Rufbus Zollernalb: Jeder Fahrgast kostet den Landkreis bis zu einhundert Euro Zuschuss

Von Renate Deregowski

Der Ausschuss für Umwelt und Technik im Kreistag hat sich am Montagabend mit dem vierten Erfahrungsbericht zum Rufbus Zollernalb beschäftigt. Auf Kritik stießen dabei die immensen Kosten dieses ÖPNV-Angebots.

Rufbus Zollernalb: Jeder Fahrgast kostet den Landkreis bis zu einhundert Euro Zuschuss

Am Busbahnhof Balingen weist ein Schild auf das Angebot Rufbus Zollernalb hin.

Landrat Günther-Martin Pauli bringt es auf den Punkt: „Das Konzept kostet uns sehr viel Geld!“. Zu viel für manche Fraktionsvertreter, wenngleich sie das Konzept begrüßten, etwa Josef Ungermann und Helmut Barth (beide CDU). Im Haushaltsplan 2020 sind 330.000 Euro für den Rufbus und den „Nachtschwärmer“ vorgesehen. Derzeit betragen die Kosten rund 312.000 Euro.

129 Euro pro Fahrgast

Die aktuellen Zahlen zu Grunde gelegt, komme man auf 129 Euro pro Fahrgast, rechnete Dr. Dietmar Foth (FDP). Kosten, die unbedingt gesenkt werden müssten, wenngleich das Konzept zu begrüßen sei. Erik Wille (AfD) ging noch weiter und fand es „unvertretbar“, dass der Landkreis pro Fahrgast je nach Bereich 60 bis 100 Euro drauflegen müsste.

Pro Monat im Schnitt 709 Fahrgäste

Vorgelegt wurde eine Nutzerstatistik seit Einführung des Angebots im Dezember 2016. Pro Monat nutzen im Schnitt insgesamt 709 Fahrgäste den Rufbus. Bei der Linie A, dem Mittelbereich Albstadt, sind rund 319 Fahrgäste mit dem Rufbus unterwegs, im Mittelbereich Balingen, der Linie B, sind es im Schnitt 350 Fahrgäste gewesen. Die Tendenz geht in beiden Bereichen moderat nach oben, wobei sich die B-Linie besser entwickelt. Die Zahl der Fahrgäste soll trotzdem weiter gesteigert werden.

Angebot im Raum Hechingen eingestellt

Im Hechinger Bereich wurde der Rufbus auf Grund mangelnder Nachfrage eingestellt und im Dezember 2018 durch den Nachtschwärmer ersetzt. Dieser konnte seither im Schnitt 53 Fahrgäste pro Monat verzeichnen. Vorher nutzten gerade einmal 36 Personen monatlich den Rufbus. Der Landkreis will das nächtliche Angebot bekannter machen, unter anderem über die Facebookseite. Bei dieser konnten bereits Kosten eingespart werden, wie Pauli verriet. Inzwischen kümmern sich Landratamtsmitarbeiter um die Befüllung der Seite. Damit konnte die Reichweite erhöht werden, was die vorher damit betreute Firma nicht geschafft hatte – für 350 Euro im Monat.

Rottweiler Angebot als Vorbild?

Ein gutes Beispiel, um Möglichkeiten für das Konzept zu erkennen sei laut Dr. Ullrich Mohr (FDP) das Rottweiler Angebot. Auf Antrag der Freien-Wähler-Fraktion wurde das Angebot im Zollernalbkreis mit jenem im Landkreis Rottweil verglichen. Ergebnis: das Rottweiler Angebot weist ein wesentlich besseres Preis-Leistung-Verhältnis auf.

Nur zwei Firmen haben Interesse

In den vergangenen Wochen hatte der Landkreis deshalb erneut Taxi- und Mietwagenunternehmen angeschrieben, vor dem Hintergrund, mit ihnen das Rufbus-Konzept zu erweitern. Von 15 hatten nur zwei Betriebe konkretes Interesse signalisiert. Anton Müller (Freie Wähler) plädierte dafür, dranzubleiben und diese beiden Firmen mit ins Boot zu holen. Eine Prüfung der Rechtslage bezüglich der Fahrerentlohnung steht hierfür noch aus.

Service soll besser werden

Die Arbeitsgruppe Rufbus, der Vertreter aller Kreistagsfraktionen sowie der beteiligten Verkehrsunternehmen angehören, wollen das Konzept weitgehend beibehalten. Hardy Losekamm vom Verkehrsamt betonte, dass der Service insgesamt verbessert werden solle. Über die regelmäßigen Sachstandsmeldungen sollen laut Pauli mögliche Umstellungen des Angebots rasch erkannt und umgesetzt werden können.

WhatsApp funktioniert nicht mehr

Neu ist jetzt schon, dass die Linie B3 das Gewerbegebiet Gehrn anfährt und damit die Fahrgäste von der Haltestelle am Realmarkt/Markthalle und jener bei den Stadtwerken zum Top10 gelangen. Und noch eine Änderung wird es geben: ab Dezember kann der Rufbus nicht mehr per WhatsApp bestellt werden – aus Datenschutzgründen. Bestehen bleiben die Möglichkeiten zur Anforderung über die Rufbus-eigene App sowie über die Telefonnummer 07471 935050.