Fussball

Regionalliga Südwest: Balingens Cheftrainer Martin Braun verlängert seinen Vertrag

22.12.2021

Von Matthias Zahner

Regionalliga Südwest: Balingens Cheftrainer Martin Braun verlängert seinen Vertrag

© Herl

Die TSG Balingen und Chefcoach Martin Braun (links) setzen ihren gemeinsamen Weg fort. Das verkündete der Vorsitzende Eugen Straubinger (rechts) auf der Pressekonferenz, die von Ralph Conzelmann (Mitte) geleitet wurde.

Fußball-Regionalligist TSG Balingen geht auch in die Saison 2022/23 mit Cheftrainer Martin Braun. Dies verkündete der Kreisstadt-Verein auf einer Pressekonferenz am Mittwochvormittag.

Die Verantwortlichen der TSG Balingen und Martin Braun haben sich ligaunabhängig auf eine weitere Zusammenarbeit geeinigt. Der ursprünglich bis Juni 2022 laufende Kontrakt des 53-Jährigen wurde bis Sommer 2023 verlängert.

Zwei Gespräche

Es brauchte keine Überzeugungsarbeit, wie sowohl der Vorsitzende der TSG-Fußballer, Eugen Straubinger, als auch Braun auf der Pressekonferenz am Mittwoch im Klubheim „Henkes 12ter Mann“ betonten. Nach zwei Gesprächen fanden die beiden Parteien schnell einen gemeinsamen Nenner, der da hieß: Vertragsverlängerung bis zum Ende der Saison 2022/23. Von Kontrakten mit längeren Laufzeiten hält der ehemalige Bundesliga-Profi ohnehin nichts. „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass langfristige Verträge oft frühzeitig beendet werden. Wenn man sich dann jedes Jahr einigt, wird es auch langfristig“, erklärte Braun, der sein aktuelles Arbeitspapier erst im Februar unterschrieben hatte.

„Ein Weihnachtsgeschenk“

Warum jetzt schon zwei Monate früher? „Wir wollten uns alle ein Weihnachtsgeschenk machen“, antwortete Straubinger mit einem Augenzwinkern und fuhr dann ernsthaft fort: „Wir hatten auch letztes Jahr geplant, früher in die Gespräche einzusteigen. Durch die Coronageschichte ist der Zeitplan durcheinander gekommen. Für uns war es wichtig, noch dieses Jahr den Abschluss zu machen. Damit wir rechtzeitig in die Planung für die neue Spielzeit einsteigen können und nicht unter Druck geraten, weil uns die Zeit davon läuft.“

Der Verein will neben Braun auch das Trainerteam um den spielenden „Co“ Lukas Foelsch sowie Rainer Huss, Fabian Fecker, Stefan Vogler und Artur Stopper in der nächsten Saison an Bord behalten. „Ich gehe davon aus, dass wir in derselben Konstellation weitermachen“, meinte Braun.

Seit 2020 im Amt

Der Löffinger coacht die Schwaben seit Januar 2020. „Als ich damals das Amt übernommen habe, war die TSG sportlich in einer eher schwierigen Situation“, sagte Braun. Nach nur drei Ligaspielen unter Brauns Regie wurde die Saison 2019/20 zuerst unter- und anschließend abgebrochen. Der Abstieg wurde ausgesetzt; die Kreisstädter hielten die Klasse. In der zurückliegenden Runde schaffte die TSG souverän den Regionalliga-Verbleib. „Die bisherige Zeit würde ich als relativ erfolgreich bezeichnen. Ich glaube, dass wir schon ein gutes Stück nach vorne gehen konnten“, so der Hochschwarzwälder. In der aktuellen Winterpause belegt Balingen mit 27 Punkten aus 21 Spielen Rang zehn, die Abstiegsplätze sind aber bedrohlich nahe. „Wir sind alle realistisch genug, um zu wissen, dass das Momentaufnahmen sind“, stellte Braun klar.

Die Niederlagen seien für ihn keine Überraschung gewesen. „Ich war eher überrascht, dass es anscheinend für Außenstehende eine Überraschung war, dass wir auch ab und zu ein Spiel verlieren. Wir haben über die gesamte Saison nie mehr als zwei Spiele in Serie verloren“, merkte er an. Fernab der Resultate beobachtete Braun eine fußballerische Weiterentwicklung seines Teams. „Da war mein Eindruck, dass wir im Vergleich zur letzten Saison ein Stück weiter sind.“ Und deshalb sei bei ihm immer die Hoffnung dagewesen, „dass sich das irgendwann in Ergebnisse transferieren lässt“. Seine Hoffnung erfüllte sich. Mit fünf Siegen aus sieben Partien gelang der Sprung aus dem Tabellenkeller.

