Balingen

Rendezvous im Binsdorfer Klostergarten: Barockes Kleinod soll neu erblühen

06.06.2021

Von Bettina Stehle

Rendezvous im Binsdorfer Klostergarten: Barockes Kleinod soll neu erblühen

© Bettina Stehle

Inmitten des Kleinods erfuhren die 20 Teilnehmer der Führung von Architektin Isabel David viel über die Geschichte des Binsdorfer Klostergartens.

Landschaftsarchitektin Isabel David hat am Sonntagnachmittag Interessierte durch den barocken Binsdorfer Klostergarten geführt. Die Konvent- und Gartenanlage ist ein Denkmal von nationaler Bedeutung und soll raus aus dem Schattendasein und neu erblühen. Der Beginn der Sanierung soll im Juni erfolgen. Doch gut Ding will Weile haben: Die Fachfrau rechnet mit der Fertigstellung in fünf Jahren.

Zu einem „Rendezvous im Klostergarten“ hatte die katholische Pfarrgemeinde Binsdorf am Sonntagnachmittag eingeladen. Und es wurde eine besondere Verabredung in dem verwunschenen, barocken Garten.

Im Rahmen der bundesweiten Aktion der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur zusammen mit dem Deutschen Nationalkomitee für Denkmalschutz wurden diese Gartentore geöffnet.

Landschaftsarchitektin Isabel David gab interessante Einblicke in den barocken Klostergarten, der ab diesem Monat für 1,53 Millionen Euro saniert wird. Gerechnet wird mit einer Fertigstellung in fünf Jahren. Die Architektin erklärte den pandemiebedingt nur zwanzig Gästen, dass sie ein denkmalpflegerisches Gutachten des Gartens erstellt hatte. Nach umfassenden Untersuchungen wurden das Konventgebäude und die Gartenanlage als Denkmal von nationaler Bedeutung eingestuft. Damit kann sich im Zollernalbkreis nur noch die Burg Hohenzollern rühmen.

Spannende Einblicke in die wechselvolle Geschichte

Im Mittelalter im Jahr 1312 als Beginengemeinschaft gegründet, folgten im Kloster Dominikaner-Terziarinnen. Erst bei der Säkularisierung 1806 wurde das Kloster aufgegeben und später als Pfarrhaus genutzt. Über den Konventsaal mit prächtiger Stuckdecke gelangten die Besucher über das Kellergeschoss, das unter anderem die Badstube der Nonnen und die Gesindestube beherbergte, in den ziemlich verwilderten Garten.

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Wie verwunschen: Das umrankte hölzerne Lusthäuschen wurde zuletzt 1900 renoviert.

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Es bietet einen bezaubernden Ausblick auf die Anlage.

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Impressionen von der Führung durch den Binsdorfer Klostergarten.

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Impressionen von der Führung durch den Binsdorfer Klostergarten.

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20 Interessierte lauschten den Ausführungen von Isabel David (rechts im Bild).

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Ein Tor führt in den Klostergarten, dessen Schattendasein bald vorüber sein soll.

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Romantische Ansichten wie diese boten sich beim Rendevous im barocken Klostergarten.

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Noch zeigt sich der Klostergarten nicht in seinem besten Kleid. Das soll in den kommenden Monaten und Jahren anders werden.

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Eine historische Ansicht des Klostergartens.

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Anschaulich: Zur Orientierung und Einordnung kamen historische Dokumente zum Einsatz.

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Ausufernde Bäume, wilde Sträucher und verfallene Mauern von Efeu umrankt erblickten die Teilnehmer. „Im Grunde ist der Garten noch von mittelalterlichen Strukturen geprägt als sogenannter ‚Hortus Conclusus‘ (von Mauern umschlossener Garten)“, erklärte die Landschaftsarchitektin auch anhand von Folien mit alten Darstellungen.

Barock öffnet Gärten nach außen

Die Gartenanlage war in drei Teile gegliedert: in den Küchengarten mit dem Gemüse, den Obstgarten mit Bäumen und den Kräuter- und Blumengarten. Diese Strukturen gründen auf dem mittelalterlichen St. Galler Klosterplan. Erst im Barock öffneten sich die Gärten etwas nach außen, wie man in Binsdorf sehen könne mit einem Blick vom Garten aus ins Keinbachtal.

„Der Garten war für die Klosterfrauen ein Sinnbild für das Paradies“, erläuterte David. Was aktuell in dem Garten zu sehen ist, ist fast vollständig aus dem 18. Jahrhundert überliefert. Der Kräuter- und Blumengarten, auch Medizinalgarten genannt, sei der wertvollste Teil des Gartens gewesen. Im Barock wurde dieser Teil durch die Parterreanlage erweitert mit zentralem Springbrunnen und Lusthäuschen. Beide Elemente sind aber nicht mehr original.

Lusthäuschen wurde vor über 100 Jahren zuletzt renoviert

Das hölzerne Lusthäuschen mit bezaubernden Blickmöglichkeiten auf die Anlage wurde zuletzt 1900 renoviert. Aus der Zeit des Barock stammen aber noch die Steinumrandungen und mit Moos bewachsene Steinbalustraden und legen ein authentisches Zeugnis barocker Gartenkunst dar.

Die Instandsetzung soll die Gestaltungselemente des Barock herausarbeiten und die streng formalen Gartenräume aus dem Schattendasein herausholen. „Es soll eine angemessene Instandsetzung erfolgen und ein reich blühender Garten entstehen“, sagte David.

Und Pfarrgemeinderatsvorsitzende Regina Günzel ergänzte, dass dieses Kleinod nach der Restaurierung ein Anziehungspunkt nicht nur für den Ort, sondern auch für die weitere Umgebung sein soll – vielleicht könne man ihn einbinden in den Martinusweg, der bei Loreto vorbeiführt. Wer sich aktuell keine Führung ergattern konnte, kann im Herbst beim Tag des offenen Denkmals nochmals den Garten besichtigen und sich auf ein besonderes Rendezvous einlassen.

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