Handball

Saisonstart für den HBW 2: Trainer André Doster und Kapitän Julian Thomann im großen Interview

22.08.2019

Von Larissa Bühler

Saisonstart für den HBW 2: Trainer André Doster und Kapitän Julian Thomann im großen Interview

© Moschkon

Die Vorbereitung ist vorbei, nun geht es für den HBW 2 um Zählbares.

Eine harte Vorbereitung liegt hinter der Drittliga-Mannschaft des HBW Balingen-Weilstetten. Der Tabellendritte der vergangenen Runde hat sich auch in dieser Saison wieder in erster Linie den Klassenerhalt zum Ziel gesetzt. Schließlich steht die Entwicklung der Spieler wie immer an oberster Stelle.

Die Vorbereitung ist vorbei, am Samstag geht es erstmals wieder um Zählbares. Wie fällt Ihr Urteil zu den vergangenen Wochen aus?

André Doster: Wir sind gut durch die Vorbereitung gekommen, ich bin prinzipiell zufrieden und sehe uns auch gut gerüstet für den ersten Spieltag. Wir sind verletzungsfrei geblieben, was die vergangenen Jahre nicht so oft der Fall war. Das ist toll, dass wir da aus dem Vollen schöpfen konnten. Hinzu kommt, dass die Kaderveränderung diesmal nicht so groß ist wie in den vergangenen Jahren. Entsprechend war die Vorbereitung was Absprachen und Integration anging, schon einfacher.

Saisonstart für den HBW 2: Trainer André Doster und Kapitän Julian Thomann im großen Interview

© Moschkon

HBW 2-Trainer André Doster

Julian Thomann: Wir freuen uns unheimlich auf den Rundenstart. Die Vorbereitung gehört zur Saison dazu. Sie ist wichtig um zusammenzufinden und Grundlagen im athletischen und auch spielerischen Bereich zu legen. Aber wir sind alle froh, uns endlich mit den anderen Mannschaften messen zu können.

Saisonstart für den HBW 2: Trainer André Doster und Kapitän Julian Thomann im großen Interview

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Kapitän Julian Thomann

Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren hat sich im Kader diesmal nicht viel verändert. Von außerhalb kam nur Lars Röller zum Team. Wie verändert das auch die Herangehensweise in der Vorbereitung?

Doster: Dass Lars Röller der einzige externe Neuzugang ist, ist für uns schon ungewöhnlich. Aber auch Lars Friedrich mussten wir integrieren. Nur weil er bei der ersten Mannschaft war, heißt es nicht, dass automatisch alles läuft. Aber für ihn ist es schon ein bisschen einfacher wie für einen ganz Neuen. Das hat sicherlich seine Vorteile: Wenn man keine so hohe Fluktuation im Kader hat, kann man viele Sachen aus dem Vorjahr übernehmen. So war es schon anders als in den vergangenen Jahren. So haben wir im Training aber trotzdem versucht, Dinge zu verbessern. Ich habe versucht in der Abwehr ein, zwei Formationen anzutrainieren, die wir vergangenes Jahr noch nicht hatten. Die versuchen wir jetzt umzusetzen. Spieler in die Abwehr reinzubekommen, ist immer eine meiner Hauptthemen. Für solche Schwerpunkte hatten wir jetzt einfach mehr Zeit.

Nach den starken Ergebnissen der vergangenen Jahre sind die Erwartungen im Umfeld und von der Konkurrenz natürlich groß . . .

Doster: Wir haben uns in den vergangenen Jahren kontinuierlich verbessert. Jetzt ist es so, dass viele Spieler im Vorjahr eine super Runde gespielt haben. Jetzt muss das Ziel sein, es dieses Jahr noch besser zu machen. Aber wir wissen ja auch, was das Umfeld sieht: Wir hatten kaum Abgänge, kaum Veränderungen im Kern des Kaders – und Zugänge wie Lars Röller oder Lars Friedrich, die ihre Qualitäten haben. Wir werden deshalb jetzt gerade Anfangs oft als Favorit in den Spieltag gehen. Für eine Nachwuchsmannschaft ist das keine normale Situation, es muss uns klar sein, dass wir mit diesem Druck und diesem Anspruch zurechtkommen müssen. Wie uns das gelingt, das wird sich zeigen. Was wir im letzten Jahr erreicht haben, ist super. Die Entwicklung, die einige Spieler in den letzten Jahren gemacht haben, ist der Wahnsinn. Aber wir können es nicht übernehmen – und wir können uns darauf auch nicht ausruhen. Jeder ist gefragt, immer ans Maximale zu gehen. Das müssen wir leben, daran müssen wir glauben.

Thomann: Wir wollen auf jeden Fall versuchen, das Niveau aus der Vorsaison zu bestätigen oder sogar zu verbessern. Auch wenn die Konkurrenz sehr groß ist und viele Spitzenteams sich noch einmal verstärkt haben, wollen wir uns im oberen Tabellendrittel festbeißen.

Wo sehen Sie als Trainer die Stärken der Mannschaft – und was läuft noch nicht optimal?

Doster: Die Stärken liegen schon darin, über eine kompakte Abwehr in ein schnelles Umschaltspiel zu gehen. Wir haben schnelle, flinke Spieler mit gutem Ballgefühl. Die Schwächen sind dagegen die Schwankungen, die wir immer wieder drin haben. Man hat einfach in den Spielen und auch in der Trainingswoche immer mal wieder gemerkt, wie Konzentration und Spannung nachlassen. Das ist aber auch ein Stück weit normal für eine Nachwuchsmannschaft, dieses Thema wird uns immer wieder begleiten.

