Regionalliga: TSG Balingen erwartet die SG Sonnenhof Großaspach – dort flog der Trainer

Von Marcel Schlegel

Vorlegen ist die Devise: Die TSG Balingen will am Samstag (14 Uhr) gegen die SG Sonnenhof Großaspach endlich mach wieder das erste Tor machen. Der Dorfklub hat am Donnerstag Coach Hans-Jürgen Boysen entlassen.

Regionalliga: TSG Balingen erwartet die SG Sonnenhof Großaspach – dort flog der Trainer

Leander Vochatzer (Mitte) und die TSG Balingen erwarten nun Großaspach.

Es gibt einige Muster, die in den letzten Wochen bei der TSG Balingen auffällig waren und wegen derer die Schwaben von der Konkurrenz der Fußball-Regionalliga Südwest vom 6. auf den 10. Tabellenplatz durchgereicht wurden. Und sich nun in der Tendenz wieder im Abstiegskampf befinden, von dem sich die Balinger selbst auch nie freigesprochen hatten.

(Fast) live dabei sein: Der Zollern-Alb-Kurier tickert am Samstag live vom Regionalliga-Heimspiel der TSG Balingen gegen die SG Sonnenhof Großaspach.

Das Muster, das sie in bei der TSG am Samstag (14 Uhr) im Heim-Geisterspiel gegen die SG Sonnenhof Großaspach suchen und verfolgen, lautet: Endlich mal wieder selbst das erste Tor erzielen. Denn geht die Mannschaft aus der Kreisstadt in Führung, dann verliert sie auch nicht mehr, weil die Fußballer von TSG-Cheftrainer Martin Braun, der am Mittwoch seinen Vertrag verlängerte, dann ihre typischen Stärken ausspielen können: Sie überlassen dem Gegner Ball und Feld, stehen konsequent tief, arbeiten defensiv konzentriert gegen die anlaufenden Gegenspieler.

Lehre der vergangenen Spiele: Nur nicht patzen!

Und bei Ballgewinnen profitieren die Balinger dann von den hochstehenden Reihen des Rivalen, gegen die sie über die schnellen Offensiven mit Kontern so lange nadelstichartig anrennen, bis sie diese schließlich überrennen. Mal gelingt dann der vorentscheidende Siegtreffer, mal nicht. Aber für einen Punkt langt’s den Schwaben dann so gut wie immer.

In den bisherigen 24 Saisonspielen hat die TSG erst eine Partie verloren, in der sie zwischenzeitlich in Führung gelegen hatte, am 2. Spieltag gegen die U23 des 1. FSV Mainz 05 (1:2). Doch schwächt sich die Braun-Elf stattdessen selbst, etwa durch einen Patzer oder einen Platzverweis, dann gelingt ihr diese fürs Balinger Spiel offenbar essentiell wichtige Führung nie.

Und dann sind Punkte rar gesät. Nach diesem letztgenannten Muster nun liefen einige der vergangenen Spiele ab, in der Braun wegen personeller Ausfälle oder Sperren insbesondere in der Abwehr immer wieder rotieren lassen musste – eine Auswahl: In Homburg flogen mit Simon Klostermann und Leander Vochatzer zwei Spieler mit Gelb-Rot vom Platz, man verlor 0:1; in Walldorf legte Jonas Vogler dem Gegner die Führung auf, 1:3 hieß es am Ende; vor zwei Wochen gegen Mainz kassierte die TSG den ersten Gegentreffer schon nach 120 Sekunden, trotz gutem Finish wurde es ein 2:5. Und vergangene Woche bei der 0:2-Niederlage in Bahlingen paarten sich dann beide Negativdynamiken: Zum 0:1 schlug es abermals früh, in der 9. Minute ein, der Gegentreffer – eine Serie namens „Immer einen Schritt zu spät“.

Aspach stellt Coach Hans-Jürgen Boysen frei

Und zu allem Überfluss verloren die heimstarken Württemberger kurz vor dem Ende den nun ohnehin verletzten Matthias Schmitz (Innenmeniskusriss) mit einer überaus fragwürdigen Ampelkarte, die der Kapitän, der seinen Gegner laut Schiedsrichter mit dem Ellbogen bearbeitet haben soll, später so kommentieren sollte: „Wir spielen Fußball und nicht Schach.“ Zudem fehlt auch Tempospieler Marc Pettenkofer (Gelbsperre) am Samstag gegen die SG aus Großaspach, die sich derzeit im freien Fall befindet.

