes aus dem Schwabenland: Das sind die Eindrücke des Kölner Tauschreporters vom Zollernalbkreis

© Volker Bitzer

Pittoresk und ein Ort der Geschichte: Schloss Lautlingen

Michael Hesse arbeitet als Redakteur für den Kölner Stadtanzeiger. Für eine Woche war er Gast und Mitarbeiter der ZAK-Redaktion. Die Region, ihre Menschen und ihre Geschichte haben Eindruck bei ihm als einem Außenstehenden hinterlassen.

Wer das perfekte Deutschland sucht, könnte vielleicht hier fündig werden. Wenn ein Fast-Rheinländer in den Zollernalbkreis reist, staunt er nicht schlecht. Denn selbst die viel besungenen Landschaften um den Rhein können es nur so eben mit der Schönheit der Landschaft dieser Region aufnehmen.

Region weckt Urlaubsgefühle

Grüne Lande, sanfte Hügel, pittoresk bewaldet. Die Menschen hier leben in einer Umgebung, die Urlaubsgefühle weckt. Und das, obwohl es hier doch mehr Regen zu geben scheint als unbedingt nötig. Der Natur ist es recht. Sie gedeiht wirklich prächtig. Die Städte zieren schöne, kräftige Gebäude, auch bedeutende alte Gemäuer. Das Balinger Schloss etwa. Ausdruck einer reichen Bewohnerschaft der Stadt. Und natürlich auch die Hohenzollernburg bei Bisingen oder das Hohenzollernschloss in Sigmaringen. Sie sind Blickfänge und ihre Bedeutung für die deutsche Geschichte beinahe unvergleichbar.

Von dieser Region hier gingen große Veränderungen aus für das ganze Land. Gewiss, es gab Konrad Adenauer aus Köln, der in Bonn maßgeblich zum Wiederaufbau Westdeutschlands beitrug. Die Hohenzollern schmiedeten jedoch ein Reich, das zum mächtigsten in Europa aufstieg. Am Ende zerfiel es. Es fiel den Verbrechen der Nationalsozialisten ebenso zum Opfer wie Millionen andere unschuldige Menschen.

In Lautlingen wuchs derweil ein Mann auf, der einen Entschluss fasste, den man erst einmal fassen muss: Einen Diktator umzubringen, ja, ihn gleich in die Luft zu sprengen. Die Rede ist natürlich von Claus Schenk Graf von Stauffenberg, dem Mann, der Hitler töten wollte. Wie tickt eine Region, in der so viel Geschichtsmächtigkeit steckt, die wirtschaftlich zugleich höchstes Vorzeigeniveau hat?

Eindrücke eines Außenstehenden

Es handelt sich in diesem Bericht um Eindrücke eines Außenstehenden, der eine Woche in einer Redaktion verbringen durfte, die sich jeden Morgen zusammensetzt und mit großer Energie die Themen diskutiert, die für ihre Leser wichtig sind. Der ZOLLERN-ALB-KURIER steht für einen objektiven Journalismus, gerade in Social-Media-Zeiten schiefer Wahrheiten eine unersetzliche Nachrichtenquelle.

Schönes aus dem Schwabenland: Das sind die Eindrücke des Kölner Tauschreporters vom Zollernalbkreis

© Pascal Tonnemacher

Michael Hesse war eine Woche lang Gast beim ZOLLERN-ALB-KURIER. Er hat der Region in seinen Betrachtungen als Außenstehender die Bestnote verliehen.

Die Menschen der Region wirken offen und immer freundlich. Vielleicht war es ja nur ein bloßer Zufall, da die Schwaben ja fernab von Baden-Württemberg als eher verschlossen gelten, denen das „Schaffe, schaffe“ über alles geht. Doch die Menschen im Zollernalbkreis scheinen eher das Naturell mediterraner Charaktere zu besitzen. Nicht leichtfertig, aber doch offen für das Neue.

Und das gesellschaftliche Leben? Beim Türken um die Ecke wird bei Pide und Bier ein Skat gekloppt. Die Balinger sind in Ordnung, heißt es hinter der Theke. Gegenüber gibt es Bier wie in den 70ern. Das Kneiple erinnert an die guten alten Zeiten, als das Wirtschaftswachstum in ganz Deutschland noch grenzenlos war. Und im Bären darf sogar geraucht werden. So wie früher eben. Das macht die Region vielleicht stark, die Tradition zu bewahren und sich der Moderne nicht zu verschließen.

Wer so klagt, muss im Paradies leben

Es wirkt so, als habe man bestimmte Entwicklungen hier nicht verschlafen. Ein Beispiel? Wenn ganz Deutschland darüber jammert, dass man in der Merkel-Zeit zwar gut gelebt habe, aber das Land sich nicht auf die Zukunft vorbereitet hat, trifft man hier auf Kommunalpolitiker, die darüber klagen, nun Schulden zu haben, weil man so gut die Infrastruktur in Schuss gehalten hat. Während die Straßen in Nordrhein-Westfalen von Schlaglöchern zersetzt sind und sich eine Baustelle nach der anderen auf den Autobahnen reiht, klagt eine Kommune im Zollernalbkreis darüber, man habe die Infrastruktur zu gut in Schuss gehalten. Wer so klagt, muss im Paradies leben. Nebenbei gesagt: Er hat alles richtig gemacht.

Besuche bei Wahlveranstaltungen zeigen natürlich eine gewisse Verschiebung im Bürgertum. Die Grünen sind in Baden-Württemberg stark, gleich, ob man sie von seinen eigenen parteipolitischen Präferenzen gut findet oder nicht. Sie geben Vieles vor, woran andere sich reiben können. So wie die CDU, in Balingen immer noch eine Macht, im Ländle zurzeit Juniorpartner in einer grün-schwarzen Regierung. Ein Besuch im Zollernschloss in Balingen zeigt, dass die CDU stark mit der Automobilindustrie ringt. Keine Frage, sie halten den Autobauern in und um Stuttgart herum die Stange. Auch wenn der Ärger spürbar ist, dass so massiv bei den Abgaswerten geschummelt wurde. Die Zeche zahlen nämlich nun die Autobesitzer. Klar ist zugleich, dass die Automobilindustrie sich Herausforderungen ausgesetzt sieht, die so groß sind wie noch nie. Und das hat Auswirkungen über Balingen und Baden-Württemberg hinaus. Die CDU erkennt die Zukunft im Verbrennungsmotor. Was, wenn sie sich irren?

Bammel vor Balingen

Zu Besuch in Balingen zu sein, ist eine Zeit reiner Freude. Aber nicht alle reisen in diese Region, ohne zitternde Knie zu haben. Im Handball heißt es eher: Bammel vor Balingen. Zweimal hat man die Kieler geschlagen und schon bald wird man wohl wieder erstklassig sein. Auch ein Gütesiegel für die Region, genauso wie der Fußball. Und man staunt, dass selbst einer wie Nico Willig, der jetzige Trainer des VfB Stuttgart, aus der Region kommt. Die Eindrücke eines Außenstehenden zum Abschluss seiner Reise lauten daher: Balingen, der Zollernalbkreis, das ist Schönes aus dem Schwabenland. Fazit: Bestnote.

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