Balingen

Schätze aus längst vergangenen Zeiten: Das Haus der Volkskunst in Dürrwangen gibt Einblicke

09.09.2019

Von Dennis Breisinger

Schätze aus längst vergangenen Zeiten: Das Haus der Volkskunst in Dürrwangen gibt Einblicke

© Dennis Breisinger

Zahlreiche Gäste schauten sich den Film „Schreiner – Frommerner Möbelindustrie“ an.

Zum Tag des offenen Denkmals konnten die beiden Häuser in der Ortsmitte von Dürrwangen besichtigt werden. Zudem wurde zum ersten Mal der Film „Schreiner – Frommerner Möbelindustrie“ gezeigt.

Am alljährlich im September unter der Koordination des Deutschen Stiftung Denkmalschutz stattfindenden Tag des offenen Denkmals beteiligte sich am Sonntag auch das Haus der Volkskunst in Frommern-Dürrwangen.

Mitglieder der Volkstanzgruppe Frommern führten die vielen Besucher unter anderem durch das im Jahre 1796 vom Ochsenwirt Christian Hähnle und seine Frau Anna erbaute Bauwerk, das ursprünglich ein stattliches Bauernhaus war.

Im Jahr 1805 musste Hähnle das Haus an Gottlob Ulrich Strasser verkaufen, nach dessen Tod im Jahre 1837 eignete sich die Gemeinde Dürrwangen das Haus für 3300 Gulden an. In den weiteren Jahren diente es unter anderem als Notariatssitz, als Gemeindemosterei, als Obdachlosenasyl, als Lager und als Wohnhaus, ehe es von der Deutschen Wanderjugend im Schwäbischen Albverein, der Volkstanzgruppe Frommern, zuerst angemietet und später gekauft wurde.

Volkstänzer bauen um

Ab 1979 wurde in vier Baustufen die Renovierung, der Ausbau und der Umbau in Eigenregie von Mitgliedern der Volkstanzgruppe Frommern durchgeführt. Im Hauptsaal des Gebäudes gab es am Sonntag vor vielen Besuchern die Premiere des vom Vorsitzenden der Volkstanzgruppe Frommern Manfred Stingel und dem jungen Ulmer Filmemacher Tim Hoffmann gemeinsam konzipierten Dokumentarfilms „Schreiner – Frommerner Möbelindustrie“. Er ist auch auf der Youtube-Seite der Volkstanzgruppe Frommern abrufbar.

In dem Dokumentarfilm wird die Entwicklung der einst hoch angesehenen Frommerner Möbelindustrie näher beleuchtet. Ein Zeitzeuge erinnerte sich an bis zu 320 Stunden Akkordarbeit im Monat, einem vollen Arbeitstag mindestens von 7 bis 19 Uhr und, dass danach noch die Landwirtschaft erledigt wurde. Er sprach nichtsdestotrotz von „schönen und guten Zeiten“.

Die verschiedensten Betten

Der Saal war ist vielen von diversen Veranstaltungen der Volkstanzgruppe bekannt, doch das altehrwürdige Gebäude hat noch viel mehr verborgene Schätze zu bieten. Das Haus der Volkskunst verfügt über 90 Betten in 26 Zimmern, die die Gäste aus aller Welt beherbergen.

Einen Einblick gab es in das Zimmer „Usbekistan“, das in usbekischem Stil gehalten ist, und in das vor allem bei der Jugend sehr beliebte Zimmer „Kobe“ in Anlehnung an die schon oft zu Besuch gewesenen Gäste aus Japan.

In dem im Obergeschoss beheimateten, von Stingel ins Leben gerufene, Kulturarchiv, deren 25-jähriges Bestehen an diesem Tag ebenfalls gefeiert wurde, sind Musik, Tänze, Brauchtümer und Gesangsbücher archiviert. Zudem gibt es dort einen kleinen Musiksaal.

Das Haus Jetter

Ein Besuch konnte auch dem angrenzenden Jetter Haus abgestattet werden, das über einen großen Tanzsaal verfügt, in dem die Volkstänzer auch ausreichend Platz für ihren Schwerttanz haben.

In diesem Gebäude befindet sich auch die Musikinstrumentenwerkstatt, das Hirtenmusik-Museum, in dem diverse Hirtenhörner unter anderem aus Österreich, Tschechien, Deutschland und Frankreich ausgestellt sind und die Sammlung von Tiber Ehlers, der sich sehr um die Forschung über den „Schwäbischen Dudelmusik“ verdient machte.

Zudem ist in diesem Gebäude das Möbelmuseum und das Trachtenmuseum zu finden. Die im Trachtenmuseum gezeigte Kleidung ist überwiegend in der angrenzenden, bestens ausgestatteten Weberwerkstatt hergestellt worden. Trachten aus dem Mittelalter, der Renaissance, dörfliche und die typische Balinger Tracht, Trachten um die Jahrhundertwende und das typische „Schafhäs“ konnten begutachtet werden.

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