Fußball

Saisonrückblick: Die TSG Balingen erlebt zahlreiche Höhepunkte in der Regionalliga Südwest

21.05.2019

Von Benno Haile, Von Marcel Schlegel

Saisonrückblick: Die TSG Balingen erlebt zahlreiche Höhepunkte in der Regionalliga Südwest

© Moschkon

Die TSG Balingen erlebte eine aufregende Saion in der Regionalliga - die Erste in der Vereinsgeschichte.

Das erste Jahr in der Regionalliga ist vorbei. Die TSG Balingen sorgte als Aufsteiger für so manche Überraschung und beendete die Saison schließlich auf Rang elf. Wir haben die denkwürdigsten Momente zusammengefasst.

Die TSG Balingen kam als unbekannter Aufsteiger und wurde von vielen Konkurrenten, die unter Profibedingungen arbeiten, als Abstiegskandidat Nummer eins gehandelt. Doch nach dem vorzeitig gesicherten Klassenerhalt steht fest: Die TSG ist gekommen, um zu bleiben.

Für den kleinsten Verein der Südstaffel geht das Abenteuer Regionalliga weiter. In unserer Saisonrückschau werfen wir einen Blick auf die schönsten und denkwürdigsten Momente der ersten Balinger Viertliga-Saison, die für die Schwaben auf Tabellenplatz elf endete.

Der Auftaktsieg gegen Mainz

Das erste Regionalliga-Spiel in der Vereinsgeschichte der TSG Balingen: Wie würde sich der Neuling in der höheren Spielklasse schlagen? Zu Gast in der Bizerba-Arena ist die Talentschmiede des Bundesligisten Mainz 05. Dessen U23 war in der Vorsaison immerhin Siebter geworden.

Doch die TSG legt die anfängliche Scheu schnell ab. Matthias Schmitz trägt sich als erster Regionalliga-Torschütze der TSG in die Vereinshistorie ein. Manuel Pflumm legt nach.

Am Ende steht es 2:0. Die erste von vielen Balinger Überraschungen in dieser Saison ist perfekt. „Ein ganz besonderer Moment“, erinnert sich Trainer Ralf Volkwein gern zurück an den erfolgreichen Auftakt.

Die Sensation gegen den Meister

Heimrecht und doch kein Heimspiel: Die TSG muss am siebten Spieltag ins Reutlinger Stadion an der Kreuzeiche ausweichen, weil die Bizerba-Arena noch nicht für das Risikospiel gegen Saarbrücken gerüstet ist.

Vor der Partie steht der Aufsteiger zwar im soliden Mittelfeld der Rangliste, aber gegen den ehemaligen Bundesligisten ist sie dennoch krasser Außenseiter.

Doch auf dem Platz ist davon nichts zu sehen. Über die gesamten 90 Minuten begegnet der Außenseiter dem Favoriten auf Augenhöhe. In der Schlussphase ist es ein offener Schlagabtausch. In der 89. Minute erzielt Sascha Eisele den 2:1-Siegtreffer.

Das Publikum rastet aus. Die TSG Balingen schlägt den amtierenden Meister. Wahnsinn!

Das Remis vor Riesenkulisse

5273 Zuschauer am Bieberer Berg – das ist die größte Kulisse, vor der die TSG Balingen je gespielt hat. Beim Duell im November dominieren die Offenbacher Kickers in Durchgang eins quasi nach Belieben, doch verpassen es, nach dem 1:0 nachzulegen.

Nach der Pause wird die TSG stärker und kommt in der 78. Minute durch einen Pflumm-Elfer zum Ausgleich.

In den Schlussminuten spielt Balingen sogar zu zehnt und mit Feldspieler Matthias Schmitz im Kasten, da sich Torwart Julian Hauser verletzt und das Wechselkontingent bereits erschöpft ist.

Doch auch in Unterzahl lässt die TSG nichts mehr anbrennen und entführt einen Punkt beim Favoriten.

Der Derbysieg im Flutlichtspiel

Ende November, kurz vor der Winterpause: Wieder einmal ist mit dem SSV Ulm ein prominenter Gegner mit ruhmreicher Historie in der Bizerba-Arena zu Gast, wieder einmal ist die TSG Balingen Außenseiter und wieder einmal wächst die Mannschaft über sich hinaus.