Selbstständiger Unternehmer

Die Regionalliga Südwest ist für den geschäftsführenden Gesellschafter einer Bauträger GmbH „wirklich eine interessante Liga. Und zwar kann ich das eben im Nebenberuf erledigen. Deshalb ist für mich die TSG ein sehr passender Verein, bei dem ich auf sehr hohem Niveau als Trainer arbeiten darf“, erklärte Braun.

Kommentar:
Ein Glücksfall
für die TSG

Die Vertragsverlängerung mit Cheftrainer Martin Braun ist für die TSG Balingen ein Glücksfall. Entsprechend gut gelaunt gaben sich die Verantwortlichen auf der Pressekonferenz am Mittwoch im „Henkes 12ter Mann“, wo TSG-Geschäftsführer Jan Lindenmair im Auditorium Platz nahm und dem Vorsitzenden Eugen Straubinger kurz vor Weihnachten die Verkündigung der frohen Botschaft überließ. Nicht nur das nun bis zum Sommer 2023 laufende Arbeitspapier des früheren Fußballprofis, der für den SC Freiburg und den 1. FC Köln in der Bundesliga auflief, sondern auch der zehnte Tabellenplatz über den Winter, stimmte die Entscheidungsträger des schwäbischen Regionalligisten zum anstehenden Feste fröhlich.

Der 53-jährige A-Lizenzinhaber aus Löffingen im Schwarzwald ist genau der Ruhepol, den es in hektischen und schwer vorhersehbaren Coronazeiten braucht. Braun analysiert die Partien nie aus der Emotion heraus, bleibt stets sachlich. Von den Nackenschlägen in dieser Saison – dem 0:6 in Elversberg und dem 1:6 daheim gegen die Offenbacher Kickers – ließ er sich genau so wenig blenden wie von den überraschenden Siegen gegen den aktuellen Spitzenreiter SSV Ulm (2:1) und den Tabellensechsten FC Homburg (1:0). Braun weiß darüber hinaus die 4:0-Erfolge gegen den FC Astoria Walldorf und den TSV Schott Mainz richtig einzuschätzen. Diese beiden Ergebnisse lassen zwar eine klare Überlegenheit vermuten, doch auch diese Duelle gegen direkte Konkurrenten um den Ligaverbleib waren hart umkämpft. Es sind Kleinigkeiten wie ein gewonnener oder verlorener Zweikampf, das betont auch Braun immer wieder, die letztlich über Sieg, Unentschieden oder Niederlage entscheiden. Die TSG-Spieler müssen jedes Wochenende an ihr Leistungsmaximum herankommen, um in einer Liga mit überwiegend Profiteams eine Chance auf etwas Zählbares zu haben. Dafür gibt der Balinger Chefcoach seinen Spielern einen genauen Plan an die Hand. Mit ihren beiden brandgefährlichen Stürmern Jan Ferdinand (zehn Tore) und Simon Klostermann (neun) schalten die zumeist tief stehenden Kreisstädter schnell um. Bekommen sie aber einen Gegentreffer, müssen sie selbst die Initiative ergreifen. Das fällt der Braun-Elf noch schwer. Daran muss der Schwarzwälder mit seinem Team weiter arbeiten – auch wenn fußballerische Fortschritte in dieser Saison unverkennbar sind. Der Regionalliga-Klassenerhalt ist Jahr für Jahr eine Herkulesaufgabe. Trotz der ordentlichen Ausbeute von 27 Zählern in 21 Partien werden die Balinger bis zum Ende dieser Spielzeit in der Verlosung um einen der wahrscheinlich vier Abstiegsplätze sein. Das ist auch Braun bewusst.


Info: Drei Testspiele terminiert

Die TSG Balingen steigt nach der Winterpause am Montag, 10. Januar, in die Vorbereitung auf die Restrückrunde in der Regionalliga Südwest ein. Vorab haben die Spieler vom Trainerteam ein Lauf- und Athletikprogramm bekommen, das sie bis dahin erledigen sollen. „Es wäre natürlich schön, wenn die Bedingungen so wären, dass man auf dem Kunstrasen vernünftig trainieren kann“, sagte Trainer Martin Braun gestern auf der Pressekonferenz. Falls in Balingen Schnee liegen sollte, müsse man „flexibel sein.“ Das sei aber kein Nachteil. „Wenn du immer gute Bedingungen hast, trainiert man weniger die Widerstandsfähigkeit und die Bereitschaft, mit widrigen Bedingungen umzugehen. Und das halte ich auch für eine wichtige Kompetenz“, merkte Braun an. Das erste Punktspiel im neuen Jahr findet nicht wie ursprünglich geplant am Samstag, 12. Februar, sondern am Abend davor beim VfR Aalen statt. Drei Testspiele sind bereits terminiert – wegen den möglichen Witterungsverhältnissen alle auswärts. Am Samstag, 22. Januar, geht es zum Oberligisten 1. FC Rielasingen-Arlen und eine Woche später zum Liga-Konkurrenten Bahlinger SC. Am Samstag, 5. Februar, gastieren die Kreisstädter beim FC 08 Villingen (Oberliga).

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