Schluss mit Zettelwirtschaft im Schulrucksack

Von Ulrike Zimmermann

Mit dem „Hefterheft“ erfand der Lautlinger Schüler Moritz Rothacher eine schnelle Ordnungshilfe. Die Idee steht kurz davor, in Produktion zu gehen.

Schluss mit Zettelwirtschaft im Schulrucksack

Der 15-jährige Moritz Rothacher aus Lautlingen besucht das Humanistische Uhland- Gymnasium in Tübingen. Nicht nur der hochbegabte Schüler störte sich im täglichen Schulalltag an den vielen losen Arbeitsblättern der Fachlehrer oder Textkopien, die nicht im Schulbuch stehen. Und da Ordnung nicht gerade zu seinen starken Seiten zählt, hat er nach Alternativen gesucht. Heft, Hefter oder beides in einem? Er hat seine Ideen gesammelt und einen Fragebogen an verschiedenen Schulen von der Grundschule bis zum Gymnasium verteilt. Daraus hat er dann das „Hefterheft“ kreiert – eine Kombination von Heft und Hefter, in das man jederzeit, superschnell und in der richtigen Reihenfolge die Arbeitsblätter einheften kann.

Nicht nur der Schulranzen wird leichter, auch der Umweltschutz ist nicht von der Hand zu weisen: Wenn die Arbeitsblätter auf leere Heftseiten eingeklebt werden, ist das reine Papierverschwendung. Ganz davon abzusehen, dass man nie weiß, wie viele Seiten man wo freilassen muss. Wenn sie nicht gleich ins Heft eingeklebt werden, passiert es nicht selten, dass sie nicht mehr auffindbar sind.

Die Idee ist denkbar einfach. Ins mittig aufgeklappte neue Schulheft wird dort, wo beim Schnellhefter die Hefterspange sitzt, ein rechteckiges Loch gestampft und das so präparierte Heft wird dann mit der Frontseite auf die linke Innenseite des Schnellhefters aufgeklebt. Somit kann man zusätzliche Seiten an jeder beliebigen Stelle des Schulheftes einkleben und im Heft ist alles chronologisch geordnet.

Seit einem Jahr wird das Hefterheft nicht nur von Moritz Rothacher getestet, sondern mittlerweile auch von vielen seiner Mitschüler. Seine Mutter, Andrea Krimmel-Rothacher, die als Grundschullehrerin in Albstadt arbeitet, nutzt selbst den „Geistesblitz“ ihres Sohnes in der dritten und vierten Klassen. Sie hat mit dem einfachen System gute Erfahrungen gesammelt, vor allem bei schwächeren Schülern, die mit dem Lernen aus Heft und Schnellhefter oft überfordert sind.

Die Vorstellung der Erfindung im Oktober 2016 auf der Messe Insights-X Nürnberg, der Fachmesse für Papier-, Büro- und Schreibwaren, stieß auf große Resonanz. Auch Schreibwarenhändler zeigten Interesse, aber die Umsetzung sei aufwendig und der Markterfolg nicht garantiert. Nur einer war überzeugt: der Schreibwarenhersteller Staufen GmbH in Wurmlingen: Gesehen, umgesetzt und gekauft. Allerdings musste das über 150 Jahre alte Familienunternehmen Anfang Januar beim Amtsgericht Stuttgart Insolvenz anmelden und ist auf der Suche nach einem neuen Investor. Wie Matthias Wochner von der Staufen GmbH Ende Januar der Familie Rothacher mitteilte, werden bereits Gespräche zur Übernahme des Betriebes geführt. Er geht davon aus, dass das Projekt wahrscheinlich weiter verfolgt werden kann.

Er will sich dafür einsetzten, dass die Vermarktung mit Beginn des Schuljahres 2018/2019 startet. Das Hefterheft soll in verschiedenen Farben und Designs angeboten werden, damit der schnelle Zugriff für jedes Fach garantiert ist.