Nach einer verdienten Führung in der ersten Hälfte muss Balingen aufgrund des Dauerdrucks der Spatzen lange zittern. Kurz vor Schluss dann die Entscheidung: Stefan Vogler trifft per Elfmeter zum 2:0. Die Bizerba-Arena tobt.

Das Traumtor kurz vor Schluss

In der 86. Minute steht es im ersten Punktspiel in 2019 beim wichtigen Kräftemessen mit dem direkten Konkurrenten Hessen Dreieich noch 1:1. TSG-Coach Ralf Volkwein bringt mit Daniel Seemann einen neuen Offensiv-Mann.

Nur eine Minute später kommt der Joker im Strafraum an den Ball: Brustannahme mit dem Rücken zum Tor – erster Ballkontakt – Schuss aus der Drehung – zweiter Ballkontakt. Der Ball schlägt im Lattenkreuz ein. Ein Traumtor!

Balingen holt in einem dramatischen Spiel nach zwischenzeitlichem Rückstand den nächsten „Dreier“.

Die Auftritte gegen Stadtallendorf

Lange war Balingens Spielmacher verletzt, konnte nur zusehen, wie seine Kollegen die Konkurrenz mit viel Einsatzwillen und Kämpferherz gehörig ärgerten. Am 25. Spieltag gegen die Eintracht Stadtallendorf darf Lukas Foelsch endlich wieder selber mitmachen.

Und die Spielfreude, wieder auf dem Rasen zu stehen, ist ihm anzusehen: Er drückt dem Spiel bei seinem ersten Regionalliga-Einsatz seit sieben Monaten seinen Stempel auf, ist an fast allen Angriffen beteiligt.

Das erste Tor erzielt er selbst, das zweite leitet er ein und das dritte bereitet er vor. Die TSG führt die Gäste vor und siegt hochverdient mit 3:1.

Im Stadtallendorf-Spiel trumpfte noch ein weiterer Balinger auf: Marc Pettenkofer. Der Flügelspieler, der in den vorangegangenen Spielzeiten nicht immer erste Wahl gewesen war, nahm in der vierten Liga einen Leistungsschub, den man kaum vorhersehen konnte.

„Pette“, für seine Schnelligkeit gefürchtet, stand in 33 von 34 Spielen auf dem Platz (eine Sperre, dreimal angeschlagen ausgewechselt), kein anderer Spieler dürfte mehr Meter gemacht und vor allem das Offensivspiel dermaßen bereichert haben wie der 25-Jährige.

Für den vorläufigen Höhepunkt sorgt Pettenkofer eben gegen Stadtallendorf dann selbst: Jeweils von Foelsch bedient schnürt der Offensivmann einen Doppelpack. Am Ende bringt es der Tübinger auf vier Saisontreffer.

Das Rekordspiel gegen Mannheim

Volksfeststimmung in der Bizerba-Arena: Über 3000 Zuschauer kommen Ende März zum Spiel gegen den Tabellenführer Waldhof Mannheim – ein neuer Zuschauerrekord in Balingen.

Eine Stunde lang sieht alles nach dem perfekten Fußballmärchen aus: Die TSG kämpft aufopferungsvoll, spielt bockstark und geht verdient in Führung – sogar das Wetter spielt mit, es ist einer der schönsten Frühlingstage des Jahres.

Das zweite Tor wäre hochverdient, doch dann kommt Mannheim eiskalt zurück und dreht die Partie. Am Ende steht es 1:3 – dennoch können die Balinger stolz auf sich sein.

Sie haben den Meisterschaftsanwärter lange Zeit zur Verzweiflung und an den Rande einer Niederlage gebracht.

Und die Mannheimer waren nicht die Einzigen, die sich bei den Balingern schwertaten. Insbesondere im eigenen Stadion holten die Württemberger ihre Punkte zum Klassenerhalt. 33 der insgesamt 41 Zähler sicherte sich Balingen in der Bizerba-Arena.

