Rottweils Oberbürgermeister Ralf Broß will den Zug nicht ohne seine Stadt abfahren lassen

Von Pressemitteilung

Die älteste Stadt Baden-Württembergs unterstützt – auch finanziell – die vom Zollernalbkreis in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie für eine mögliche Reaktivierung der Bahnstrecke Rottweil–Balingen.

Rottweils Oberbürgermeister Ralf Broß will den Zug nicht ohne seine Stadt abfahren lassen

Rottweils OB Ralf Broß setzt sich für die Reaktivierung der Bahnstrecke nach Balingen ein.

Zuvor hatte eine Studie im Auftrag der Landes der Strecke bereits ein „hohes Nachfragepotenzial“ bescheinigt. Der Landkreis Zollernalb (wir berichteten) und weitere Kommunen entlang der Strecke beteiligen sich ebenfalls an der Machbarkeitsstudie, die vom Land Baden-Württemberg mit 75 Prozent bezuschusst wird.

Eine historische Chance

Weiter heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt Rottweil:

„Die Machbarkeitsstudie ist eine historische Chance, die wir ergreifen sollten“, betont Rottweils Oberbürgermeister Ralf Broß. „Im Zuge der Verkehrswende wird der Schienenverkehr an Bedeutung zunehmen, so Broß, der sich seit vielen Jahren für den zweigleisigen Ausbau der Gäubahn einsetzt. „Wir sollten auch im ländlichen Raum darauf hinarbeiten, möglichst viel Individualverkehr auf die Schiene zu verlagern.“ Eine Bahnverbindung von Rottweil über Wellendingen und Schömberg nach Balingen gab es bereits einmal, sie wurde in den 1970er-Jahren stillgelegt und später teilweise überbaut. „Aktuell geht es nicht um eine konkrete Streckenführung. Vielmehr wollen wir untersuchen lassen, welche Trassen in Frage kommen und welche am besten geeignet wäre.“

Studie kostet rund 100.000 Euro

Broß begrüßt es ausdrücklich, dass der Landkreis Zollernalb nun die Machbarkeitsstudie in Auftrag gibt. Insgesamt geht das Landratsamt in Balingen von Gesamtkosten in Höhe von rund 100.000 Euro aus. Das Land Baden-Württemberg fördert das Vorhaben mit einem Zuschuss in Höhe von 75 Prozent. Die Stadt Rottweil steuert 7 500 Euro bei.

Kein Verständnis für Veto des Landkreises RW

Mit Unverständnis reagiert das Rottweiler Stadtoberhaupt auf die ablehnende Haltung des Landkreises Rottweil, der sich nicht beteiligt. „Der Bildungsstandort Rottweil mit seinen Schulen und Berufsschulen hat ein Einzugsgebiet bis weit in den Zollernalbkreis hinein. Dasselbe gilt für den Berufsverkehr, viele Menschen pendeln auf der B 27 zwischen unseren Landkreisen hin und her“, so Broß. Die Reaktivierung der alten Bahnstrecke nach Balingen würde eine attraktive Alternative zum Auto schaffen und die ÖPNV-Anbindung Rottweils über die Zollernalb bis in den Ballungsraum Tübingen-Reutlingen mit seinen Hochschulen und Kliniken stärken.

Querspange soll Rottweiler Bahnhof stärken

Umgekehrt würde auch der Landkreis Zollernalb besser ans Oberzentrum Villingen-Schwenningen angebunden und sich darüber hinaus über die Gäubahn neue Verbindungen in die Bodensee- und Alpenregion erschließen. „Damit würde die Querspange nach Balingen nicht zuletzt den Rottweiler Bahnhof als Bahnverkehrsknoten und die Stadt Rottweil als Mittelzentrum stärken“, ist Broß überzeugt.

Albstadt-Donaueschingen und Villingen-Hechingen

Er erhofft sich von der Machbarkeitsstudie auch Aufschluss über mögliche Synergie-Effekte, wenn die beiden Nahverkehrsnetze des Ringzugs und der Zollernalbbahn über Rottweil miteinander verbunden werden.

„Zugfahrten von Villingen nach Hechingen oder von Albstadt nach Donaueschingen könnten dadurch schneller und attraktiver werden und die Region zwischen Schwarzwald und Alb enger zusammenrücken“, blickt Broß zuversichtlich in die Zukunft. Die Strecke sei darüber hinaus auch als Ergänzung für Fernverbindung interessant – für Fahrten von Tübingen bis Zürich.

Es geht um langfristige Überlegungen

„Wir reden hier allerdings erst einmal von langfristigen Überlegungen, eine Umsetzung in den kommenden Jahren erscheint unwahrscheinlich“, gibt Rottweils OB zu bedenken. Mit der Machbarkeitsstudie betreibe man vor allem langfristige Lobbyarbeit für den Öffentlichen Personennahverkehr im Ländlichen Raum. „Wir haben nun ein weiteres Instrument im strukturpolitischen Werkzeugkasten.“

Viel Geld von Bund und Land

Andererseits stellen Bund und Land derzeit hohe Fördermittel für Streckenreaktivierungen zur Verfügung, Experten rechnen für die Strecke Rottweil-Balingen mit einer Förderung von bis zu 96 Prozent. „Landesweit werden derzeit stillgelegte Strecken auf ihre Attraktivität hin überprüft. Broß mahnt: „Wir müssen da unbedingt dran bleiben, damit der Zug nicht im wahrsten Sinne des Wortes ohne uns abfährt.“