Balingen

Rückzugsraum für Eisvogel und Co.: Gibt es in Balingen bald zwei neue Naturschutzgebiete?

26.07.2019

von Pressemitteilung/ly

Rückzugsraum für Eisvogel und Co.: Gibt es in Balingen bald zwei neue Naturschutzgebiete?

© Peashooter/pixelio.de

Der Eisvogel brütet auch in Balingen.

Die Umgestaltungen im Zuge der Gartenschau sollen die Eyach und Steinach ökologisch wertvoller machen. Grünen-Stadtrat Erwin Feucht regte an, parallel dazu zu prüfen, ob außerhalb der Innenstadt zwei neue Naturschutzgebiete möglich wären.

Die Gartenschau in Balingen wird die Ufer der Steinach und der Eyach maßgeblich verändern. Ab dem kommenden Jahr werden Bagger rings um die Gewässer Erde bewegen und neue Wege schaffen.

Für die Lebewesen in und an den beiden Flüssen bedeutet das einmal Stress. Langfristig sollen aber gerade sie von dem Großprojekt profitieren.

Aktuell fühlen sich Fische, Vögel und Kleinstlebewesen besonders außerhalb der Stadt wohl, wie zum Beispiel im Wolfental oder den Bereich hinter der Stadtmühle.

Diese beiden Areale bezeichnete Planer Johann Senner vom Büro Planstatt Senner in der jüngsten Sitzung des Technischen Ausschusses als „sehr wertvolle Habitate“. Dorthin zieht sich auch der seltene Eisvogel zurück.

Grünen-Stadtrat Erwin Feucht regte nun in der Sitzung des Gemeinderats an, parallel zu den Planungen zur Gartenschau ein Verfahren anzustoßen, das prüft, ob aus den beiden Bereichen Naturschutzgebiete werden könnten.

Feucht forderte die Verwaltung auf, nach der Sommerpause vorzustellen, wie sich so ein Verfahren gestaltet und was die Verantwortlichen der Stadt darüber denken.

Wenig begeistert war davon Freie-Wähler-Stadtrat Werner Jessen. „Ich erinnere daran, dass es konkrete Planungen für neue Radwege im Wolfental gibt“, sagte er. Auch habe man vor, den Radweg Richtung Engstlatt auszubauen. „Wir sollten nicht unsere weiteren Entwicklungsmöglichkeiten blockieren“, erklärte Jessen.

Die Umgestaltung macht die Gewässer ökologisch wertvoller

Mit der Umgestaltung zur Gartenschau soll es gerade im Innenstadtbereich mehr ökologische Vielfalt in den Gewässern geben als jetzt. Zwar wurde die Eyach vor rund 20 Jahren renaturiert, es gebe allerdings immer noch Verbesserungsbedarf, erklärte die Landschaftsarchitektin Kerstin Winandi vom Büro Planstatt Senner.

Man wolle das Wasser abwechslungsreicher gestalten. Sprich, es soll unter anderem verschiedene Fließgeschwindigkeiten und Wassertiefen geben, so dass sich möglichst viele verschiedene Lebewesen wohl fühlen.

Eines davon soll auch der Eisvogel sein. Er nutzt bisher die Eyach im städtischen Bereich als Jagdgebiet und erbeutet dort kleine Fische. Für längere Aufenthalte und Brutstätten beansprucht der Eisvogel laut den Untersuchungen der Planer Flächen außerhalb der Stadt, wie das Wolfental und das Areal bei der Stadtmühle.

Der Eisvogel braucht langsam fließende oder stehende klare Gewässer mit einem reichen Angebot an Kleinfischen. Im trüben Wasser kann er keine Fische fangen. Zudem benötigt der Eisvogel Ufer mit Sitzwarten. Also Bäume oder Sträucher, auf denen er sich niederlassen kann und von denen er sich pfeilschnell, kopfüber ins Wasser stürzen kann, um so Fische zu schnappen.

Seinen Nachwuchs zieht der Eisvögel in Brutröhren auf, die sich in natürlichen Steilwänden am Wasser befinden. Nur wenn all diese Voraussetzungen da sind, siedelt sich der türkisfarbene Vogel an.

In Deutschland brüten laut dem NABU 4500 bis 7000 Eisvogelpaare. Da sein Bestand in Europa schon seit längerem zurückgeht, steht er auf der Roten Liste mehrerer europäischer Länder, darunter auch Deutschland. Hier befindet er sich auch auf der sogenannten Vorwarnliste.

Fischereiverein stellt Nisthilfe für den Eisvogel auf

Auch der Fischereiverein Schömberg-Balingen kümmert sich um den Eisvogel. So wurde kürzlich vom Verein unter Anleitung von Naturschutzwart Klaus Schlaich eine Nisthilfe für ihn an der Eyach bei Balingen angebracht.

Das fliegende Juwel, wie der Eisvogel auch genannt wird, findet immer weniger geeignete natürliche Steilufer zum Bau seiner Nistplätze, heißt es von Seiten des Vereins. Viele Steilwände werden befestigt oder abgeflacht.

Rückzugsraum für Eisvogel und Co.: Gibt es in Balingen bald zwei neue Naturschutzgebiete?

© Privat

Die Mitglieder des Fischereivereins Schömberg-Balingen stellten kürzlich eine Nisthilfe für den Eisvogel auf.

Durch Abflachungen liegen die Nisthöhlen zu tief und beim ersten Ansteigen des Wasserpegels werden diese geflutet und die Brut ist verloren. Die künstlich höher angelegte Nisthilfe soll das verhindern.

Auch der Fischbesatz und die Gewässerpflege des Fischereivereins kommen dem Vogel zugute, da es so eine artenreiche Fischfauna gibt.

Naturschutzwart Klaus Schlaich betonte bei der Aktion, dass ihn die Anwesenheit von Eisvogel Brutpaaren immer wieder freut. Sie seien ein Indikator für ein gesundes, naturnahes Gewässer, so der Fachmann.

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