Letztlich führte die Heimstärke der Schwaben zum Klassenerhalt. In der Fremde sprang nämlich für die TSG kein einziger Sieg heraus.

Die schöne Geste des Kapitäns

Im Heimspiel gegen Mannheim hatte sich Adrian Müller in einem Zweikampf schwer verletzt: Wadenbeinbruch, das Saison-Aus für den Balinger Außenverteidiger.

Saisonrückblick: Die TSG Balingen erlebt zahlreiche Höhepunkte in der Regionalliga Südwest

© Moschkon

TSG-Kapitän Manuel Pflumm hält das Trikot vom verletzten Mitspieler Adrian Müller in die Höhe.

Vor dem Spiel gegen Stuttgarts U21 hält TSG-Kapitän und Innenverteidiger Manuel Pflumm das Trikot seines verletzten Nebenmanns in die Höhe – schöne Aktion!

Das Drama gegen Offenbach

86 Minuten sind in der Bizerba-Arena gegen die favorisierten Kickers aus Offenbach gespielt. Die TSG führt hochverdient mit 2:0. Bleibt es bei der Führung, knackt die TSG die magische 40-Punkte-Marke und hat den Klassenerhalt so gut wie sicher.

Alle Zeichen stehen auf Party, denn die Gäste sind im zweiten Durchgang komplett abgetaucht. Doch dann das: Innerhalb von drei Minuten schlagen die totgeglaubten Kickers erbarmungslos per Doppelschlag zurück. 2:2 steht es am Ende, die Enttäuschung ist riesengroß.

Selbst Gästetrainer Daniel Steuernagel sagt hinterher: „Das war so ein Spiel, nachdem man sich gegenseitig anschaut und fragt, warum man diese Partie nicht verloren hat.“

Der Klassenerhalt

Schlusspfiff im Heimspiel gegen den FC Homburg, der als Tabellenzweiter nach Balingen gereist war: Eigentlich müssten sich die Balinger über sich selbst ärgern, denn phasenweise spielten sie den Favoriten an die Wand.

Am Ende steht es aufgrund der fahrlässigen Chancenverwertung nur 1:1. Doch das ist an diesem Tag vollkommen egal, denn mit dem Remis gegen Homburg sichert sich die TSG bereits am 32. Spieltag vorzeitig den Klassenerhalt. Das Wunder ist also vollbracht, der Aufsteiger und Amateurklub spielt auch in der kommenden Saison in der vierten Liga.

Der Klassenerhalt wird nach dem Spiel mit Bierduschen gefeiert. Zwei Wochen später folgt nach dem letzten Heimspiel die große Saisonabschlussparty mit buntem Programm.

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© Moschkon

Die TSG Balingen bejubelt den Klassenerhalt.

Fast auf den Tag genau ein Jahr nach der Aufstiegsfeier, bejubelt die TSG die Fortsetzung des Abenteuers Regionalliga.

„Ich bin stolz, was die Jungs geleistet haben“, bilanziert auch Trainer Ralf Volkwein, „jetzt genießen wir es einfach. Wir haben die Runde vom letzten Jahr getoppt.“

Schon im Juli geht’s wieder los

Ralf Volkwein, der Trainer der TSG Balingen, tut sich schwer, einen einzigen Höhepunkt im Rundenverlauf der Kreisstädter zu bestimmen. „Die ganze Saison war ein Highlight“, so der Trainer, „und das muss für uns auch so bleiben.“

Ein paar Wochen Pause warten nun auf die Balinger, doch schon Ende Juli geht es wieder um Zählbares. Am 26. Juli wird die Saison eröffnet. Für die kommende Runde ist erneut der Klassenerhalt das Ziel der TSG schließlich müssen auch einige Abgänge ersetzt werden.

Stefan Vogler und Kevin Keller (beide Karriereende), Jörg Schreyeck (Ziel unbekannt), Manuel Pflumm (SV Rangendingen), Pascal Schoch (FC Holzhausen) und Niklas Schäuffele (VfL Nagold) verlassen die Kreisstädter, Nachfolger sollen in den kommenden Wochen gefunden werden. „Wir sind in Gesprächen mit Spielern“, verrät Volkwein.

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