FUSSBALL

Regionalliga-Zwischenbilanz: TSG Balingen entwickelt sich als Team tadellos weiter

26.12.2020

Von Marcel Schlegel

Regionalliga-Zwischenbilanz: TSG Balingen entwickelt sich als Team tadellos weiter

© Sören Herl

Anfang Januar geht es in der Balinger Bizerba-Arena mit Regionalliga-Fußball weiter.

Die Winterpause war noch nie so kurz: Schon am Montag steigt die TSG Balingen wieder in den Trainingsbetrieb ein. Es wird geübt für den Re-Re-Start in der Fußball-Regionalliga Südwest.

Eine Regionalliga-Saison voller Unterbrechungen hat nun ihre nächste Pause eingeläutet, die Winterpause. Doch weil in diesem von der Corona-Pandemie geprägten Jahr nichts wie gewohnt abläuft, weist auch die Weihnachts- und Silvesterunterbrechung, in der die Spieler der TSG Balingen in den vergangenen Jahren lediglich beim eigenen Hallenturnier ein bisschen kickten, nur wenig von Normalität auf.

OFC-Matchwinner Simon Klostermann im Interview.

Vergangenen Dienstag bestritt die Elf von Trainer Martin Braun ihr letztes Punktspiel, bezwang so glücklich wie überraschend die Kickers Offenbach durch ein Last-Minute-Tor des eingewechselten Simon Klostermann. Und schon am Montag wird's das auch gewesen sein mit der Winterpause. Dann nämlich nehmen die Kreisstädter bereits wieder das Training auf im Hinblick auf das 16. Saisonspiel, am 9. Januar bei der U21 des VfB Stuttgart. Eine Winterpause? Eher ein winterliches Verschnaufen.

TSG-Trainer wünschte sich längere Vorbereitung

Braun nun nimmt den Spielplan, wie er kommt. Typisch Braun, muss man sagen. „Diese Saison stellt alle Mannschaften vor außergewöhnliche Herausforderungen“, sagt der 52-Jährige und meint damit irgendwie auch, dass die Balinger auch diese Aufgabe irgendwie gestemmt bekommen werden. „Prinzipiell würde ich eine reguläre, mehrwöchige Wintervorbereitung begrüßen, weil es eben Zeit erfordert, gewisse Aspekte der Spielweise zu verändern oder Abläufe einzuüben“, so der TSG-Coach.

Nach ursprünglichem Plan sollte die Regionalliga Südwest erst Ende Januar aus der Winterpause zurückkehren. Die geschäftsführende RLSW verkürzte die Unterbrechung allerdings, weil wegen der für die 4. Liga lange Zeit auch politisch ungeklärten Corona-Situation im November gar nicht gespielt werden konnte. Und bei der TSG nur individuell trainiert wurde.

So kam es zum Re-Start in der Regionalliga.

Aus den vier Dezember-Spielen holte die Braun-Elf im Anschluss an den Kaltstart sechs Punkte. Sie gewann verdient gegen den TSV Schott Mainz (4:0), glücklich gegen Offenbach (1:0) und verlor jeweils unglücklich beim TuS RW Koblenz (2:3) und gegen den FSV Frankfurt (0:1). Überrascht habe es ihn nicht, dass die Balinger recht solide durch den zehntägigen Dezember-Marathon gespurtet sind. „Eher erfreut“, meint Braun. „Hätte mir jemand nach dem Restart sechs Punkte aus den vier Spielen angeboten – das hätte ich direkt unterschrieben“, so der Schwarzwälder. „Ich denke, das ist eine sehr gute Ausbeutung – vor allem, weil wir nach dem spielfreien November und angesichts der Verletztenlage nicht wussten, wo wir stehen. Außerdem hatten wir mit Frankfurt und Offenbach den Tabellendritten und -vierten zu Gast.“

Balingen vor Wiederbeginn auf Platz neun

In der Tabelle glänzt die TSG Balingen mit „relativem Erfolg“, wie es Braun nennt. Sechs Siege, vier Unentschieden und fünf Niederlagen bedeuten nach gut einem Drittel der Saison 22 Punkte und einen – aus Sicht des schwäbischen Viertligisten annähernd – überragenden neunten Tabellenplatz.

