Zollernalbkreis

Rettungshubschrauber bei Tübingen soll Versorgungslücke im Zollernalbkreis schließen

27.07.2020

Von Pascal Tonnemacher

Rettungshubschrauber bei Tübingen soll Versorgungslücke im Zollernalbkreis schließen

© DRF Luftrettung

Ein Rettungshubschrauber vom Typ EC135 ist derzeit in Leonberg stationiert. Die Station des Christoph 41 soll in die Region Tübingen umziehen und so die Versorgungslücke im Zollernalbkreis schließen.

Experten empfehlen dem Innenministerium: Die Station des Rettungshubschraubers Christoph 41 soll von Leonberg in die Region Tübingen verlegt werden – und so die Versorgungslücke im Zollernalbkreis schließen. Zudem soll Christoph 51 in Ludwigsburg künftig 24 Stunden am Tag fliegen und könnte so nachts, wie Christoph 11 von Villingen-Schwenningen aus, auch im Zollernalbkreis angefordert werden. Verantwortliche zeigen sich zufrieden und hoffen auf eine rasche Umsetzung.

Wissenschaftler haben die Luftrettung in Baden-Württemberg unter die Lupe genommen und mit einem am Montag vorgestellten Gutachten eine Empfehlung an das verantwortliche Innenministerium gegeben.

Für den Zollernalbkreis besonders wichtig: Der Rettungshubschrauber Christoph 41, derzeit in Leonberg stationiert, soll in den Süden verlegt werden. Der Standort soll am besten auf der Achse Tübingen – Reutlingen liegen, so die Experten.

Hubschrauber soll in 20 Minuten am Einsatzort sein

Grund dafür sind die festgestellten Versorgungslücken im Zollernalbkreis, aber auch unter anderem im Landkreis Sigmaringen. Denn ein Rettungshubschrauber sollte jeden potenziellen Notfallort flächendeckend innerhalb von 20 Minuten nach Alarmierung erreichen können.

Das kann aktuell insbesondere im Nordosten des Zollernalbkreises, bei Burladingen, aber auch im Norden des Landkreises Sigmaringen nicht immer gewährleistet werden.

Rettungshubschrauber bei Tübingen soll Versorgungslücke im Zollernalbkreis schließen

© Innenministerium BW

So sieht das Ergebnisszenario bei Tag aus, das die Wissenschaftler ermittelt haben: Christoph 41 könnte an seinem neuen Standort bei Tübingen den Zollernalbkreis versorgen und so Christoph 11 unterstützen, der in Villingen-Schwenningen stationiert ist und nicht den kompletten Landkreis in der Frist erreicht.

Neben dem konkreten Standort Tübingen ist laut Gutachten Reutlingen geeignet, hätte jedoch laut einer Simulation weniger Primäreinsätze. Damit auch der Großraum Stuttgart mit den angrenzenden Landkreisen abgedeckt werden kann, sollte der Standort auf der Achse Tübingen – Reutlingen liegen.

Deutlich weiter südlich sollte er nicht liegen, da die Verlegung des Standortes Friedrichshafen bereits den südlichen Landkreis Sigmaringen abdecke, heißt es im Gutachten. Ob damit der Zollernalbkreis aus dem Rennen ist, ist unklar.

Gammertingen als Standort im Rennen

Geprüft wurde zudem ein komplett neuer, zusätzlicher Standort in Gammertingen, der die Versorgungslücken in der Region schließen könnte. Dieser wird in der Folge aber nicht vorrangig empfohlen.

Kreisbrandmeister Stefan Hermann, der auch Leiter des neugeschaffenen Amts für Bevölkerungsschutz am Landratsamt ist, zeigt sich erfreut über die Ergebnisse des Gutachtens, die ihm in Bruchsal präsentiert wurden.

„Wo auch immer der Standort am Ende ist, die Lücke im Zollernalbkreis wurde erkannt und wird geschlossen“, sagte er im Gespräch mit unserer Zeitung.

Zollernalbkreis bietet weiterhin Standort an

Dennoch stehe auch der Zollernalbkreis weiterhin für einen Standort zur Verfügung und würde diesen bei Bedarf prüfen, so Hermann. Zudem sei es nicht ausgeschlossen, dass der Standort schlussendlich auch im Zollernalbkreis liegen könne. Nun gilt es die nächsten Schritte im Prozess abzuwarten.

Hermann spricht von einem Zeitrahmen von zwei bis fünf Jahren, in dem die Empfehlungen umgesetzt werden könnten. Er hofft auf eine rasche Einigung bei den Gesprächen des Ministeriums mit den Krankenkassen. „Damit sich die Lage im Zollernalbkreis schnell verbessert“, so Hermann.

Der DRK-Kreisverband begrüßt die Verbesserungen, denn auch im Bereich der Bergrettungseinsätze seien die Rettungshubschrauber ein gefragtes Einsatzmittel, sagt Dietmar Dieter. Die Jahr für Jahr immer öfter angeforderten Hubschrauber, gerade bei Notfällen, seien Motivation, das Thema weiter voranzutreiben.

Mehr Einsätze im Zollernalbkreis erwartet

Sollte die Verlegung wie empfohlen in den Bereich Tübingen umgesetzt werden, würde das Einsatzaufkommen im Zollernalbkreis von 197 auf 282 Primäreinsätze, also Einsätze im Notfall, steigen, prognostizieren die Wissenschaftler.

Gleichzeitig könne so in 94,8 Prozent aller Einsätze 20 Minuten nach der Alarmierung der Einsatzort erreicht werden. Bislang lag der Wert bei 93,1 Prozent. Konkret wären das bei insgesamt 4883 Notarzteinsätzen rund 80 Fälle weniger, bei denen diese 20-Minuten-Frist überschritten wird.

Deutliche Verbesserungen in der ganzen Region

„Deutliche Verbesserungen gibt es für die Landkreise Reutlingen, Rottweil, Tübingen, Tuttlingen und den Zollernalbkreis“, fassen die Wissenschaftler zusammen, die landesweit zwei neue Standorte empfohlen haben.

Rettungshubschrauber bei Tübingen soll Versorgungslücke im Zollernalbkreis schließen

© DRF Luftrettung

Ein Pilot beim Nachteinsatz in einem hochmodernen Rettungshubschrauber der DRF Luftrettung. (Symbolfoto).

Ebenfalls wichtig für Notfälle im Zollernalbkreis: Christoph 51 soll von Ludwigsburg aus, als zweiter Rettungshubschrauber im Land neben Christoph 11, künftig 24 Stunden am Tag fliegen. So werde die nächtliche Versorgung vor allem im Norden Baden-Württembergs sichergestellt.

Rettungshubschrauber bei Tübingen soll Versorgungslücke im Zollernalbkreis schließen

© Innenministerium BW

Die Karte zeigt, welche Notfallorte der Rettungshubschrauber Christoph 51 nachts innerhalb der 30-Minuten-Frist, die nachts gilt, erreichen könnte. Mit abgedeckt ist der nördliche Teil des Zollernalbkreises.

Doch auch der nördliche Zollernalbkreis liegt im Einzugsgebiet dieses Standorts und würde davon profitieren. Die Anforderung war für die Nachtstunden laut Gutachten, dass die Notfallorte in 30 Minuten nach Alarmierung erreicht werden sollten. Gewissermaßen würde so auch Christoph 11 bei Nacht etwas entlastet.

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