Reise in Rosenfelds Vergangenheit: Das Bad der Villa Rustica war ein Wellnesstempel

Von Bettina Huonker

Die Geschichte des Römischen Gutshofs in Rosenfeld lockte am 20. Juni doch einige Geschichtsinteressierte in die Stadt. Nachdem das Veranstaltungsjahr der Römerstraße Neckar-Alb-Aare über drei Monate unterbrochen werden musste, war die Führung, die Teil der Veranstaltungsreihe „Auf der Römerstraße durchs Jahr 2020“ ist, die zweite nach der Coronapause.

Reise in Rosenfelds Vergangenheit: Das Bad der Villa Rustica war ein Wellnesstempel

Das Interesse an der Führung durch die Villa Rustica im Römerbad war groß.

Christiane Frank, Geschäftsführerin des Vereins Römerstraße Neckar-Alb-Aare, begrüßte die Anwesenden mit ein paar einleitenden Worten. Nachdem sich die Besucher großflächig auf der Anlage verteilt hatten, richtete Dr. Volker Seibel das Wort an die Besucher. Auch er zeigte sich erfreut, dass trotz Corona doch großes Interesse bestünde.

Vor 100 Jahren wurden Münzen gefunden

Seinen Vortrag begann Seibel mit der Entdeckungsgeschichte des römischen Gutshofs. So sei vom Gewand „Steinmäuren“ vom Namen her schon immer bekannt gewesen, dass hier Mauern vorhanden waren. Vor 100 Jahren begann ein Rosenfelder namens Bertsch erstmals mit der Untersuchung des Gebietes und fand römische Münzen und Scherben.

In den 1970er-Jahren führte das Landesdenkmalamt eine Befliegung durch, bei der drei Gebäude entdeckt worden sind. Mit dieser Methode wurde auch Jahre später das Kastell auf dem Häsenbühl gefunden. Ein Jahr nach der Luftuntersuchung wurde das Gebiet als Neubaugebiet erschlossen und Bagger fuhren auf.

Förderverein musste schnell handeln

Deshalb musste der Verein zur Förderung Rosenfelds, der in den 50er-Jahren gegründet worden war, schnell handeln und kaufte zwei Bauplätze, um wenigstens einen Teil der Mauern des ehemals 48 mal 43 Meter großen Gebäudes zu retten.

Noch mehr Mauern eines Gebäude in der Größe und ein kleineres mussten den neuen Bauplätzen weichen. Finanziert wurde der Kauf durch Spenden und Zuschüsse vom Landesdenkmalamt.

In Leidringen befinde sich ebenfalls eine Villa Rustica, so Seibel. Diese sei vermutlich sogar besser und schöner wie die in Rosenfeld gewesen. Leider könne dort nicht gegraben werden, da die Kirche und das Gasthaus Sonne darauf stehen.

Bauherr ist ein Legionär

Die Ende des ersten Jahrhunderts gebaute Porticusvilla, von der jetzt nur der westliche Teil zu sehen ist, wurde vermutlich von einem ehemaligen Legionär gebaut, der viele Gutshöfe in seinem ehemaligen Wirkungskreis errichtet. Es wurden Dinkel, Roggen und Weizen angebaut, um die umliegenden Kastelle, so auch das in Rottweil, zu versorgen.

Die Römer waren ein Badevolk

Das Bad des Gutshofes hat eine Fläche von 53 Quadratmetern. Bei den Römern wurden das Baden und Wellness groß geschrieben. Überall wo Römer waren, wurden Thermen gebaut. Seibel wies die aufmerksamen Zuhörer auch darauf hin, dass manche Wörter der deutschen Sprache sogar aus dem Lateinischen entlehnt wurden. So wie Striegel, Mauer und Fenster.

Eine ausgeklügelte Heiztechnik

Der Striegel wurde zum Abschaben der Haut vor dem Baden benutzt, bevor es ins Heißbad, dem Caldarium, ging. Gut sichtbar ist in Rosenfeld noch das Heizsystem, das Hypokausten. Ein System, das heiße Luft, erhitzt in einem Heizraum von einem Sklaven, durch den Fußboden und zum Teil auch durch die Wände lenkt. So wurde der Raum auf 50 Grad erhitzt.