„Bauern“ schlagen Profis – das OFC-Spiel im Nachklang.

Wie hoch ein Punkteschnitt von 1,5 für eine Amateurelf zu bewerten ist, verrät der Blick auf die vergangenen Jahre: In der Premierensaison 2018/19, in der der Schwabenklub am Ende Elfter wurde, hatten die Balinger zum gleichen Zeitpunkt vier Zähler weniger auf dem Konto und holten durchschnittlich etwas mehr als einen Zähler (1,2); in der vergangenen, wegen der Pandemie schließlich abgebrochenen Saison schaffte es das Team in 23 Spielen lediglich auf die Hälfte der Punkte (0,5), die sich die Württemberger schon jetzt gesichert haben.

Braun und sein spielender Co-Trainer Lukas Foelsch übernahmen die Mannschaft nach dem Rauswurf von Aufstiegstrainer Ralf Volkwein und dem Rückzug von dessen Interimscoach Bernd Bauer Anfang Januar, also fast genau vor einem Jahr. Die beiden entwickelten die Truppe, die im Sommer markante Abgänge hinnehmen musste, erheblich weiter, was sich vor allem an den nur 18 Gegentoren zeigt: 1,2 Gegentreffer stehen den rund 2,5 in der Vorsaison gegenüber. „Ich denke, das ist ein guter Wert“, meint Martin Braun. „Darauf lag auch unser Fokus: Wir wollten wieder defensiv stabil werden, sind nun auch taktisch sehr weit und spielen einen guten Fußball, wenn es uns möglich ist.“

Braun als Glücksgriff

Das ist vor allem Brauns Verdienst, der die TSG stabilisierte, ihrer Spielweise Frische, Mut und Geschwindigkeit verlieh und exzellente Neuzugänge an Land zog, die sich fast ausnahmslos direkt zu Stammspielern entwickelten. Der frühere Erstliga-Spieler indes lobt die Mannschaft, die trotz zahlreicher verletzungsbedingter Rochaden relativ konstant in ihren Leistungen blieb – zumindest bislang. „Das hat mich zuletzt wirklich besonders gefreut“, sagt nun Braun. „Dass Spieler, die vorher wenig zum Zug gekommen waren, sofort zur Stelle waren, als sie gebraucht wurden. Die Saison ist noch lang, aber bislang hat die Mannschaft gute Leistungen gezeigt und vor allem eine große Bereitschaft, sich zu quälen. Das war bisher schon beachtlich.“

Das beste Spiel? In der Regionalliga Südwest steht der SC Freiburg 2 für viele überraschend an der Tabellenspitze mit dem TSV Steinbach Haiger (beide 30 Punkte/14 Spiele). Ausgerechnet bei seinem Ex-Klub zeigte die TSG Balingen (22/15) laut Coach Martin Braun beim 2:1 ihre bislang beste Leistung. „Die Freiburger waren damals mit fünf Bundesliga-Spielern angetreten und wir drehten in der Schlussphase einen Rückstand, das war beeindruckend.“

Das schwächste Spiel? „Beim 0:3 in Ulm, das war das einzige Spiel, in dem wir chancenlos waren“, findet Braun. In allen anderen bisherigen Partien der laufenden Saison habe seine Elf zumindest mithalten, zumindest eine Chance auf Punkte gehabt.

Kommen Neuzugänge? Es seien keine Winterneuzugänge geplant. Das teilte Geschäftsführer Jan Lindenmair mit. Vielmehr freue man sich, dass nun nach und nach wieder einige verletzte Spieler zurückkehren werden. So werden Cedric Guarino (nach Oberschenkel-OP), Tobias Dierberger (Augen-OP) und wohl auch Tim Wöhrle (Fersenprobleme) am Montag wieder ins Training einsteigen. Weiter ungewiss ist, wann Sascha Eisele (Knie), Tom Schiffel, Jonas Fritschi und Marco Gaiser fit sind (alle Reha).

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