Da hilft dann ein Spieler wie Lars Friedrich sicher auch…

Doster: Ja, das hat man direkt in den ersten Trainingseinheiten gemerkt. Er hat einfach deutlich mehr Erfahrung – sowohl im Spiel als auch im Training. Er hat einfach noch einmal ein anderes Auftreten, eine andere Aura. Ich hoffe, dass er seine Ruhe mit in die Spiele reinbringt. Er wird die Mannschaft weiterbringen, das war im Jahr zuvor bei Christoph Foth auch schon so. Aber auch Juli kann da viel beitragen, kaum einer hat so viel Drittliga-Erfahrung wie er. Und auch unser neuer Co-Kapitän Mario Ruminsky nimmt diese Rolle ein. Sie sind Vorbilder – stehen aber auch in der Verantwortung. Das Ziel ist aber auch, dass die anderen Verantwortung übernehmen.

Herr Thomann, wie läuft der Austausch mit Ihren erfahrenen Kollegen?

Thomann: Natürlich versuchen wir, Erfahrungen an unsere jüngeren Mitspieler weiterzugeben. Ich glaube, wir haben wieder eine sehr gute Mischung an jugendlichem Mut aber auch viel Wettkampferfahrung in der Mannschaft. Ich freue mich immer sehr mit den beiden aufzulaufen und kann viel von ihnen mitnehmen. Ich glaube, so geht es vielen jungen Spielern auch.

Wie schätzen Sie die Konkurrenz in der 3. Liga Süd ein?

Doster: Die württembergischen Aufsteiger haben in den vergangenen Jahren immer wieder bewiesen, dass sie das Zeug zum Klassenerhalt haben. Das traue ich auch Blaustein und Plochingen zu. Hochdorf ist nach einem Jahr wieder aufgestiegen und hat mit Roko Peribonio einen der besten Torhüter der Liga. Er kann im Kampf um den Klassenerhalt schon ein Garant sein. Die Aufsteiger bringen eine hohe Qualität mit, das wird sich auch auf den Spielbetrieb auswirken. Und mit Erlangen 2, das aus der Ost-Staffel kam, ist ja noch eine weitere Nachwuchsmannschaft dabei. Ich denke, es wird auf jeden Fall spannend. Wir werden nicht wie im letzten Jahr die Situation haben, dass eine Mannschaft wie Konstanz vorne wegmarschiert oder kaum Land sieht, wie es bei Baden-Baden ja etwas der Fall war.

Thomann: Mit Konstanz ist im letzten Jahr die klar beste Mannschaft in die zweite Bundesliga aufgestiegen. Dieses Jahr wird es da sicher etwas enger vorne. Ich persönlich halte die Kader der Mannschaften aus Dansenberg und Saarlouis für am stärksten. Zu den Favoriten werden aber sicher auch Pforzheim, Horkheim und Fürstenfeldbruck zählen.

Wo ist die Südstaffel im Vergleich mit den anderen Staffeln der 3. Liga einzuordnen, Herr Doster?

Doster: Das will ich mir nicht anmaßen, da eine Staffel herauszuheben. Dafür sehe ich einfach viel zu wenige Spiele. Ich schaue natürlich immer mal rein, man hört viel. Die Attraktivität der Südstaffel liegt vor allem auch im Geografischen. Wir haben schon ein paar mehr Derbys als die anderen Staffeln. Und es gibt natürlich auch die Traditionsteams wie Pfullingen oder Horkheim. Die Qualität der Südstaffel ist sehr hoch. Es ist eine sehr professionelle, spielstarke und auch attraktive Liga. Aber zu sagen, dass die Staffel besser ist, als die anderen, das kann ich nicht beurteilen. Ich glaube jedoch schon, dass die Südstaffel zu den stärkeren gehört.

Als Sportlicher Leiter der JSG und Trainer der A-Jugend sind Sie,Herr Thomann, ganz nah dran am Nachwuchs. Wer hat das Zeug für die 3. Liga?

Thomann: Kurzfristig sind da sicher einige zu nennen, denn wir haben viele talentierte und gut ausgebildete Spieler. Aber es gehört viel dazu, sich gegen die Spieler im HBW 2-Kader auch nachhaltig durchzusetzen. Man muss immer bedenken, dass hier nur die jeweils ein bis zwei besten aus jedem JSG-Team den Sprung schaffen. Da ist die Konkurrenz einfach hoch. Valentin Mosdzien hat im letzten Jahr schon ein paar Spiele für den HBW 2 gemacht. Auch in der Vorbereitung hat er bislang überzeugen können.

Wie bekommen Sie Drittliga-Handball, A-Jugend Bundesliga und Ihr Amt als Sportlicher Leiter unter einen Hut?

Thomann: Mir macht Handball einfach ziemlich viel Spaß. Deshalb sehe ich das auch nicht als große Arbeit an. Im Prinzip sind die Aufgaben ja auch ineinander verflochten. Außerdem ist die Zusammenarbeit mit den Beteiligten wirklich gut. Wir haben momentan in allen wichtigen Trainerpositionen des Gesamtvereins ehemalige JSG-Trainer und -Spieler. Da ist quasi die „Handball-DNA“ nahezu dieselbe. Das bedeutet ein gutes Arbeitsklima und eine ähnliche Philosophie.

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