Balingen

Saharastaub über dem Zollernalbkreis: Was das Wetterphänomen mit Karibikstränden zu tun hat

15.03.2022

von Karl-Heinz Jetter

Saharastaub über dem Zollernalbkreis: Was das Wetterphänomen mit Karibikstränden zu tun hat

© DWD Offenbach

Das Satellitenbild vom 15. März zeigt den Weg der Staubpartikel von der Sahara nach Mitteleuropa.

Gelblicher Himmel, ebenfalls gelbe Ablagerungen auf Autos und Gartenmöbeln: Eine Saharastaubwolke ist am Dienstag auch über den Zollernalbkreis gezogen und hat für eine besondere Atmosphäre gesorgt. Was hinter dem gar nicht so seltenen, aber immer wieder beeindruckenden Wetterphänomen steckt, gibt es hier zusammengefasst.

Was am Dienstag die Autos und anderes mit einer schmutzigen, gelblichen Brühe überzog, hatte seine Ursache weit weg – es ist beziehungsweise war Saharastaub, vermischt mit gleichzeitig nieder gehendem Regen (der ZAK hatte in einer Erstmeldung das Wetterphänomen kurz zusammengefasst).

Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes formierte sich in den vergangenen Tagen über der Sahara durch starke Winde eine Staubwolke, die in der Folge in die vorherrschende Ostwindzirkulation (Nordost-Passat) aufgenommen und quer über den Atlantik bis zur Karibik und ins nördliche Südamerika transportiert wurde.

Nicht selten, aber immer wieder beeindruckend

Kein seltenes Schauspiel, aufgrund der zurückgelegten Strecke der winzigen Partikel dennoch immer wieder beeindruckend. Es ist keinesfalls ungewöhnlich, dass hunderte Millionen Tonnen Staub aus der afrikanischen Wüste jedes Jahr über den Atlantik geblasen werden. Für die Natur ist er teilweise sogar dringend erforderlich.

Denn die aufgewirbelten Mineralstaubpartikel versorgen unter anderen auch die Regenwaldböden am Amazonas mit wichtigen Nährstoffen. Außerdem hilft er, die Strände in der Karibik zu erneuern.

„Elke“ schaufelt Saharastaub nach Mitteleuropa

Aber nicht nur der amerikanische Kontinent wird am Dienstag und in den Folgetagen von Saharastaub beeinflusst. Tief „Elke“ liegt aktuell knapp westlich der Straße von Gibraltar und schaufelt den Saharastaub auch in einer südlichen bis südwestlichen Strömung nach Mitteleuropa.

Von Nordafrika über Spanien und Frankreich gelangte bereits am Montag ein erster kleinerer Schwall zu uns nach Deutschland. Und am Dienstag wurde vor allem die Mitte und der Süden beeinflusst.

Direkter und indirekter Einfluss

Der Wüstenstaub besteht überwiegend aus winzigen Sandkörnchen (Quarz), die sowohl einen direkten als auch einen indirekten Einfluss auf die Sonneneinstrahlung besitzen. Der direkte Einfluss besteht darin, dass die Atmosphäre durch den Staub getrübt und damit die Einstrahlung am Boden reduziert wird, da die eingestrahlte Energie an den Partikeln zum Teil unmittelbar ins Weltall zurückgestreut wird.

Der „Otto-Normal-Wetterkonsument“ nimmt entsprechend die Sonne auch an einem sonst wolkenfreien Himmel nur als gelblich-milchig-trübe Scheibe wahr. Der indirekte Einfluss ist darauf zurückzuführen, dass die Staubpartikel auch als sogenannte „Kondensationskeime“ für Regentropfen wirken und damit zur Wolkenbildung beitragen. Durch diese sozusagen „zusätzlich“ gebildeten Wolken kommt es dann ebenfalls zu einer Reduzierung der Sonneneinstrahlung.

Im Volksmund werden Ablagerungen Blutschnee genannt

Meist macht sich der Saharastaub bei uns lediglich in höheren Luftschichten bemerkbar. Hin und wieder wird er aber am Boden abgelagert oder mit Niederschlägen aus der Luft ausgewaschen und erreicht so ebenfalls den Boden beziehungsweise alle auf ihm befindlichen Gegenstände. Bei starken Ereignissen – so wie am Dienstag – kann sich auf Autos und anderen Oberflächen eine Staubschicht ausbilden, sehr eindrücklich sind auch rotbraune Ablagerungen auf Schneeflächen – und vom Volksmund als Blutschnee bezeichnet.

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