Nach dem Aspacher 0:2 am Mittwoch im Nachholspiel in Koblenz gaben die Verantwortlichen des selbst ernannten „Dorfklubs“ am Donnerstag die Trennung von Coach Hans-Jürgen Boysen bekannt. Ein Nachfolger steht noch nicht fest. Der vormalige Drittligist, dem sich vor dieser Saison der aus Ebingen stammende Ex-Balinger Jan Ferdinand angeschlossen hat, steckt in der Krise, reiht sich derzeit auf Platz 16 und damit direkt vor der Abstiegszone ein – und läuft Gefahr, von der 3. in die Oberliga durchgereicht zu werden.

Doch: Wankende Boxer sind bekanntlich die gefährlichsten, das weiß auch Schmitz, der der TSG wegen einer Knieverletzung mindestens zwei Wochen fehlen wird, je nach finaler Diagnose unter Umständen auch länger (siehe Seitenfuß). „Uns fehlt die Konsequenz der letzten Monate und ein bisschen auch das das Glück“, sagt der 27-Jährige. „Wir müssen öfter einem Rückstand hinterherrennen und damit tun wir uns schwer.“ Mut macht dem gesperrten und verletzten Innenverteidiger indes die Erfahrung aus dem Hinspiel, in dem die TSG bei der SG sogar zweimal hinten gelegen hatte und eben Schmitz in der Nachspielzeit dennoch noch zum 2:2 einköpfte. „Das ist ein richtig guter Gegner, aber die Jungs werden zu alter Stärke zurückfinden und eine Reaktion zeigen.“

Kaan Akkaya verspricht engagierte Balinger

Die kündigt auch Offensivmann Kaan Akkaya an. „Wenn alle an ihre Leistungsgrenze gehen, wird es für Aspach schwer, bei uns etwas zu holen“, sagt der Hechinger, der vor „einer spielerisch sehr guten Mannschaft, die viele Tore schießt“ warnt und die Marschroute wie folgt vorgibt: „Wir müssen aggressiver in den Zweikämpfen sein und, wenn es sein muss, dem Gegner auch mal wehtun.“ Vor allem aber brauche es „wieder diese Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor, damit wir auch mal wieder in Führung gehen“, so Akkaya. „Mit einem 1:0 im Rücken spielt es sich immer leichter.“

Das gilt in besonderem Maße für die Braun-Elf. Die besagte Effizienz nun hatten in den vergangenen Wochen vor allem die Gegner der TSG, das ist auch Flügelspieler Cedric Guarino aufgefallen. In Bahlingen etwa hatte eben Schmitz in der Anfangsphase die TSG-Führung auf dem Fuß, stattdessen schlug es kurz darauf im Balinger Tor ein. „Die vergangenen beide Spiele haben einmal mehr gezeigt, wie hart in der Regionalliga doch Kleinigkeiten bestraft werden“, sagt Guarino. „Der Bahlinger Sieg war verdient, aber das Spiel kann auch ganz anders laufen.“ Und ebendies müsse der TSG gleichsam Lehre und Ansporn sein: „Wir müssen einfach weiter Gas geben – und an uns glauben.“

Matthias Schmitz könnte länger fehlen

Es sind namhafte Spieler, auf die die TSG Balingen in der laufenden Saison immer mal wieder, vor allem aber noch immer verzichten muss: Sascha Eisele (Bänderriss), Jonas Fritschi, Marco Gaiser (beide Aufbau) und Luca Kölsch (Reha nach Kreuzband-OP) – sie alle fehlen Trainer Martin Braun schon Monate oder noch Monate. Auch Keeper Marcel Binanzer, der Schulterprobleme hat und diese konservativ behandeln lässt, wird laut Co-Trainer Lukas Foelsch noch einige Wochen fehlen, mindestens. Neu in der Liste: Kapitän Matthias Schmitz. Der Verteidiger hat sich den Innenmeniskus eingerissen. Er setzt nun erstmal zwei Wochen aus, womöglich aber mehr: Denn Schmitz muss sich nochmals vom Radiologen untersuchen lassen. Es könnte nämlich sein, dass auch der Außenmeniskus und die Kreuzband-Sehne etwas abbekommen haben. Die Balinger Verletzungssorgen, die sich schon durch die ganze Saison ziehen, reißen nicht ab. Glück für die TSG: Auch der kommende Gegner SG Sonnenhof Großaspach hat Personalpech, Aspach muss am Samstag ohne Regionalliga-Toptorjäger Marvin Cuni (15 Treffer) auskommen, der gelb-rot-gesperrt ist.