Schömberg

Schocknachricht für Schömberg: Das Seniorenheim muss bis 1. Juli schließen

13.01.2022

von Pressemitteilung/Rosalinde Conzelmann

Schocknachricht für Schömberg: Das Seniorenheim muss bis 1. Juli schließen

© Lea Irion

Das Seniorenwohnheim in Schömberg muss bis zum 1. Juli geräumt sein, damit die Abrissarbeiten für den neuen Pflegepark beginnen können.

Der laufende Geschäftsbetrieb der Schömberger Seniorenwohnanlage einschließlich der Seniorenpflege wird bis Ende Juni eingestellt und die Einrichtung geschlossen, teilt Gunther Kiener, bestellter Liquidator, die Hiobsbotschaft mit. Die bittere Konsequenz: Bis zum 1. Juli sollten die rund 65 Bewohner eine neue Unterkunft gefunden haben, die rund 60 Mitarbeiter werden ihre Arbeitsverhältnisse verlieren. „Wir müssen diesen bitteren Weg gehen“, sagt Kiener.

„Der Betrieb der Seniorenheim GmbH i.L. in Schömberg wird zum 30.06.2022 endgültig stillgelegt“, so heißt es in der Niederschrift der außerordentlichen Gesellschafterversammlung vom 7. Januar 2022, schreibt der Liquidator in der Pressemitteilung. Diese Entwicklung sei nach heutigem Stand ein schwerer Schock für alle Beteiligten, so Gunther Kiener.

Im Folgenden schreibt er: Die Seniorenheim GmbH besteht seit Januar 1988. Gegründet wurde diese von Stanislaus Bayer mit der Unterstützung seiner Ehefrau Helene sowie den Kindern Carina und Armin. Bis zuletzt handelte die mittlerweile über 80-jährige Helene Bayer, nach dem Tod ihres Ehemannes und ihres Sohnes, als alleinige Geschäftsführerin. In den letzten Jahren war die Betreiberin um eine außerfamiliäre Nachfolgeregelung bemüht und bereits seit geraumer Zeit mit einem potenziellen Übernehmer im Gespräch. Geplant war eine Übernahme nebst dringend erforderlichen Investitionen parallel zur Fortsetzung des laufenden Betriebes.

Bewohner sollten eigentlich bleiben dürfen

Während ein Teil der Gebäude abgerissen und durch neue Gebäude ersetzt werden sollte, war angedacht, in den bestehenden Gebäuden die Bewohner weiterhin zu betreuen und wohnen lassen zu können. Auch die Fortsetzung der Arbeitsverhältnisse wäre durch diese Übernahme gesichert gewesen.

Es fehlt an Flächen

Die Umsetzung des Projektes, sagt Kiener, konnte laut Mitteilung des Investors leider nicht wie geplant erfolgen. Der Grund nach Aussagen des Investors war, dass die Grundstücksflächen östlich der gegenwärtig geplanten Neubebauung des Kreisels nicht als Baulandflächen zugestanden wurden. „Wären ebenso diese Flächen für das Projekt zum Tragen gekommen, hätte ein Teil des Neubaus auf eben diesen Flächen entstehen und nach Fertigstellung von der Bewohnerschaft bezogen werden können, nachdem der Altbestand nachgelagert abgebrochen und ebenso mit einem zweiten Bauabschnitt versehen worden wäre“, erläutert Kiener das ursprüngliche Konzept.

Die örtliche Grundstücksgröße erlaube aber nunmehr nur eine kleinteilige und sukzessive Vorgehensweise. Das bedeute, dass der Neubau erst nach einem kompletten Abriss des Altbaus erstellt werden könne, was für alle Bewohner zur Folge habe, dass diese während der Bauphase nicht mehr in bestehenden Nachbargebäuden betreut werden können, sondern komplett ausgesiedelt werden müssen.

Es gibt nur diesen Weg

„Die bisherige Betreiberin, der Investor des Neubauvorhabens sowie der potenzielle Betreiber der neuen Seniorenwohnanlage haben sich dieser Situation zu fügen, ebenso wie sämtliche Bewohnerinnen, deren Familien, Betreuer, einschließlich der gesamten Mitarbeiterschaft, bestehend aus mittlerweile über 60 Mitarbeitenden, welche durch ihre geleistete Arbeit zum Wohle der Bewohner diese Einrichtung zu einem festen und zuverlässigen Bestandteil der Stadt Schömberg gemacht haben“, formuliert Kiener die Folgen sehr deutlich.

Die Seniorenheim GmbH i.L. in Schömberg befindet sich seit 1.Dezember 2021 in Liquidation. Helene Bayer ist nicht mehr Geschäftsführerin. Liquidator Gunther Kiener vertritt die Gesellschaft laut Liquidator-Bestellungsbeschluss vom 22. November nunmehr allein.

Wie geht es weiter? Kieners Antwort darauf: Nach Durchführung der Liquidation und Ablauf der Sperrzeit nach § 73 GmbH-Gesetz wird der Liquidator die Beendigung der Liquidation und das Erlöschen der Firma „Seniorenheim GmbH i.L.“ zum Handelsregister anmelden. Er stünde mit der zuständigen Heimaufsicht beim Landratsamt in Balingen bereits in Kontakt.

„Ein kleiner Trost wird sein, dass die Stadt Schömberg zukünftig wieder auf ein Seniorenheim hoffen darf, allerdings unter anderer Leitung und erst nach Erstellung eines kompletten Neubaus“, sagt er.

Mitarbeiter sind total enttäuscht

Auf ZAK-Nachfrage bestätigt er, dass die Mitarbeiter und die Bewohner bereits informiert wurden. „Natürlich sind alle total enttäuscht“, sagt er, ist aber überzeugt, dass die Pflegekräfte neue Stellen bekommen werden. Schwieriger werde es bei den Bewohnern (derzeit 32 im betreuten Wohnen und 32 auf Station) mit einer neuen Unterbringung.

Stadt hat nur wenig Einflussmöglichkeiten

Auch Schömbergs Bürgermeister Karl-Josef Sprenger, der von Kiener informiert worden ist, bedauert diese Entwicklung. „Ich unterstütze Herrn Kiener, wo ich kann“, sagt der Schultes. Schließlich gehe es um Schömberger Bürger, die betroffen sind. Die Einflussmöglichkeiten der Stadt seien jedoch gering, da es sich um ein Investorenprojekt handelt.

Das Regierungspräsidium und der Regionalverband hätten die ursprüngliche Flächenausdehnung im Zuge des Bauverfahrens abgelehnt aus Gründen des Flächenverbrauches und des Landschaftsschutzes, so Sprenger. Der Investor habe deshalb keine andere Möglichkeit als die Schließung, um neu zu bauen.

Nachdem der Bebauungsplan durch ist, hofft Sprenger, „dass die Baugenehmigung, die seit einem Jahr auf dem Landratsamt liegt, demnächst erteilt wird“. Dann stünde einem Baubeginn in diesem Jahr nichts mehr im Wege.

Wie mehrfach berichtet, soll auf dem Gelände des bislang privaten Seniorenheims ein Pflegepark für 16,3 Millionen Euro entstehen. Investor ist die Deutsche Immobilien 24 in Hannover; der zukünftige Betreiber das Haus Sonnenhalde in Engstingen. Auf einer Fläche von rund 20.000 Quadratmeter sollen sieben Häuser für mehr als 100 Bewohner sowie eine Gerontopsychiatrie und Appartements für Pflegekräfte entstehen.

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