Im nächsten Raum, dem Tepidarium, wurden vermutlich auch Massagen angeboten. Dieser Raum hatte zwischen 38 bis 40 Grad. Wer dann immer noch zu erhitzt war, konnte sich in einem kleinen Becken mit kaltem Wasser abkühlen. Dessen Wasser wurde, wenn es nicht mehr gebraucht wurde, für die Spülung der Toilettenanlage benutzt, auf der die Römer nebeneinander saßen und ihre Unterhaltungen führten.

Original Steine sind noch da

Der Estrich in einem Raum ist in Rosenfeld ebenfalls noch zum Teil erhalten und lässt das Bodenniveau erahnen. Eine rote Linie an den Mauern entlang markiert die originalen Steine. Was darüber hinaus gemauert wurde, geschah, um die Stabilität zu erhalten. Es wurde aber keine Rücksicht auf eventuelle Türen oder Fenster genommen, da diese nicht mehr nachvollziehbar waren.

Vor ein paar Jahren standen am Boden der Hypokaustenheizung noch Pfeiler, diese wurden aber im Laufe der Zeit von Jugendlichen zerstört. Das Gesinde hatte vermutlich ein extra Wohngebäude. Es wäre aber auch denkbar, dass der Gutshof ein Gebäude als Motel verwendete, da er günstig in der Nähe von zwei Fernstraßen lag.

Es wurde viel angebaut

In dem damals ähnlich warmen Klima wie heute wurden Kirschen und sogar Pfirsiche angebaut. Ebenso Hülsenfrüchte, und es wurden auch Nutztiere gehalten. Die Jagd auf Wild, so Seibel, sei bei den Römern eher selten gewesen.

Als im 3. Jahrhundert eine Krise im Römischen Reich auftrat und es an vielen Fronten angegriffen wurde, musste der Gutshof verkleinert werden und so auch das Bad, um Brennmaterial zu sparen. Die Soldaten wurden zum Teil aus den Kasernen abgezogen und die Römer flohen Richtung Schweiz und Italien.

Viele vergruben vor der Flucht ihren Schatz und hofften darauf, wieder zurückzukommen, sehr zur Freude der heutigen Archäologen, die damit das genaue Datum der Flucht anhand der Münzen feststellen können.

Es siedelten sich Alemannen an

Der Gutshof in Rosenfeld wurde 260 n. Chr. aufgegeben und nicht mehr genutzt. Die Germanen nutzen die Gebäude nicht, nur die landwirtschaftlichen Flächen. Im 6. Jahrhundert siedelten sich Alemannen an und bildeten Siedlungen. Diese sind heute noch an den Ortsnamenendungen mit „-ingen“ erkennbar.

Steine kamen in die Stadtmauer

Als die Stadt Rosenfeld 1200 gegründet wurde, wurde der Gutshof, welcher von einer großen Mauer umgeben war, um Wölfe und andere Wildtiere abzuhalten, als willkommener Steinbruch benutzt und mit den Steinen die Stadtmauer errichtet.

Die Besucher fragen noch nach

Damit beendete Seibel seinen Vortrag und eine kleine Fragerunde schloss sich an. In dieser teilte Seibel noch mit, dass der Pinienzapfen am Eingang des Bades auf einen Friedhof hinweist, und ein einzigartiges Fundstück, ein wunderschöner Greifenkopf, heute im Schaukasten im Rathaus zu bewundern ist.

Seibel bedankte sich bei Christiane Frank und den Besuchern, die trotz der derzeitigen Lage gekommen waren. Frank wies zum Schluss der Veranstaltung noch auf die Veranstaltung am Sonntag in Fischbach hin, wo es, so Frank, „leider“ ein größeres Bad gäbe. Die anwesenden Zuhörer bedankten sich bei den beiden mit einem Applaus.